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Stellt die Friedensfragen!

Zur Lage der Welt vor den Hiroshimatagen 2014

Erstellt am 04.07.2014 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 15831 mal gelesen und am 09.07.2014 zuletzt geändert.

Die Atomkriegsuhr (englisch doomsday clock, eigentlich „Uhr des Jüngsten Gerichts“) ist eine symbolische Uhr der Zeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists („Berichtsblatt der Atomwissenschaftler“).[1] Sie soll der Öffentlichkeit verdeutlichen, wie groß das derzeitige Risiko eines Atomkrieges ist. Die Entscheidungen trifft der BAS-Aufsichtsrat gemeinsam mit einem Sponsorenrat, in dem bis heute rund 40 Nobelpreisträger und andere renomierte Persönlichkeiten vertreten waren. Man kann sagen sie wissen von sie reden und sind keine weltfremden Spinner.

Die Uhr spielt auf die Metapher an, es sei fünf Minuten vor zwölf, wenn ein äußerst nachteiliges Ereignis unmittelbar droht. 1947 wurde sie mit der Zeigerstellung sieben Minuten vor zwölf gestartet und seither in Abhängigkeit von der Weltlage vor- oder zurückgestellt.

10. Januar 2012  steht die Doomsday Clock auf fünf Minuten vor zwölf

– Details siehe Tabelle Atomkriegsuhr weiter unten.

Am 4. Juli 2014  beschäftigte die Ukraine-Krise zwischen den größten Atommächten wieder die Welt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert mit US-Präsident Barack Obama und zuvor mit François Hollande, Frankreich und dem Präsidenten Russlands, Wladimir Putin. 300 Atomsprengköpfe alleine auf Deutschland wären ein durchaus plausibles Szenario im Falle eines Atomkriegs. Merkel, Hollande und Putin betonten daher in ihrem Telefonat “die Dringlichkeit eines beiderseitigen Waffenstillstands” in der Ost-Ukraine. Um einen solchen Waffenstillstand vereinbaren zu können, sei es aus Sicht Merkels, Hollandes und Putins wichtig, dass sobald wie möglich ein Treffen der Kontaktgruppe aus Vertretern der ukrainischen Regierung, der russischen Regierung und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) mit Repräsentanten der Separatisten zustande komme. Die OSZE hat ja bekanntlich wie die UNO ihren Sitz in Wien. Leider schaut es dafür nicht gut aus. Es gab wieder 150 Tote. Um den hohen Herren auf die Sprünge zu helfen gibt es am 8. Juli gelegenheit Flagge zu zeigen. 3. Flaggentag der Bürgermeister für den Frieden unter dem Motto: „Meine Stadt zeigt Flagge! Mach mit!“ Am 8. Juli werden auch in diesem Jahr wieder viele Mayors for Peace Städte Flagge für eine Welt ohne Atomwaffen zeigen. Im letzten Jahr haben beim Flaggentag allein in Deutschland über 100 Städte und Gemeinden mitgemacht. Es ist zu hoffen, dass sich 2014 weitere Orte an dem öffentlichen Aktionstag beteiligen.

Ostern 2014 geisterte verschiedendlich Angst vor einem drohenden III. Weltkrieg durch die Medien. Daher mach ich nun eine

Rückblende in die letzen 102 Jahre

1912 verfasste Bertha von Suttner (die Friedensnobelpreisträgerin von 1905) nach dem ersten Abwurf einer italienischen Fliegerbombe im Libyen-Krieg im November 1911 eine weise Schrift gegen die „Barbarisierung der Luft“. Sie schlägt vor die Entwicklung von Luftwaffen durch völkerrechtliche Abkommen zu stoppen und warnt eindringlich vor den Folgen der Militarisierung der Luft. Die zivile Luftfahrt solle für die Völkerverständigung genutzt werden.

