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Stellt die Friedensfragen!

Friedensforschung und Friedenspraxis

Erstellt am 04.08.2009 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 06.10.2009 zuletzt geändert.

Marcel Baumann / Hanne-Margret Birckenbach / Volkhard Brandes / Sandra Dieterich / Ulrich Gundermann / Ulrike Suhr (Hrsg.),Friedensforschung und Friedenspraxis.Ermutigung zur Arbeit an der Utopie,Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt/M., 2009,Frz. Broschur, 372 S., 29,90 Euro, ISBN 978-3-85099-383-5Der Verlagstext des von Reiner Steinweg geschätzen Verlags verspricht in etwa folgendes:>Eine Bestandsaufnahme, die den Blick auf alte und neue Krisenherde in der Welt wirft. Diskutiert werden vor diesem Hintergrund Ansätze und Wege zur Überwindung von Gewalt auf individueller, sozialer und politischer Ebene.
Von der kritischen Friedensforschung bis zu Erfahrungen praktischer Friedensarbeit spannt sich das Spektrum des dem Friedensforscher Reiner Steinweg zum 70. Geburtstag gewidmeten Sammelbandes. 70 Jahre und davon 50 Jahre Friedensengagement. Das stellt Steinweg in eine Reihe mit Galtung. Senghaas, Czempiel.Der Blick reicht zurück in die Zeit

  1. der ersten Ostermärsche vor einem halben Jahrhundert und
  2. des Beginns kritischer Friedensforschung wenige Jahre später,
  3. ist aber ebenso auf die seitherigen Entwicklungen gerichtet.

Es geht um

  1. politische Strategien aber auch
  2. Wege zur persönlichen Entscheidungsfindung.
  3. Möglichkeiten, Konflikte friedlich zu bewältigen, sei es im Alltag einzelner Menschen und ihrem Umfeld, sei es in zwischenstaatlichen Konflikten und im Bemühen, die internationale Zusammenarbeit durch Instrumente gewaltloser Krisenprävention weiter zu entwickeln.

Mit Beiträgen von

Sruti Bala, Marcel M. Baumann, Jörg Becker, Hanne-Margret Birckenbach, Volkhard Bran-des, Lothar Brock, Andreas Buro, Sandra Dieterich, Gerda Forstner, Ulrich Gundermann, Gundula Harlan, Egbert Jahn, Siegbert Janko, Gerd Koch, Karlheinz Koppe, Franz Leidenmühler, Eva Maringer, Georg Meggle, Monika Merli, Hannah Reich, Werner Ruf, Runheide Schultz, Dieter Senghaas, Eva Senghaas-Knobloch, Gernot Steinweg, Ulrike Suhr, Konrad Tempel, Florian Vaßen, Christian Wellmanny<

Der praktische Friedensanalytiker – subjektives und hintergründiges zum Buch

Mit nur 30 Jahren Erfahrung in der Friedensbewegung könnte Reiner Steinweg mein Vater sein. Erstmals kreuzten sich unsere Wege vor gut 20 Jahren kurz für der Olympiade in Südkorea. Ich recherchierte für eine Story im Falter und Reiner hatte eine Manuskript mit das sich mich Unfriedensanalytisch mit Südkorea auseinander setze. Seine Infos waren so ergiebig wie eine Reise ins Land und ich schrieb eine Story: „Spiele im Kasernenhof“ – das war praktische Hilfe für den jungen Friedensjournalisten. Das Buch erschien nach akribischer Arbeit, die den kleinen bescheidenen Mann mit Gandhistatur mit Bewunderung und Bekritelung attestiert wurde, erschien im Suhrkampf Verlag. So tröpfelte vom Olymp des kritischen Verlages Erquickung in die österreichische Medienlandschaft. Danach hatten wir fast 20 Jahre keinen persönlichen Kontakt mehr. Denn Reiner war in Linz als Friedensprofi aktiv und ich gründete eine Familie, was sich als wenig kompatibel mit professioneller Friedensarbeit im Österreich jener Jahre war.

