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Friedenswerkstatt Kinderzimmer

Erstellt am 19.12.2008 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 29.06.2009 zuletzt geändert.

Der Friede kommt aus dem KinderzimmerLeitgedanke:

„Denn jedes Kind hat das Recht auf eine glückliche Kindheit“
Der Vereinsgründer Dr. Hans Czermak (* 18. Juli 1913 in Krems an der Donau; † 12. Dezember 1989 in Wien) der den Österreichischen Kinderschutzbund – Verein für gewaltlose Erziehung ins Leben rief war ein österreichischer Kinderarzt und Universitätsprofessor. Ihm wurde 1994 ein bis heute bemerkenswerter Gedenkband gewidmet.

Der Friede kommt aus dem Kinderzimmer

Hans Czermak – Annäherung – Auforderung – Verpflichtung

Der Sohn von Emmerich Czermak, studierte in Innsbruck und Wien Medizin. Den Zweiten Weltkrieg erlebte er als Truppenarzt vor allem in Russland. Nach 1945 absolvierte er Studien für Sozialpädiatrie in Paris, Stockholm und London. Mehr als vier Jahrzehnte war er in Wien als Kinderarzt tätig; 1949 übernahm er die Leitung der beiden Neugeborenenstationen an der Wiener Universitätsfrauenklinik, von 1962 bis 1978 war er Leiter des Preyer’schen Kinderspitals in Wien und der dort befindlichen Kinderkrankenpflegeschule.

Er konzentrierte sich bei seiner wissenschaftlichen Arbeit vor allem auf den Bereich der Sozialpädiatrie. Bereits in den fünfziger Jahren galt sein vordringliches Anliegen dem Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit in Österreich, um sie auf europäische Durchschnittsraten zu senken. Seine Bemühungen führten

  1. 1974 zur Schaffung des österreichischen Mutter-Kind-Passes, mit dem die gesundheitliche Vorsorge von Schwangeren und Kleinkindern bis zum fünften Lebensjahr geregelt wird.
  2. Mit großem Einsatz setzte er sich auch dafür ein, das Stillen wieder populär zu machen.
  3. In seinem letzten Lebensjahrzehnt war Hans Czermak Vorkämpfer für eine humane, gewaltfreie Erziehung von Kindern.
  4. Es war ihm ein besonderes Anliegen, dem Kind von der ersten Lebensstunde an einen unbestrittenen Platz in der Gesellschaft einzuräumen und ihm damit eine uneingeschränkte psychisch-physische Entwicklung zu ermöglichen.

Czermak stellte fest, dass:

  1. 98 Prozent aller Kinder psychisch und physisch gesund geboren werden, aber
  2. bereits jedes zweite Kind schon nach einigen Lebensjahren mehr oder weniger psychisch gestört und behandlungsbedürftig ist.

Er führte diese katastrophale Entwicklung auf die gängige und weitverbreitete Straf- und Prügelerziehung zurück, der viele Kinder schon ab dem ersten Lebensjahr ausgesetzt sind und die ein Ausgangspunkt für vielfältige Fehlentwicklungen Jugendlicher ist. In den 70er Jahren half er dem Lehrer Peter Schmidt gewalttätige Erziehung im Mühlviertel mit Hilfe der Medien zu outen und einzudämmen. Peter Schmidt wurde in der Folge Medienkritiker und Journalist. Er setzte sich viel mit Frieden und Gewaltkritik auseinander und referierte vor tausenden SchülerInnen.

Deutliche Folgen dieser frühkindlichen Erziehungsdefizite sind Jugendliche werden

  1. aggressiv,
  2. leiden unter Depressionen,
  3. Schul- und Existenzängsten,
  4. zeigen Leistungs- und Entscheidungsschwächen;
  5. unterwerfen sich selbstzerstörerischen,
  6. rigiden Anpassungszwängen und
  7. entwickeln sich zu unglücklichen Außenseitern.

Gekrönt wurde Czermaks Lebenswerk mit der von ihm angeregten Gesetzesänderung, dem Bundesgesetz vom 15. März 1989 (Kindschaftsrecht-Änderungsgesetz, BGBl.Nr. 162/1989), womit u.a. § 146 a ABGB:

„Das minderjährige Kind hat die Anordnungen der Eltern zu befolgen.
Die Eltern haben bei ihren Anordnungen und deren Durchsetzung auf Alter, Entwicklung und Persönlichkeit des Kindes Bedacht zu nehmen.“
um den Halbsatz ergänzt wurde: „die Anwendung von Gewalt und die Zufügung körperlichen oder seelischen Leides sind unzulässig.“

Er war Gründer und jahrelang Obmann des Vereines für gewaltlose Erziehung und des Österreichischen Kinderschutzbundes

Seine Ideen leben noch heute in diesen Organisationen fort.

