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Literatur – Warum es Sinn macht Jungen und Mädchen teilweise getrennt zu unterrichten

Erstellt am 03.04.2009 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 29.06.2009 zuletzt geändert.

http://shop.friedenspaedagogik.de/images/artikel/cdxk.jpgBuben, Jungen, Burschen: Die Lehrerin stöhnt, die Direktorin kratzt sich am Kopf. Einer der Burschen ist wieder einmal verhaltensoriginell …

Buben fällt es immer schwerer ein „richtiger Bub und Mann“ zu werden. Männer sind das gewalttätigere Geschlecht und PISA-Studien zeigen beim männlichen Nachwuchs immer gravierendere Verhaltens- und Leistungsprobleme.

Welche Schülerin lief schon Amok?

Auch in der Friedenspädagogik und der wesentlich konservativeren Gewaltprävention wird die große Bedeutung von Sex und Gender 2009 noch viel zu wenig berücksichtigt. Kulturelle Gewalt?

Eine österreichische GutachterInnen bei IMST, das explizit innovative didaktischen Projekte in Schulen fördern soll, hat in einem Förderantrag einer Lehrerin bemängelt. Er sei simple Werbung für die Anders Cool Burschentrainings des ZIMD, denn wissenschaftliche Belege für den Sinn dieser Trainings gebe es keine. Die Dame dürfte wohl die Forschung zum Thema seit den 80er Jahren übersehen haben beziehungsweise selktiv ausblenden.

Was spricht heute für geschlechtssensiblen oder gar phasenweise geschlechtergetrennten Unterricht?

Nach einigen Minuten Recherche ist klar: Es gibt eine Fülle von Literatur praktischer und theoretischer bzw. empirischer Literatur und auch zahlreiche DVDs und andere Medien zum Thema, die „doing masculinity für Burschen“ im Unterricht mehr als ratsam sein lassen – gerade im Interesse der Mädchen, Frauen und Lehrerinnen.

GutachterInnen, die behaupten, es gäbe keine wissenschaftlich belegbaren Indizien für phasenweisen getrennten Unterricht von Jungen und Mädchen beziehungsweise, die keine Unterschiede in den Entwicklungspsychologischen Lernfenstern von Jungen und Mädchen einräumen, werfen daher einige gravierenden Fragen auf:

  1. Könnte es vielleicht sein, dass sie die aktuelle Debatte zum Thema grob fahrlässig nicht kennen?
  2. Wie kommen solche GutachterInnen zu Aufträgen für die Beurteilung innovativer pädagogischer Projekte?
  3. Wie innovativ können solche Projekte dann sein?

Eine kurze, kommentierte, lösungsoriente Literautur und Medienliste für jungengerechte Pädagogik

Vera F. Birkenbihl: Weibliche/männliche Kommunikation. (1-3)
o Männer/Frauen – mehr als der kleine Unterschied ca. 140 Min 2004?
o Jungen + Mädchen – wie sie lernen – 140 Min. 2004 + Buch zum Thema

Kurzbeschreibung
Rund 80 % der so genannten Lernschwachen im deutschprachigen Raum sind Schüler, Buben, Burschen, Jungen
Sie sind – lt. Birkenbihl und anderen – nicht einfach dümmer, vielmehr können die Ursache im System identifiziert werden:

Jungen und Mädchen lernen nachweislich unterschiedlich, was heute in fast allen Schulen Österreichs und Deutschandls kaum berücksichtigt wird.

Birkenbihl stellt

  1. die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung vor und
  2. zeigt, warum Eltern und Pädagogen die geschlechtertypischen Merkmale nicht nur berücksichtigen, sondern sogar in den Vordergrund stellen sollten.

Viele praxisorientierte Anregungen helfen dabei, intelligent gegenzusteuern, auch wenn die Unterschiede im Schulunterricht nicht berücksichtigt werden.

