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erika sulzer-kleinemeier – 40 jahre fotos für Frieden & Soziales

Erstellt am 27.06.2008 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 25.08.2008 zuletzt geändert.

Die Grafik Fotografien 1967 bis 2007
Sulzer-Kleinemeier, Erika

204 Seiten, Broschur, Fadenheftung
Bestand: lieferbar
ISBN-Nr: 978-3-86600-011-7
einzeln EUR 28,00 SFR 48,00

Friedliche und soziale Lichtblicke – damit die Nacht noch eine Türe hat



Beim recherchieren stieß ich auf das Cover-Foto: Eine geschwungene Menschenkette auf einer mehrspurigen Asphaltpiste mit einer weißen Fahne mit Picassos berühmter Friedenstaube – die auch das Logo von Friedensnews.at inspirierte. Das sieht auf den ersten Blick interessant aus und auf den zweiten Blick hochinteressant!

Erika Sulzer-Kleinemeier ist – laut Verlagstext von Vanessa Müller: „Bildjournalistin, nicht Fotografin“

… „Man könnte von dokumentarischer Fotografie sprechen“, doch es mangele „den Bildern von Sulzer-Kleinemeier an der distanzierten Objektivität, die man oft mit dem Dokumentarismus verbindet“.

Quasi gemein machen mit der guten Sache! Eine Ketzerin die laue Objektivität wegknipst, im Sinne eines Journalismus der eine empathielose Objektivität für Schweinerei hält – wie der berühmte Journalist Roth. Das ist mit dem Objektiv der Kamera im blutleeren Pseudo-Qualitätsjournalismus leichter zu realisieren, denn Fotos haben zumindest aus einer Perspektive scheinbarer Objektivität. Obwohl Bilder auch mehr lügen könnten als 1000 Worte. Verantwortlicher Bild-Journalismus übernimmt auch Verantwortung für die Fernwirkungen der publizierten Bilder – die drei Siebe des Sokrates stellen auch hier die Frage: Sind die Fernwirkungen wahrscheinlich Wahrheiten förderlich, machen sind sie sozial verträglich/gut, wir das Leben durch sie potentiell schöner? Die Bilder scheinen schön, wahr und gut, denn die Fotografin überlegt, welcher Blickwinkel den weniger mächtigen sozial bewegten Menschen hilft, das darzustellen, was sie sein wollen und Mächtige weniger soziale Menschebn in ein kritisches Licht setzt.

„Ihr engagierter Blick selektiert bewußt und richtet sich auf das, was buchstäblich in den Fokus unserer Aufmerksamkeit rücken soll. Viele ihrer Arbeiten reflektieren das Medium Fotografie, indem sie dessen Repräsentationsmechanismen in die Aufnahme integrieren. Auch der Hinweis auf politische Rhetoriken der Selbstdarstellung fließt in ihre Bildästhetik oft mit ein.
In ihrem umfangreichen Fotoarchiv finden sich einerseits wichtige historische Ereignisse. Politiker aller Parteien sind in entscheidenden Momenten politischer Willensbildung abgelichtet, als Redner oder am Rande von Parteitagen. Andererseits richtet sich ihr Blick aber auch auf alltägliche Begebenheiten, die zum Spiegel gesellschaftlicher Befindlichkeiten werden. Prominente stehen deshalb neben unbekannten Vertretern der Gesamtformation Gesellschaft. Auch Formen des Protestes, die von sich aus bildwirksame Ereignisse inszenieren, um mediale Aufmerksamkeit zu erlangen, sind ein zentrales Thema.
… daß viele soziale oder gesellschaftliche Probleme nach wie vor ungelöst sind, machen diese Fotos sichtbar. Demonstrationen zum Beispiel ziehen sich durch die jüngere deutsche Nachkriegsgeschichte wie ein roter Faden. Ob Friedensdemonstrationen, gewerkschaftlich oder studentisch organisierter Protest, die Formen ähneln sich, wenngleich die Ziele andere sind. Dennoch geht es nicht einfach nur darum, eine Ikonografie des Alltags oder der Geste des Protestes auf die Spur zu kommen. Hinter dem Allgemeinen strahlt stets das Besondere durch.

Daß hinter jeder Fotografie die Geschichte ihrer Entstehung steht, wird in den begleitenden Titeln deutlich, die Anekdotisches über die Entstehung der Aufnahme mit sachlicher Information zu dem abgebildeten Ereignis verbinden. …“
Erika Sulzer-Kleinemeier

Sie hat für

  • Magazine wie »Spiegel« oder »Stern« gearbeitet,
  • für Wochenzeitungen wie »Die Zeit« und internationale Zeitschriften wie »Daily Telegraph«.

„Heute werden Aufnahmen von ihr abgedruckt,

  • wenn es darum geht, historische Ereignisse zu illustrieren.
  • Daß ihre Fotografien parallel verstärkt in Kunstkontexten ausgestellt werden, liegt an der Perspektive, die dieser institutionelle Raum bietet.

Hier treten ihre Sujets und ihr engagierter Blick, losgelöst von rahmenden Texten und Kommentaren, verstärkt in den Vordergrund, korrespondiert diesen doch eine gegenwärtige Tendenz der bildenden Kunst, sich engagiert in gesellschaftliche Zusammenhänge einzubringen. … Als engagierte Bildjournalistin hat Erika Sulzer-Kleinemeier immer dann auf den Auslöser gedrückt, wenn es darum ging, Momente festzuhalten, die uns von der Bildwerdung der Wirklichkeit erzählen. Fotografie, so der französische Philosoph Roland Barthes, stehe schließlich für das »so ist es gewesen«. Das meint keine unbedingte Authentizität des Bildes, sondern eine Art der Zeugenschaft. Etwas zeitlich Fernes rückt in seiner reproduzierten Vergegenwärtigung in unsere Gegenwart.

Eine Vergangenheit scheint auf paradoxe Weise präsent“.

Ein Geschenk über das sich die meisten APO oder 68er Opas sicher freuen. Der Preis ist zwar stolz aber bei solchen Bildbänden üblich und er kommt einem kleinen engagierten Verlag und einer Autorin und Fotografin zugute die es verdienen.



 

Posted in Abrüstung, Friedensbewegung, Friedensjournalismus, Kultur, Rezension

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