Hand in Hand mit dem Feinmechaniker für den Frieden

Bis Jänner 2006 sind wir einander nicht mehr persönlich begegnet. Dann trafen wir einer wieder. Reiner war die unumstrittene fachliche Autorität in einem Hearing bei dem ich mich erfolgreich um die Position des Projektkoordinators für 20 Jahre Friedensstadt Linz bewarb. 2006 war kann eines meiner sinnvollsten Jahre in meiner Berufslaufbahn. Mit zahllosen Mails und ebensovielen Telefonaten entwickelte ich mit Reiner Steinweg und anderen LinzerInnen ein viertägiges Symposion das indirekt wohl auch eine Summa von Reiners Linzer Jahren war. Weitere drei Jahre dauerte es bis daraus ein neues Standardwerk zum Thema wurde: „Kommunale Friedensarbeit„, Linz, 2009.Ein Buch in dem jede Fußnote wohl gesetzt ist und auf lesenswerte Perlen zu Aspektes des Themas verweist.

Nun zum Buch

Der deutsche Friedensforscher und Politologe Reiner Steinweg ist

  1. einer, dem die Diskrepanz zwischen Hoffen und Realität bewusst ist.
  2. Als Mitarbeiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (von 1974 bis 1987) und
  3. bis heute als Leiter der Außenstelle Linz des Österreichischen Zentrums- für Frieden und Konfliktlösung, setzt er sich immer wieder engagiert als Mahner und Treibriemen für die Überwindung von Gewalt im individuellen, sozialen und politischen Raum ein.

Ein Herausgeberteam, dessen Mitglieder in unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen und Generationen mit Reiner Steinweg beruflich und freundschaftlich verbunden sind, haben

  1. zu seinem 70. Geburtstag (geb. 1939) eine Festschrift herausgebracht.
  2. Gleichzeitig haben sie eine Bestandsaufnahme der Theorie der Friedensforschung und Praxis der Friedensarbeit versucht.

29 Friedensforscher und Friedensarbeiter setzen sich in drei Bereichen mit der Geschichte, der Gegenwart und Zukunft des für die Menschen existentiellen Friedens auseinander:1. Kritische Friedensforschung – Arbeit an der Utopie?2. Friedenspraxis – Arbeit mit Texten, Tönen, Haltungen, und3. Schwierige Wege – Die Anfänge.Teil 1Zuerst reflektiert der Mannheimer Politikwissenschaftler Egbert Jahn zum Thema „Zivilismus – Ein Projekt zur Zivilisierung des Konflikts in der menschlichen Gesellschaft“. Dabei werden Konflikte nicht negiert; vielmehr gehe es darum, an einer „Weiterentwicklung von Demokratie als gewaltarmer Herrschaftsform“ mitzuarbeiten. Erforscht werden solle „die Ausbreitung gewaltfreien, gewaltlosen und gewaltarmen Konfliktverhaltens in Politik und Gesellschaft“.Der Frankfurter Politikwissenschaftler Lothar Brock begründet die These, dass die im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts eingeführte Unterscheidung zwischen

  1. negativem und positivem Frieden,
  2. zwischen direkter und struktureller Gewalt

dazu beigetragen habe, die Unsicherheiten und unterschiedlichen Positionen der Gewaltkritik zu verschärfen. Er plädiert für einen pragmatischen Zugang zur Gewaltkritik, die „nicht opportunistisch ist, sondern das Prinzip der Gewaltminderung…“ betone.Werner Ruf fragt mit seinem Beitrag: „Quo vadis Friedensforschung?“.

  1. Er beklagt die Entpolitisierung der Friedensforschung und
  2. plädiert dafür, erneut eine kritische Friedensforschung zu etablieren, bei der es darum gehe, kritische Öffentlichkeit im politischen Geschehen herzustellen.

