friedensnews.at
Stellt die Friedensfragen!

Wahres Erbe – Mit Cello Auschwitz überlebt

Erstellt am 09.09.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 4814 mal gelesen und am 16.09.2011 zuletzt geändert.

Denken, das nicht gegen sich selbst denke, sei „wie das Orchester von Auschwitz“ meinte Th. W. Adorno in seinem Schlüsselwerk „Negative Dialektik“. Worte die mir immer wieder einfallen.

Anita Lasker-Wallfisch – „Das Frauenorchester von Auschwitz.
Musik als Zwangsarbeit – Musik als Lebensretter“

Donnerstag, 6. Oktober 2011, 19:30 Uhr in Radiokulturhaus Wien

Anita Lasker-Wallfisch ist eine der letzten Überlebenden des Frauenorchesters von Auschwitz-Birkenau.

Sie spielte das einzige Cello und konnte so dem sicheren Tod entkommen. Sie liest sie aus ihrem Buch „Ihr sollt die Wahrheit erben“.

In den Jahren 1943/44 gab es im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein Frauenorchester.

Es wurde aus Profi- und Laienmusikerinnen aus Deutschland, Frankreich, Polen und anderen europäischen Ländern zusammengesetzt. Dirigentin war

Das Orchester

Es entstand aus einer Laune des Auschwitz-Kommandanten. Es musste

  • bei der Ankunft der Häftlinge im Lager spielen,
  • bei den Selektionen,
  • im Kranken- und Versuchsblock.

„Wir gaben Konzerte… im Freien zwischen Lager A und B oder im Revier. Außerdem mussten wir immer bereit sein, etwas zu spielen, wenn SS-Leute in unseren Block kamen. Sie kamen meistens um sich von den „Strapazen“ zu erholen, bei denen sie entschieden, wer leben und wer sterben sollte. Bei einer solchen Gelegenheit spielte ich die Träumerei von Schumann für Dr. Mengele, dem berüchtigten Lagerarzt… „

Lange Zeit hatte Anita Lasker-Wallfisch ihre Geschichte nicht einmal ihren Kindern erzählt.

  • Dann entschloss sie sich ihre Erlebnisse für sie aufzuschreiben.
  • Zu diesem Zeitpunkt waren ihre Kinder schon erwachsen.
  • Später wurde diese Niederschrift in dem Buch „Ihr sollt die Wahrheit erben“ veröffentlicht.
  • Seit ihrer Pensionierung, Anita Lasker-Wallfisch war Mitbegründerin und Orchestermitglied des English Chamber Orchestra, reist sie um die Welt, um ihre Geschichte zu erzählen.
  • Im RadioKulturhaus wird sie aus ihrem Buch lesen.

Unmittelbar nach der NS-Zeit wollte man nichts von den Opfern hören.

Heute wird mehr über den Holocaust geredet und geschrieben – etwa von den FP-Polizeigewerkschaftern der AUF. Oft sind es folglich nicht die Opfer, die dabei zu Wort kommen.

  • Immer wieder werden die gleichen Begriffe verwendet („Aufarbeitung“ /“Vergangenheitsbewältigung“ )
  • mehrheitlich wahrscheinlich in guter Absicht.

Inflationärer Gebrauch gewisser Worte zeige aber zweierlei:

  1. die Hilflosigkeit, aber auch den Abstand der aufgeklärten Nachkommen der Tätergeneration. „Das Schämen ist in der Regel wortlos.“, schreibt Klaus Harpprecht, der Schwager von Anita Lasker-Wallfisch, im Vorwort zu ihrem Buch. Wenn das Reden über den Holocaust zu leicht fällt, wurde er schon abstrahiert. Die Opfer sind verdeckt. Mehr noch… „… auf der Bühne der Politik und der Publizistik regt sich immer wieder das fragwürdige Verlangen, sich nachträglich der Opfer zu bemächtigen.
  2. Mancher unserer intellektuellen Weggenossen kann – in einer seltsamen Verirrung seiner Eitelkeit – der Versuchung nicht widerstehen, sich gleichsam mit dem Judenstern zu dekorieren: Plünderung von Geschicken, die uns erspart blieben – und die auf schreckliche Weise von uns geschieden sind… Man sagte, der Antisemitismus brauche keine Juden mehr. Semiten anderer Religion wurden nach Anschlag von Oslo sofort tatverdächtig – zigfach ungeprüft von Redakteuren und Redakteurinnen. Ressentiments werden nicht nur „in den Kellergelassen des Volksgemütes“ ausgebrütet. Längst gibt es auch einen aufgesetzten Philosemitismus, der ohne Opfer auskommt.“ (Klaus Harpprecht)

Wenn die Opfer sprechen, sollten wir schweigen, meint Gudrun Hamböck die den Text zu dieser Veranstaltung verfasste.

  • Noch gibt es Menschen, die dem Gerede die Wahrheit und den Schmerz ihrer Erfahrung entgegensetzen können. Anita Lasker-Wallfisch ist einer von ihnen.

Vor der Lesung führt Irene Suchy ein einleitendes Bühnengespräch mit der Autorin und Musikerin.

 

 

Posted in Deutschland, Ethik, Europa, Friedensarbeit, Friedenskultur, Friedenspädagogik, Friedenspolitik, Friedenspsychologie, Friedensstifterin, Gewaltprävention, Global, Kultur, Musik, Österreich, Termine, Tipp, Unfrieden, Weltanschauungen, Wien, Zivilcourage

Leave a Comment

Please note: Comment moderation is enabled and may delay your comment. There is no need to resubmit your comment.