Ein 10-Punkte-Programm unterstützt lese- und schreibschwache Kinder/Jungen beim Erlernen dieser wesentlichen Kompetenzen.
zu dieser DVD gibt es auch eine Literaturliste und Birkenbihl nennt Namen von Wissenschaftern, die ihre Behauptungen stützen:
Birkenbihl, Wie es dazu kam, dass alle Welt glaubt, Männer und Frauen seien gleich – … und weshalb das nicht stimmt.

DVD, 165 Min, 2005

Ausgabe Juli, Heft 07-08/2007
Literatur für Mädchen – Literatur für Jungen / Rechtschreiben lernen – integrativ und individuell

Literatur für Mädchen – Literatur für Jungen

  1. Mädchen und Jungen haben unterschiedliche Leseinteressen und Zugangsweisen zur Literatur.
  2. Ein differenziertes Lektüreangebot kann dafür sorgen, dass alle auf die ihnen gemäße Weise gefördert werden.
  3. Aber nicht nur durch unterschiedliche Lektüren kann auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen

Lernen Mädchen Sprachen anders als Jungen?

Internationale Tagung „Gender Studies in der Fremdsprachendidaktik“ vom 23.-25. Februar an der Universität Jena

Mädchen sind sprachbegabter als Jungen und lernen zudem anders als sie? Dieses Klischee geistert bis heute in den Köpfen der Menschen. Denn:

  1. Die Besetzung von Sprachkursen an den Schulen scheint das seitens der Lernenden wie der Lehrkräfte zu bestätigen.
  2. Nach wie vor lernen und lehren mehr Vertreter des weiblichen als des männlichen Geschlechts Sprachen.
  3. Das spiegelt sich auch in den entsprechenden Studiengängen an den Hochschulen wider, sehen doch mehr Frauen als Männer ihre berufliche Zukunft als Fremdsprachenlehrer.

Aspekte dieses weit gefassten Geschlechter-Themas erörterte die internationale Tagung „Gender Studies in der Fremdsprachendidaktik / Gender Studies and Foreign Language Teaching“ .

Prof. Dr. Helene Decke-Cornill (Universität Hamburg) brachte Experten und Expertinnen vor allem aus Deutschland, aber auch aus Kanada, Österreich und der Schweiz in Jena zusammen. Die Konferenz richtete sich über Fremdsprachenlehrende hinaus auch an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen anderer Disziplinen, etwa in der

  1. (Auslands-)Germanistik,
  2. Psychologie,
  3. Literatur- und Erziehungswissenschaft.

Sie wollte zudem Experten und Expertinnen verschiedener Generationen zusammenführen, betonte Katrin Lorenz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Jenaer Lehrstuhl für englische Fachdidaktik.„Gender Studies“ seien erst in den 1970er Jahren mit der Frauenbewegung aufgekommen und daher eine relativ junge Forschungsrichtung, erläutert die Mitorganisatorin der Tagung. „Sie setzen sich mit den Rollen- und Machtverhältnissen der Geschlechter auseinander, machen deutlich, dass kulturelle und gesellschaftliche Gender-Zuordnungen bis heute stark prägenden Einfluss auf das Leben von Frauen und Männern haben.“
Diese Problematik werde auch heute an Schulen kaum thematisiert, macht Prof. Dr. Laurenz Volkmann deutlich.

  1. die Lehrbücher müssten entsprechend gestaltet werden, fordert der Wissenschaftler.
  2. „Gender-Unterschiede erscheinen besonders beachtenswert, wenn Menschen unterschiedlicher kultureller Wurzeln und Traditionen in einer Klasse lernen“,

Welche Erfordernisse das an die Didaktik stellt, wurde während der Tagung ebenso diskutiert wie beispielsweise die Frage des Unterrichts von Fremdsprachen in getrennten Klassen für Mädchen und Jungen oder Gender als ein Aspekt der Landeskunde.

Jungen besser fördern: Denkanstöße und Praxisideen für den Grundschulunterricht

Bildungsdebatten sprechen immer wieder von Jungen als „Verlierern im Schulsystem“, verstärkt wird nach Gründen für diese Entwicklung gefragt. Vieles deutet darauf hin, dass Jungen anders lernen als Mädchen.