Als Hans Czermak starb, war nicht zuletzt durch seine Arbeit die Lebenssituation der Kinder in diesen Bereichen bahnbrechend zum Besseren verändert worden. Zur Erinnerung an ihn wird der Hans Czermak-Preis für besondere Leistungen im Dienste der Gewaltfreiheit gegenüber Kindern mit Unterstützung vom Verband Wiener Volksbildung, der Stadt Wien (Magistratsabteilung 13), der Generali-Versicherung und des ORF verliehen.

Literaturhinweise:

  1. Die Gesundheitsverhältnisse der Kinder in Österreich Verlag Hollinek, Wien, 1970
  2. Die erste Kindheit. Ein ärztlicher Ratgeber für das 1. und 2. Lebensjahr Österreichischer Bundesverlag, Wien, 1992, ISBN 3215051745
  3. Stillen – ein guter Beginn. Information für Ärzte, Hebammen und Krankenpflegepersonal Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz, Wien, 1984
  4. Von der Kinderfürsorge zur Sozialpädiatrie in: Liselotte Filla (Hrsg.)
  5. Der Friede kommt aus dem Kinderzimmer, Verlag Verband Wiener Volksbildung, Wien, 1994

Armbrust, Joachim: Streit unter Geschwistern. So lösen Eltern erfolgreich Konflikte. Stuttgart 2007 (gedruckt; Monographie)

Fischer, Martina: Friedensarbeit zwischen Kurzzeit-Evaluierung, Prozessbegleitung und Aktionsforschung. Berlin 2006 (online; Monographie; Graue Literatur)

Dokument kostenfrei online lesbar. Link öffnet PDF-Datei in neuem Fenster.

Auf die Differenz kommt es an. Leipzig 2006 (gedruckt; Monographie)

Menzel, Dirk: Ein Tag voller Konflikte und Kritik – ein guter Tag für den Frieden? 2006 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Abdel-Samad, Hamed: Radikalisierung in der Fremde. 2005 (gedruckt; Sammelwerksbeitrag)

Klein, Paul: Die Integration der Bundeswehr in Staat und Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. 2004 (gedruckt; Sammelwerksbeitrag)

Yassir Arafat – Füchtlingscamp und Nobelpreis. 2002 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Nishihara, Hiroshi: Nationalhymne als Problem des Rechts auf eine ideologisch tolerante Schule in Japan. 2001 (gedruckt; Sammelwerksbeitrag)

Hartmann, Eva-Maria: UNESCO-Projektschulen, dem globalen Lernen verpflichtet, interkulturell, innovativ. 2001 (gedruckt; Sammelwerksbeitrag)

Alter und Altern in Russland. Heidelberg 2001 (gedruckt; Monographie)

Peschel, Andrea: Kommt, wir spielen Frieden. Projektreihe zur Entwicklung von Streitfähigkeit und Konfliktlösung. 1999 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Jugendpolitik in der Republik Polen. 1999 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Ropers, Norbert: Prävention und Friedenskonsolidierung als Aufgabe für gesellschaftliche Akteure. 1997 (gedruckt; Sammelwerksbeitrag)

Schneider, Ulrich; Guenther, Mirko; Grehn, Klaus; Martens, Rudolf; Bordt, Eva-Maria; Juettner, Eberhard: Soziale Infrastruktur in den neuen Bundeslaendern. 1997 (gedruckt; Themenheft; Zeitschriftenaufsatz)

Beck, Ernst-Reinhard: Sicherheitspolitik. 1996 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Ströer, Alfred: „Seid wachsam“. 1995 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Schmidt-Lange, Elke: Was kommt nach dem Frieden? 1994 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Duncker, Ludwig: Dialog und Aufklärung als Kernstücke einer Erziehung zum Frieden. 1989 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Zimmermann, Hans D.: Frieden in Freiheit und Freiheit in Frieden. 1985 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Haucke, Ursula: Der Aufsatz. 1983 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Popp, Wolfgang: Ansaetze zu einem Curriculum Friedenserziehung. 1982 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Grundrechte. 1981 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

Fraser, Ingrid: „Umkehr in die Zukunft“ Insbesondere beim Thema „Frieden“ kommt es darauf an, dass Lernprozess nicht an den Vorerfahrungen und Interessen der Schueler vorbeigeht. Der folgenden Beitrag berichtet ueber einen schuelerbezogenen Unterrichtsversuch. 1980 (gedruckt; Zeitschriftenaufsatz)

 

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