Die an der Universität Gießen tätige Politikwissenschaftlerin Hanne-Margret Birckenbach und der Kieler Sozialwissenschaftler Christian Wellmann referieren über „Subjektnahe Friedensforschung als Methode zur handlungsorientierten Erforschung konfliktträchtiger Vergangenheitsdiskurse“. Die Blickrichtung ändere sich dabei von der „Feindbildforschung“ hin zur „Erforschung von Subjektivität. Am Beispiel der politischen Entwicklung in der (ehemaligen sowjetischen) Ostseeregion lasse sich aufzeigen, dass Relativierungen von vergangenen Leiderfahrungen im „Kreislauf des Erinnerns als Konfliktressource“ abgeschwächt werden sollten.Karlheinz Koppe, Vorsitzender des geschäftsführenden Vorstands von Pax Christi, setzt sich mit dem Spannungsverhältnis „Friedensforschung – Friedensbewegung“ auseinander. Er stellt einerseits fest,

  1. dass eine gesunde Distanz zwischen theoretischer Forschungs- und praktischer Friedensarbeit durchaus angezeigt sei;
  2. andererseits jedoch wünscht er sich, dass die Distanziertheit und die zahlreichen Brüche der beiden „Schwestern“ sich mildern können.

Der Völker- und Europarechtler von der Johannes Kepler Universität Linz, Franz Leidenmühler, fragt nach der „Legitimität und Legalität einer Staatenbildung am Beispiel des Kosovo“. Dabei weist er auf „ein zweifaches katastrophales Scheitern der europäischen Friedenspolitik“ hin. Er bedauert, dass es nicht gelungen ist, „zuerst … funktionierende staatliche Strukturen im Kosovo aufzubauen, und dann den Schritt zur Eigenstaatlichkeit zu setzen“.Die beiden jungen MitherausgeberInnen der Fest- und Diskussionsschrift sind der wissenschaftliche Mitarbeiter am Seminar für Wissenschaftliche Politik an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg/Br., Marcel M. Baumann und die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sozialwissenschaftlichen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sandra Dieterich. Sie greifen in den konfliktträchtigen Diskurs über unterschiedliche Positionen und Standortbestimmungen der Friedensforschung mit dem Statement ein:

  1. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“.
  2. Weiters plädieren für eine „enttäuschungsfeste kritische Friedensforschung“ und
  3. werben sie für einen interdisziplinären Brückenbau zwischen unterschiedlichen Strömungen.

Dieter Senghaas und Eva Senghaas-Knobloch beschließen den ersten Teil mit der immerwährenden Frage: „Quod est pax?“, was Friede sei. Die „Annäherung an wissbaren Frieden“ in der Friedensforschung erfordere ein „Ringen um eine Ästhetik des Friedens“, die mit dem Zauberwort „Schutz“ paraphrasiert werden müsse: Schutz vor Gewalt, – der Freiheit, — vor Not, – der kulturellen Vielfalt – Diversity.

Teil 2

beschäftigt sich mit Konzeptem und Beispielen aus der Friedenspraxis. Ihn eröffnet der 1928 geborene Politikwissenschaftler Andreas Buro mit seinen Erinnerungen an den „Marsch der Gewaltfreien von San Francisco nach Moskau 1960/61“.Der Antrieb der Friedensbewegten jener Tage sei, im „Kalten Krieg“ gegen Krieg und atomare Aufrüstung für den Frieden zu marschieren gewesen. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sei, wie nicht anders zu erwarten sei: Ehrenwert aber naiv gewesen. Immerhin hätten diese und ähnliche Aktivitäten bewirkt das, was die Friedensbewegung in den folgenden Jahrzehnten kenngezeichnet habe:„Die Teilnehmer… verändern sich selbst und werden dauerhaft motiviert“. Dies wäre wohl auch heutigen Friedensbewegten durchaus zu wünschen.Der in der Ostermarschbewegung engagierte Hamburger Pädagoge und Lehrerbildner Konrad Tempel tönt philosophisch zur Frage, was für ihn, im Rückblick und in der Vorausschau Motive sind, für die Friedensarbeit zu engagieren: „Den Samen der Freude und des Friedens Nahrung geben“. Nicht als Rezept, aber durchaus als Denk- und Handlungsanregung für andere stellt er fest: Um sich für den Frieden tätig einzusetzen müsse man

  1. sich selbst mögen, erschütterbar bleiben,
  2. der eigenen Sehnsucht vertrauen,
  3. beharrlich sein,
  4. im aufrechten Gang streiten,
  5. Sowohl-als-auch Akteur sein,
  6. das Unfertige schätzen,
  7. Schmerz und Verletzungen anderer ernst nehmen,
  8. freimütig einen Schritt zurück treten,
  9. sich an Quellen erfrischen und
  10. in Freude leben können.