  1. Aber wo liegen diese Unterschiede konkret?
  2. Wie können Lehrkräfte ihren Unterricht so gestalten, dass weder Jungen noch Mädchen vernachlässigt werden?

Einen Überblick über den aktuellen Erkenntnisstand, allgemeine Anregungen für die Schulpraxis und fächerbezogene Tipps vereint der neue Band Jungen besser fördern aus der Lehrerbücherei Grundschule (Cornelsen Scriptor).

In den ersten Schuljahren werden entscheidende Weichen gestellt, etwa im Bereich der Lesekompetenz. Hier zeigen sich eklatante Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen: Die Frage nach unterschiedlichen Ausgangsbedingungen der Geschlechter muss beim Lehren und Lernen mitbedacht werden. Experten und Praktiker beschreiben in Jungen besser fördern sowohl die Situation der Jungen in Gesellschaft und Klassenzimmer als auch Maßnahmen, die an Schulen diskutiert und umgesetzt werden. Die Frage,

  1. wie „doing masculinity“ funktioniert, spielt hier ebenso eine Rolle wie
  2. konkrete Erfahrungen mit Jungengruppen.

Außerdem wird eine Vielfalt an Denkanstößen und anschaulichen Beispielen für die Unterrichtpraxis vorgestellt:

  1. Auswahl der Lektüre im Deutschunterricht,
  2. der Einsatz von Bundesligatabellen in Mathematik oder
  3. Gruppenarbeit zum Thema „Ist es immer cool zu gewinnen?“ für den Sportunterricht.

Ausgelotet werden pädagogische Wege, die an besonderen Kompetenzen und Interessen von Jungen ansetzen. Die Bedeutung von Individualität behalten die Beiträge dabei stets im Auge: Ziel ist die persönliche Entfaltung aller Kinder.

Literaturlisten zu den Vorträgen von Vera F. Birkenbihl zu ihren Vorträgen in KARLSFELD 2005

Tag 1 Männer und Frauen

BIRKENBIHL, Vera F.:

  1. Trotzdem Lehren. Gabal 2004
  2. Das Innere Archiv. Gabal 2002
  3. Jungen und Mädchen: wie sie lernen; Knaur, Sept. 2005, Neuerscheinung im April 2006: Fonetix©; e-book.

VOS, Jeanette + DRYDEN, Gordon: The learning revolution: To change the way the world learns. Network Ed. Press 2001

Tag 2 Jungen und Mädchen und wie sie lernen

BARON-COHAN, Simon: Vom ersten Tag an anders. Walter Verlag 2004

BBC-Exklusiv (TV-Sendung): Das Mädchen, das ein Junge war

BIDDULPH, Steve: Jungen! Wie sie glücklich heranwachsen. Heyne 2002

BIRKENBIHL, Vera F. : Männer/Frauen, mehr als der kleine Unterschied (Video). Gabal 2003 (2005 auch als DVD)

BISCHOF-KÖHLER, Doris: Von Natur aus anders. Kohlhammer 2004

HARRIS, J. Ruth: Ist Erziehung sinnlos? Rowolt 2002

MONEY, John: Ein Psychologe der mit grausamen wissenschaftlichen Experimenten seinen Ruhm aufbaute und durch die Unterschlagung von bedenklichen Indizien Gender-Mythen in Umlauf brachte die noch heute als kulturelle Meme verheerend wirken.

POOL, Robert: Evas Rippe. Droemer Knaur 1995

WEINER-DAVIS, Michele: So ändere ich meinen Mann. Piper 2003

PFEIFFER, Christian: Kinder- und Jugendkriminalität in Deutschland: Ursachen, Erscheinungsformen, Gegensteuerung; Inst. f. Erlebnispäd. e. V.
ZIESEMER, Bernd: Die Neidfalle. Campus 1999

 

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