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Hans-Czermak-Preis für eine gewaltfreie Gesellschaft 2009

Erstellt am 03.06.2009 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3561 mal gelesen und am 08.07.2010 zuletzt geändert.

„Kinder sind alles,
was wir nie wirklich
besitzen können.“

Prof. Hans Czermak

Der Wiener Volkshochschulen in Zusammenarbeit mit Wien Live

Ausschreibung

Die Erziehung zur Gewaltlosigkeit und Toleranz war eine Lebensaufgabe des Kinderarztes Prof. Hans Czermak. Ein Blick in die aktuellen Tageszeitungen zeigt jedoch, dass gegen diese Prinzipien heutzutage oft verstoßen wird. Daher muss aktiv Lobbying für die Rechte von Kindern und Jugendlichen betrieben und Überzeugungsarbeit für gewaltfreie Erziehung geleistet werden. Die Erinnerung an Czermaks Wirken allein genügt nicht, gelebte Praxis ist gefordert.
Mit dem Hans-Czermak-Preis helfen die Wiener Volkshochschulen,

  1. Einzelpersonen und
  2. Initiativen auszuzeichnen,

die Akzente für eine humane Gesellschaft setzen.Vizebürgermeisterin Grete Laska und Dr. Michael Ludwig, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Wiener Volkshochschulen

Das Vermächtnis von Hans Czermak

Mit diesem Preis soll die Erinnerung an den engagierten Kinderarzt, den am 12. Dezember 1989 verstorbenen Sozialpädiater Univ. Prof. Dr. Hans Czermak, wachgehalten werden.
Hans Czermak, 1913 geboren, übernahm im Jahre 1949 die Leitung der beiden Neugeborenenstationen an der Universitäts-Frauenklinik, war ab 1962 Primar am Gottfried Preyerschen Kinderspital und Leiter der dortigen Krankenpflegeschule. Er gilt als einer der international wesentlichen Verfechter der gewaltlosen Kindererziehung. Dr. Hans Czermak entwarf den Plan eines Mutter-Kind-Passes, mit dem die Säuglingssterblichkeit auch in Österreich auf ein europäisches Maß gesenkt werden konnte und trat vehement für das Stillen von Säuglingen ein. In seinem letzten Lebensjahrzehnt war Hans Czermak Vorkämpfer für eine humane, gewaltfreie Kindererziehung.
Als Hans Czermak 1989 in Wien starb, war nicht zuletzt durch seine Arbeit die Lebenssituation der Kinder bahnbrechend verändert.

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Ausschreibung für den Hans-Czermak-Preis 2009 der Wiener Volkshochschulen

1 Die Wiener Volkshochschulen GmbH verleiht für hervorragende Arbeiten für Verdienste um gewaltlose Erziehung zweimal den Hans-Czermak-Preis in der Höhe von Euro 2.200,-

2 Für besondere Leistungen im Sinne eines Gesamtwerkes wird 2009 ein Sonderpreis von Wien Live in der Höhe von Euro 2.200,- verliehen.

3 Der Hans-Czermak-Preis kann aufgrund persönlicher Bewerbung an Einzelpersonen, Gruppen, Initiatoren und Vereine verliehen werden, die mit dem eingereichten Werk einen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für gewaltlose Erziehung leisten wollen.

4 Zur Bewerbung um die Verleihung des Hans-Czermak-Preises können Arbeiten aus folgenden Bereichen eingereicht werden:
a) darstellende Kunst: Theater, Oper, Film, Musical, Hörspiel, Literatur, Performance usw.
b) Volksbildung: Veranstaltungsreihen, Symposien, Aktionen, journalistische und wissenschaftliche Arbeiten.

5 Es werden nur jene Arbeiten berücksichtigt, die in den letzten drei Jahren vor dem jeweiligen Ausschreibungstermin abgeschlossen wurden.

6 Zur Bewerbung um die Verleihung des Hans-Czermak-Preises können nicht eingereicht werden:
a) Arbeiten, die im Auftrag oder mit Förderung einer Gebietskörperschaft öffentlichen Rechts oder eines Forschungsfonds durchgeführt wurden und werden;
b) Arbeiten, die bereits abgeschlossen wurden bzw. deren Durchführung oder Publikation länger als drei Jahre vor dem jeweiligen Ausschreibungstermin zurückliegt;
c) Lebensläufe und Publikationslisten, die ein Lebenswerk oder ein bemerkenswertes Schaffen dokumentieren.

7 Die Einreichung der Arbeiten (in zweifacher Ausfertigung) ist bis 30. Juni 2009 an die Wiener Volkshochschulen zu richten. Sie ist mit der Aufschrift „Hans-Czermak-Preis“ zu versehen. Jeder Bewerbung sind in zweifacher Ausfertigung beizulegen:
a) ein kurzer Lebenslauf;
b) eine Erklärung, dass die Arbeit vom Bewerber selbst erarbeitet wurde und bei keiner anderen Preisbewerbung eingereicht wurde;
c) eine Erklärung, dass sich der Bewerber den Bedingungen der Ausschreibung unterwirft;
d) Arbeiten aus den Bereichen darstellende Kunst bzw. Aktionen sind in geeigneter Form zu beschreiben oder audiovisuell zu dokumentieren (z.B. Fotos, Videos, Film, Tonband).

8 Die Einreichung von Arbeiten unter Kennwort ist zulässig; in diesem Falle ist ein mit dem Kennwort versehener, verschlossener Briefumschlag beizulegen, der die in Punkt 6 angeführten Beilagen enthält.

9 Ein Preisträger kann nach Ablauf von vier Jahren mit einer neuen Arbeit wieder um einen Hans-Czermak-Preis einreichen. Der Hans-Czermak-Preis wird höchstens zweimal an einen Preisträger verliehen.