Exkurs:
In jüngster Zeit haben die USA vor allem durch die Verstärkung der Drohnenangriffe in Pakistan auf vermeintliche Terrorverdächtige erhebliche Kritik von verschiedenenSeiten auf sich gezogen. Dabei sind nach unabhängigen Studien allein in Pakistan bereits mehrere hundert Unbeteiligte ums Leben gekommen (milit. Kollateralschaden). Auch einige amerikanische Juristen bezeichneten die Praxis in offiziellen Anhörungen als „klaren Bruch des Völkerrechts“.

1913 bereiten der Wiener Friedensnobelpreisträger von 1911 Alfred H. Fried und Suttner einen Weltfriedenskongress im Wiener Parlament im Herbst 1914 vor.
Der erste Anti-Kriegs-Film „Die Waffen nieder“ („Lay Down Your Arms“) über Suttners Weltbestseller wird in Wien gedreht.

21. Juni 1914  Bertha von Suttner stirbt wenige Minuten nachdem ihr Freund der Wiener Friedensnobelpreisträger von 1911 Alfred H. Frieds an ihr Sterbebett trat.
Fried wird Vorsitzender der Österreichischen Friedensgesellschaft (ÖFG) und arbeitet mit Hockdruck am Weltfriedenskongress und an den Nachrufen für Suttner.

28. Juni: Gavrilo Princip tötet bei einem Attentat in Sarajevo das Thronfolgerpaar Österreich-Ungarns: Das ist der Auslöser der Julikrise und in der Folge des Ersten Weltkrieges.

28. Juli 1914 Fried ist mit der Friedensgesellschaft im Domcafe gegenüber dem Wiener Stephansdom. Kurz zuvor wurde die Förderung aus dem österreichischen Finanzministerium für den Weltfriedenskongress zugesagt. 400 Gäste aus aller Welt hatten Karten für den Friedens-Kongress im September. Durch die Extraausgabe einer Zeitung erfährt Fried vom Beginn des Weltkriegs. Ein gute Woche brauchte Fried um den Friedenskongress abzusagen und sich von diesem Schlag zu erholen – siehe unten 7.8.1914. 30 Jahre später beschreibt Frieds Freund Stefan Zweig in seiner Autobiografie „Die Welt von Gestern“ welche Epoche damit zu Ende ging und wählt danach den Freitod. Das war ein Jahr vor den Atombombenabwürfen und der vollen Klarheit über die Greuel der NAZI-KZs.

Am 28. Juli 2014 wird daher eine Projektgruppe Fried 1914 eine A.H. Fried-Ausstellung ab 1. August im Wiener Bezirksmuseum bei einer

6. August 1945 Hiroshima erlangte als Ziel des ersten kriegerischen Kernwaffeneinsatzes weltweit Bedeutung als Symbol für den Beginn des Atomzeitalters.
Die Explosion in 600 Meter Höhe zerstörte um 8:15 Uhr Ortszeit ungefähr 80 % der bis dahin unbeschädigten Stadt.
Bei diesem ersten Einsatz einer Kernwaffe in einem Krieg wurden schätzungsweise 90.000 Personen sofort getötet;
an den Spätfolgen starben weitere 90.000 bis 166.000 Menschen.

Am 7.8.1914 schreibt Fried in Wien den ersten Eintrag in sein Kriegstagebuch zum I. Weltkrieg:
„Ein fürchterliches Weh erfüllt mich. Der Krieg lastet wie ein Zentnergewicht auf mir. Als ob alle Lebenwerte erstickt wären.