Der Berliner Kultur- und Theaterwissenschaftler Gerd Koch und der Hannoveraner Germanist und Theaterpädagoge Florian Vaßen reflektieren Reiner Steinwegs Anregungen zur Theorie und Praxis des Lehrstücks. Anknüpfend an Bertolt Brecht, der das Lehrstück als theatralisches, aufklärerisches und nicht zuletzt bildendes, also den Menschen veränderndes Mittel einsetzte, habe Steinweg,

  1. die Themen „Gewalt, Krieg und Widerstand im Lehrstück-Modell“ weiter entwickelt.
  2. Er habe ein Netzwerk von Gleichgesinnten geschaffe und
  3. dazu beigetragen, dass das „spielerische“ Engagement Ernst bleibe.

Hannah Reich, als Forscherin am Berliner Berghof-Forschungszentrum für Konstruktive Konfliktbearbeitung tätig und die Theaterwissenschaftlerin Sruti Bala stellen in ihrem Beitrag „Theaterräume als Methode der Wissensgenerierung in der Friedensarbeit“ dar.

  1. Wenn es darum gehe, das „Unsagbare“ zu thematisieren, müsse man es zeigen;
  2. diese theaterpädagogische Überzeugung nehmen die Autorinnen zum Anlass, über den Zusammenhang von Forumtheater und Politik zu reflektieren. Am Beispiel von Augusto Boals Theatertheorie stellen sie den Zusammenhang zur Friedens- und Konfliktforschung her und beziehen dabei Steinwegs Verdienste entschieden ein.

Die Österreichische Psychotherapeutin und langjährige Mitarbeiterin Steinwegs, Eva Maringer, plädiert in ihrem Beitrag, für den sie die Überschrift „Gewaltig“ wählte, dafür, Konfliktintelligenz zu entwickeln und Streitverhalten zu lernen. Daraus entstehe beinahe so etwas wie ein hilfreicher Wegweiser. Er helfe

  1. mit Konflikten umzugehen und Konflikte sowohl als prekäre, individuelle und
  2. gesellschaftliche Situationen zu erkennen und zur Bewältigung beizutragen, wie auch
  3. Konflikte als Chancen zur Veränderung wahrzunehmen.

Die Juristin und als Mitglied des Unabhängigen Verwaltungssenats der Steiermark tätige Monika Merli, stellt die Konzeption und Erfahrungen mit dem Grazer Projekt „Gewalt in der Stadt“ vor. Dabei seien die Annahmen des Forschungsprojektes durchaus exemplarisch auch auf andere urbane Einheiten zu übertragen:

  1. Es gibt keine Stadt ohne Gewalt –
  2. Wie viel Gewalt in einer Stadt vorhanden sei, hänge zum einen von den öffentlichen Strukturen und den agierenden (Verwaltungs-)Einrichtungen und Personen ab, zum anderen aber auch von jedem Bewohner selbst.
  3. Gegen Gewalt in der Stadt könne man etwas tun.

Die Kulturmanagerin Gerda Forstner und der Kulturdirektor der österreichischen Stadt Linz, Siegbert Janko, berichten über Konzepte und Aktivitäten in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz, die sich 1986 als Friedensstadt deklariert hat. Sie machen in ihrem Beitrag deutlich, dass das Logo „Friedensstadt“ Verpflichtung und Chance für alle Bewohner signalisiere.Ulrich Gundermann, Sozialpädagoge und Psychotherapeut, experimentiert in der Jugendarbeit mit Erzählgruppen, um „spielerisch Voraussetzungen für Friedensfähigkeit (zu) erkunden“. Er informiert über zahlreiche Versuche und Hochschulseminare, mit Erzählgruppen „Zugang zu inneren Quellen und zum eigenen Schatten“ zu finden. Er sei überzeugt, dass eine Gesellschaft, die mit ihren Konflikten gewaltlos(er) umgehen möchte, mit dieser Form des „Friedens-Erzählens“ gute Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander finde.Der Politikwissenschaftler Jörg Becker, an den Universitäten in Marburg und Innsbruck, thematisiert ebenfalls den Zusammenhang von Friedens- und Erzählforschung. Sein Beitrag: „Erzählen als Enttöten“ macht darauf aufmerksam,

  1. dass die Erzählung eine Form der Kommunikation sei.
  2. Sie benötige zum Zuhören, zum Diskutieren und zur Auseinandersetzung andere Menschen.
  3. Sie könne ein Mittel zur Friedenserziehung und –schaffung sein.