10 Ausgenommen von der Bewerbung um den Hans-Czermak-Preis sind angestellte Mitarbeiter der Wiener Volkshochschulen GmbH und Mitglieder des Zentralvorstandes.

11 Auf Vorschlag des Geschäftsführers bestellen die Wiener Volkshochschulen eine ehrenamtlich tätige Jury, die aus fünf Personen besteht und Vorschläge für die Preisvergabe bis zum 15. September 2009 zu erstellen hat. Die Wiener Volkshochschulen haben über den Vorschlag der Jury zu befinden und die Verleihung zu beschließen. Sollten die Juroren nicht für alle Bereiche je einen Antrag für die Preisverleihung namhaft machen können, so können auch für einen Förderungsbereich zwei, aber höchstens drei Arbeiten für die Preisverleihung empfohlen werden. Sollten sich die Juroren außerstande erklären, für die Verleihung von Preisen Anträge zu stellen, kann von der Vergabe Abstand genommen werden. Die Zusammensetzung der Jury wird bei der Preisverleihung bekanntgegeben.
Die Juroren sind hinsichtlich der Beratungen und Bewerbungen der Schweigepflicht unterworfen.

12 Die Verleihung des Hans-Czermak-Preises findet im Rahmen einer repräsentativen Feier in Wien statt. Über die Preisverleihung ist in Form von Presseaussendungen oder in einer Publikation der Wiener Volkshochschulen zu berichten.

13 Die Wiener Volkshochschulen erwerben durch die Verleihung eines Hans-Czermak-Preises das Recht, die preisgekrönte Arbeit ganz oder teilweise zu veröffentlichen, was jedoch eine anderweitige Veröffentlichung nicht ausschließt. Die eingereichten Arbeiten bzw. deren Beschreibung oder audiovisuelle Dokumentation bleiben im Besitz der Wiener Volkshochschulen.

14 Die eingereichten Arbeiten, welche nicht mit einem Hans-Czermak-Preis ausgezeichnet wurden, werden nach der Preisverleihung zurückgesandt.
Einsendeschluss: 30. Juni 2009

Impressum:
Die Wiener Volkshochschulen GmbH, Hollergasse 22, 1150 Wien
Tel.: 01/89 174 DW 115
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»Kinder sind alles, was wir nie wirklich besitzen können«

Wer sich Kindern widmet, wer sie liebt, der kommt um die Frage der Gewalt innerhalb der Familie nicht herum. Gewalt gegen Frauen und von der Frau gegenüber dem Mann bedeutet in letzter Konsequenz Gewalt gegen das Kind. Herzlosigkeit ist Gewalt, und sie muß nicht physisch sein.
Es ist so schwer, Kinder zu verstehen. Noch viel schwerer ist es, sie richtig zu behandeln, wobei ich das Wort behandeln nicht so sehr schätze, weil wir es nicht mit psychiatrischen Pflegefällen zu tun haben. Ihre Stärke besteht darin, dass sie die bewusste Lüge nicht kennen, und nicht die Grenze zwischen Phantasie und Wahrheit, die künstlich geschaffen wurde. Weil sie in einer Dimension leben, die uns fremd geworden ist, fürchten wir sie.
Gewalt: Ja, Gewalt ist allgegenwärtig. Aber denke daran, dass jemand, der ein Kind schlägt, sich so weit aufgegeben hat, dass er offen seine Hilflosigkeit eingesteht. Nur der, der seine Angst nicht unter Kontrolle bringen kann, ist gewalttätig, und dann nur gegen jemanden, der körperlich schwächer ist. Nimm den Eltern ihre Angst, und kein Kind wird geschlagen werden.
Weil wir über Angst gesprochen haben: Vor dem Tod habe ich keine Angst, ich habe mich allerdings auch nicht mit ihm anfreunden können. Angst habe ich vor einer eventuellen Wiedergeburt. Ich möchte wirklich nicht so behandelt werden wie es den Kindern derzeit angetan wird. Fremdenhass und Kinderhass gehen Hand in Hand. Wären die Begierden des Zeugens und Empfangens nicht in der Lage, jeden klaren Gedanken auszuschalten, dann wären wir bereits ausgestorben. Kennst du dieses wunderschöne Märchen der Bantu? Da steht, dass Kinder die Erbschaft eines sterbenden Gottes seien, der auf diese Art noch seine Samen in jene Welt trägt, die für ihn schon verloren ist. Würden wir Kinder so behandeln, wären wir vielleicht auf dem rechten Weg.
Versuche einmal einen kleinen Test: Nimm auf Tonband auf, was du täglich sagst, dann stell‚ dich vor einen Spiegel und hör’s dir an. Und dann stell dir die Frage, ob dein Kind wirklich dein Ebenbild werden soll – eine Scheußlichkeit, was dabei herauskommt. Es ist traurig, dass wir so überkultiviert sind, dass für jede Selbstverständlichkeit das Lallen von angeblichen Fachleuten ausschlaggebend ist. Die besten Fachleute auf dem Gebiet der Kindererziehung sollten doch gute Eltern sein, und die besten Eltern sind die besten Fachleute – dann bedarf es keiner pseudowissenschaftlichen Abhandlungen.
Wie oft verurteilen wir sie, weil sie uns weiser scheinen als wir selbst es sind. Kinder verdienen unsere Achtung, und deshalb tut für sie, was immer ihr könnt! Sie sind alles, was wir nie wirklich besitzen können, und gerade deshalb alles was wir haben.
Hans Czermaks Vermächtnis an die Eltern

 

Posted in Gewaltprävention, Menschenrecht, Österreich

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