Seit dem 25. Juli, dem Tage des Ausbruchs der austro-serbischen Beziehungen, war es mir nicht mehr möglich, eine Arbeit vorzunehmen, ein Buch zu lesen. Ruhelos lungere ich herum, ich lese die Zeitungen und warte auf die neuen Ausgaben der Blätter. Ich bin ja darum noch schlechter daran als die anderen, die sich mit dem abfinden, was jetzt vor sich geht: mit der Trennung der Familien von ihren einrückenden Lieben, mit dem Stillstand der Wirtschaft. Ich sehe ja schon das Kommende, all das Elend des im Gang befindlichen Kriegs und seiner Endlosigkeit über ein Jahr hinaus. Das zerfrisst mich. … Vielleicht könnte ein großer Staatsmann noch alles retten.
Ich hatte heute folgenden Gedanken: Deutschland soll um den Preis eines Bündnisses mit Frankreich und England Elsass-Lothingen zu einem neutralen Staat machen und so dann die europäische Kulturwelt vereint gegen Russland führen. Durch die baltischen Provinzen und ein Stück in Ostasien könnte Deutschland reich entschädigt werden. Der Weltfriede und die Zivilisation wären gerettet.

8.8.1914 Fried beginnt seinen Tagebucheintrag mit den Worten: „Dieser Vorschlag wird natürlich von meinen Bekannten für undurchführbar erklärt. <<Chimäre>>. Natürlich ist er undurchführbar. Nicht weil er dumm ist, sendern weil die Menschen dumm sind.“ … Ist denn nicht dieses Elsass-Lothringen allein schuld an dem gegenwärtigen Weltbrand? Ohne diese offene Wunde am Körper Europas wären Frankreich und England nicht an der Seite Russlands, hätte dieses keinen Einfluss auf die Geschicke Europas. Wir haben ja immer gesagt: In der Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich liegt der Schlüssel zur Einigung Europas.“ (Aber so klug waren die Europäer nicht einmal nach dem I. Weltkrieg und so kam es, dass US-Präsident Harry S. Truman, im Haus Erlenkamp in Potsdam gegen Ende des II. Weltkrieges, wo die amerikanische Delegation während der Potsdamer Konferenz wohnte den Befehl erteile die Atombomben in Japan zu werfen. Und wo würde Welt heute stehen, denn Israel und Palestina sich wie die alten Erzfeinde in Europa versöhnt hätten).

9.8.1945 wurde auch Nagasaki mit einer Atombombe zerstört.

Der österreichische Philosoph Günther Anders (* 1902 in Breslau; † 1992 in Wien) behandelte zu diesen Atombomben und ihren Folgen drei Fragekomplexe:

  1. Was für ein Wesen, phänomenologisch betrachtet, ist die Bombe? Welche Maximen lassen sich daraus ableiten, und was bedeutet das für die Weltpolitik?
  2. Was bedeuten die Existenz der Bombe und das mit ihr verbundene Vernichtungspotenzial geschichtsphilosophisch für das Selbstverständnis des Menschen?
  3. Was hindert die Menschheit daran, die atomare Situation angemessen wahrzunehmen, welchen Verharmlosungsstrategien unterliegt sie, und wie lässt sich dieser Blindheit begegnen?

Nach Anders kann die Bombe in keine Zweck-Mittel-Kategorien eingeordnet werden:

Als Mittel sei sie nur einsetzbar, wenn sie nicht eingesetzt werde, also zur Abschreckung;
nicht eingesetzt wird sie, wenn jederzeit mit ihrer Einsetzbarkeit gedroht werden kann bzw. gerechnet werden muss, d. h. ihr Da-Sein ist ihr Einsatz.

Die Bombe ist außerdem allmächtig: Sie erpresst alle oder keinen. Im Grunde stelle dies eine „Selbsterpressung“ der Menschheit dar.

Der menschliche Traum von der Allmacht wird negativ erfüllt: Wir besitzen die Macht, der Welt ein Ende zu bereiten, und sind die Herren der Apokalypse geworden. Durch die Möglichkeit, die Menschheit auszulöschen, sei die derzeitige Epoche die letzte, denn der Einsatz dieser Bomben bedeute die Vernichtung von Vergangenheit und Zukunft.