Marcel M. Baumann und der Philosoph Georg Meggle diskutieren mit ihrem Beitrag die Überlegungen und die Folgen der Stellungnahme „Freundschaft und Kritik“, das als „Manifest der 25“ 2006 in der deutschen und internationalen Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit und Kritik gesorgt habe. Es ging dabei um den Nahost-Konflikt und die Positionen Israels gegenüber den Palästinensern und den arabischen Nachbarn.  Insbesondere Vorwürfe des Revisionismus weisen die Autoren entschieden zurück.

  1. Eine politische Auseinandersetzung bedürfe im internationalen Diskurs der „Offenheit und Aufrichtigkeit“,
  2. Es dürfe keine Denkverbote im Dialog geben.

Die Hamburger Theologin Ulrike Suhr ehrt den Jubilar, Reiner Steinweg, indem sie eine bebilderte Laudatio einbringt:„Zwischen Spiel und Diskurs – Themen und Methoden des Friedensforschers Reiner Steinweg“. Die Erinnerungsarbeit sei es, die der politische Mensch, der Friedensforscher und das Täterkind Steinweg auf den Weg gebracht habe, den er in aller Konsequenz gehe.

Teil 3

„Schwierige Wege – Die Anfänge“ wird die Erinnerungsarbeit fortgesetzt.Die Sozialarbeiterin und Leiterin der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft „Kindeswohl – Kindeswohlgefährdung“ in Hannover, Runheide Schulz, die Schwester Reiner Steinwegs, zeigt mit der Familiengeschichte auf, weshalb ihr Bruder so geworden ist wie er sei: Täterkind und Friedensaktivist.Gundula Harlan, Künstlerin und Massagetherapeutin, ehrt ihren großen Bruder Reiner mit ihren Erinnerungen. „Er war für mich der große Bruder und Lehrer, der Kumpel und Vater, zu dem ich aufblickte, und wenn ich jetzt an ihn denke, ist er es immer noch, auch wenn wir nur vier Lebensjahre und zur Zeit einige tausend Kilometer auseinander sind“.Der dritte im Bunde der vier Steinweg-Kinder, Gernot Steinweg, leistete ebenfalls einen Beitrag zur Ehrung des JubilarsDer Verleger, Mitschüler und Freund, Volkhard Brandes, schließt den Band zu Steinwegs 70. Geburtstag ab,

  1. mit einem Bericht über:„Lernprozesse im Lemgoer Schulkonflikt der fünfziger Jahre“ und
  2. dem Hinweis, „was Lehrer in Schülern bewegen können“.

Lemgoer Schulkonflikt

Der Konflikt in der lippischen Kleinstadt eskalierte, als in dem altehrwürdigen Engelbert-Kämpfer-Gymnasium, einer Jungenschule, im ehemaligen Schloss des Fürsten zu Lippe untergebracht, ein neuer Schulleiter sein Amt mit der Aufforderung an sein Kollegium antrat: „Helfen Sie mir, aus Söhnen alter Nazis Menschen zu machen“. Reiner Steinweg besuchte von 1956 an das Gymnasium.Die Auseinandersetzungen um den „politischen“ Schulleiter, bis hin zu seiner Ablösung, beeinflussten den Schüler Steinweg ohne Zweifel. In späteren Buchprojekten und Fachzeitschriften, haben ehemalige Lehrer, Steinweg und Brandes, den „Lemgoer Schulkonflikt“ aufgearbeitet.Im Buch reflektieren Friedensfreunde und Familienangehörige über Frieden der in einer Welt des Unfriedens heute so utopisch erscheint wie das Fliegen für die Menschen der Antike. Reiner Steinweg ein Vorbild und Friedensfreund wie ich ihn jedem wünsche.

 

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