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Friedensschrift der Evangelischen Kirche

Erstellt am 29.10.2007 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 08.07.2008 zuletzt geändert.

Matthias Drobinski schrieb in der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 25.10.07 unter der Schlagzeile „Das Ende des gerechten Krieges“ über eine Friedensschrift der deutschen Evangelischen Kirche. Die Evangelische Kirche kritisierte in ihrer Schrift die Auslandseinsätze der Bundeswehr und nahm die USA hart ins Gericht:

„Der Zulauf für islamistische Terrorgruppen sei Ergebnis US-amerikanischer Politik“

„Kein Krieg ist mehr gerecht“

Der Friede sei 1981 wichtig gewesen in der evangelischen Kirche.

  • „Die Christen bekannten sich zu ihm mit Tüchern und Gebeten“,
  • „sie dichteten und sangen Lieder“,
  • „demonstrierten, diskutierten in Akademien“,

als die letzte Friedens-Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erschien.

2007 habe der Frieden nur „einen eher bescheidenen Auftritt“,

Es gäbe

2007

Anders als vor 26 Jahren, stehe

  • die Bundeswehr in Afghanistan wie
  • im Kosovo und
  • patrouilliert am Horn von Afrika,

um den Frieden in den „Zeiten des internationalen Terrorismus“ sichern zu helfen.

Der veraltete Thomas von Aquin mit seinem gerechten Krieg in neuen Schläuchen

Dieser Begründung von Krieg steht die evangelische Kirche in ihrer neuen Denkschrift ausgesprochen kritisch gegenüber. Bischof Huber hätte eigentlich gleich den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan hätte fordern können, wenn so etwas seine Art wäre kommentierte Drobinski in der SZ.

Es gebe keinen gerechten Krieg mehr, behaupte die Denkschrift. Gerecht sei nur der „Friede“. Wobei es unter Friedensforschern eine interessante Diskussion gibt, ob es „den Frieden“ oder eher „die Frieden“ geben sollte. Die evangelische Schrift sei aber eine >>Absage an alle, die im Zeitalter des Terrors Thomas von Aquins Lehre vom „gerechten Krieg“ wiederbeleben wollen<<.

Ungerechter Krieg für Frieden im Extremfall

Im Extremfall so die Friedensschrift könne das Unrecht eines Krieges bestenfalls in Kauf genommen werden, um noch schlimmeres Unrecht zu verhindern. Doch da müssten

  • „aktuelle, schwerste Unrechtshandlungen“ geschehen,
  • „die die minimale Friedensfunktion einer politischen Ordnung überhaupt beseitigen und (…)
  • ganze Gruppen einer Bevölkerung an Leib und Leben bedroht und
  • der Vernichtung preisgegeben werden“.

Kritik der US-Politik

Es müsse

  1. Völkermord drohen, bevor die Kirche Ja sage zum Gewalteinsatz. Die Beseitigung einer Diktatur reiche nicht als Kriegsgrund.
  2. Dieser Einsatz muss durch Beschlüsse der Vereinten Nationen gedeckt sein,
  3. „bewaffnete Friedensmissionen“ dürfen nur „Teil eines friedens- und sicherheitspolitischen Gesamtkonzepts“ sein.

Die bisherige Praxis der Evangelischen Kirche

Bisher war die evangelische Kirche laut Drobinski in den Debatten um den Kosovo- oder den Afghanistan-Einsatz weniger streng. Heute wachse aber die „Skepsis hinsichtlich der Möglichkeiten, mit militärischen Mitteln Frieden zu schaffen“, heißt es in der Schrift für gerechten Frieden.

Die Protestantischen VordenderInnen gehen mit den USA ins Gericht

Der Zulauf zu islamistischen Terrorgruppen habe auch „mit westlicher, vor allem US-amerikanischer Politik zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ zu tun. Wer Frieden wolle, müsse den Frieden vorbereiten, nicht den Krieg, sagte Bischof Huber bei der Präsentation der Friedensschrift in Berlin.

Wilfried Härle, der Vorsitzende der „Kammer für öffentliche Verantwortung

Der hat die Friedensschrift erarbeitet und sagte, er finde,

  • die begonnenen Auslandseinsätze sollten zu einem guten Ende geführt werden,
  • aber Deutschland solle sich nicht in immer mehr Konflikte hineinbegeben, auf die die Bundeswehr nicht vorbereitet sei.

Was auch schon in anderen Kirchenschriften Stand

Ansonsten, die SZ, stehe in der Denkschrift viel, was auch schon in anderen Kirchenschriften gestanden habe: Dass man

Vage Postulate erlauben es allen Parteien von der CDU bis zu den Linken, das Papier zu loben

Jeder finde einen „Denkanstoß“.

Kardinal Karl Lehmann, der katholische Glaubensbruder, habe diesen Umgang mit Kirchentexten einmal „totloben“ genannt.

 

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