Es bestehe nun eine Differenz zwischen der Menschheit als potentiellem Opfer und der Pluralität von Mächten, die als Täter in Frage kommen. Der Prozess der massenhaften Vernichtung des Menschen durch Bomben und KZs gleiche sich immer mehr der arbeitsteiligen industriellen Produktion an: Keiner tue etwas Böses, jeder nur seine überschaubare Arbeit. Dies werde deutlich in seinem Briefwechsel mit dem Hiroshima-Piloten Claude Eatherly. Das Entsetzliche werde dazu noch durch wissenschaftlichen Jargon, Fachbegriffe, Abkürzungen, falsche Vergleiche und Witze verschleiert und ernüchtert. Der Mensch sei unfähig, diese Situation und ihre immanente Gefahr angemessen wahrzunehmen und ihr kognitiv und emotional angemessen zu begegnen.

Am 30.5.2014 schreibt Paul Craig Roberts, ein friedensbewegter US-Wissenschafter:
>>Even more frightening is the fact that the neocons running US foreign policy believe that the US has “nuclear primacy” over Russia; that is, the US could successfully launch a nuclear sneak attack against Russian (and Chinese) nuclear forces and completely destroy them. This theory was articulated in 2006 in “The Rise of U.S. Nuclear Primacy”, … published in Foreign Affairs by the Council on Foreign Relations.[xiii] By concluding that the Russians and Chinese would be unable to retaliate, or if some small part of their forces remained, would not risk a second US attack by retaliating, the article invites nuclear war.
Colonel Valery Yarynich (who was in charge of security of the Soviet/Russian nuclear command and control systems for 7 years) asked me to help him write a rebuttal, which was titled “Nuclear Primacy is a Fallacy”.[xiv] Colonel Yarynich, who was on the Soviet General Staff and did war planning for the USSR, concluded that the “Primacy” article used faulty methodology and erroneous assumptions, thus invalidating its conclusions. My contribution lay in my knowledge of the recently published (in 2006) studies, which predicted even a “successful” nuclear first-strike, which destroyed 100% of the opposing sides nuclear weapons, would cause the citizens of the side that “won” the nuclear war to perish from nuclear famine, just as would the rest of humanity.

Although the nuclear primacy article created quite a backlash in Russia, leading to a public speech by the Russian Foreign Minister, the story was essentially not covered in the US press. We were unable to get our rebuttal published by US media. The question remains as to whether the US nuclear primacy asserted in the article has been accepted as a fact by the US political and military establishment. Such acceptance would explain the recklessness of US policy toward Russia and China.

Thus we find ourselves in a situation in which those who are in charge of our nuclear arsenal seem not to understand that they can end human history if they choose to push the button.
Most of the American public also remains completely unaware of this deadly threat.
The uninformed are leading the uninformed toward the abyss of extinction.

US public schools have not taught students about nuclear weapons for more than 20 years. The last time nuclear war was discussed or debated in a US Presidential election was sometime in the last century. Thus, most people do not know that a single strategic nuclear weapon can easily ignite a massive firestorm over 100 square miles, and that the US and Russia each have many thousands of these weapons ready for immediate use.

Meanwhile, neoconservative ideology has kept the US at war during the entire 21st century. It has led to the expansion of US/NATO forces to the very borders of Russia, a huge mistake that has consequently revived the Cold War. A hallmark of neconservatism is that America is the “indispensable nation”, as evidenced by the neoconservative belief in “American exceptionalism”, which essentially asserts that Americans are superior to all other peoples, that American interests and values should reign supreme in the world.

At his West Point speech on May 28, 2014 President Obama said,
“I believe in American exceptionalism with every fiber of my being.” Obama stated his bottom line is that
“America must always lead on the world stage,” and
“the backbone of that leadership always will be the military.”
American exceptionalism based on might, not diplomacy, on hard power, not soft, is precisely the hubris and arrogance that could lead to the termination of human life. Washington’s determination to prevent the rise of Russia and China, as set out in the Brzezinski and Wolfowitz doctrines, is a recipe for nuclear war.

The need is dire for the president of the US, Russia, or China to state in a highly public forum that the existence of nuclear weapons creates the possibility of their use and that their use in war would likely mean human extinction. As nuclear war has no winners, the weapons should be banned and destroyed before they destroy all of us.

Steven Starr is the Senior Scientist for Physicians for Social Responsibility (www.psr.org) and Director of the Clinical Laboratory Science Program at the University of Missouri. Starr has published in the Bulletin of the Atomic Scientists and the Strategic Arms Reduction (STAR) website of the Moscow Institute of Physics and Technology. He has a website on the environmental consequences of nuclear war (www.nucleardarkness.org ).<<

US-Präsident Obama, der das mächtigste Atomwaffenarsenal unter seiner Entscheidungsgewalt hat, sagte bisher:
“Solange Atomwaffen existieren, sind wir nicht sicher” Ein Friedensnobelpreis sagt aber heute wie vor 100 Jahren nur begrenzt etwas über die Friedfertigkeit der Träger oder nominierten aus. Kaiser Franz Josef I. von Österreich war vor seiner fatalen Fehlentscheidung für den Krieg im Jahr 1914 mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert. Im März 2014 funktionierte Obama den Atomgipfel in Den Haag um. Er vereinbarte mit den G7 Nationen ein Drohszenario in 3 Stufen gegen Russland.

Die Ärzteorganisation IPPNW (Friedensnobelpreis 1985) kritisierte daher die Ergebnisse des nuklearen Sicherheitsgipfels in Den Haag 2014 als „Ablenkung von der eigentlichen Aufgabe, Atomwaffen weltweit zu beseitigen“. Auch wenn die nukleare Sicherheit wichtig sei: Die humanitären Folgen eines Einsatzes aus medizinischer Sicht sollten das zentrale Thema bleiben. Zwei Staatskonferenzen zum Thema humanitäre Folgen von Atomwaffen in Norwegen 2013 und Mexiko 2014 hätten diese Ansicht bestätigt. Heuer bei der „Vienna Conference on the Humanitarian Consequences of Nuclear Weaponsin der Wiener Hofburg treffen sich die Staaten der Welt 8 – 9 December 2014, um darüber zu sprechen wie ein Atomwaffeneinsatz und seine katastrophalen Folgen für die Menschheit verhindert werden können.

Nukleare Sicherheit wurde auf dem Gipfel in Den Haag weitgehend auf das Thema Diebstahl von Materialien für den Bau von Atomwaffen begrenzt.

  • Wichtig wäre, dass die nuklearen Lieferländer und Atomwaffenstaaten anerkennen, dass ihre massiven Vorräte an spaltbaren Materialien ein Sicherheitsrisiko darstellen und die Lehren aus Tschernobyl und Fukushima ziehen.
  • Sie müssen endlich die Märchen von den Segnungen weiterhin zivilen Atomenergie als Lügenmärchen erkennen. Die Gefahr, denen die Menschen aufgrund aller Atomkraftwerke weltweit ausgesetzt sind, dürfen nicht mehr unter den Teppisch gekehrt werden.
  • Das Risiko für die Menschheit, das die 17.000 Atomwaffen weltweit darstellen wurde in der Erklärung aus Den Haag nicht erwähnt. Zirka Atomwaffen 2.000 befinden sich derzeit auf höchster Alarmstufe.  Ein Bruchteil der Tausenden von Unfällen mit Atomwaffen in den letzten knapp 70 Jahren hat der Autor Eric Schlosser in seinem Buch „Command and Control“ beschrieben.

Atomwaffen-„Unfälle“

Atomwaffen

  • gehen verloren – Die japanischen Regierung hat in ihren Jahresberichten 2012 und 2013 an die Internationale Atomenergiebehörde (I.A.E.O.) den Bestand von 640 Kilogramm Plutonium unterschlagen.
  • explodieren irrtümlich – Durch eine schwerwiegende Panne stieg am 30. August 2007 erstmals seit fast 40 Jahren wieder ein US-Bomber mit Atomwaffen an Bord in die Luft. Die auf dem Luftwaffenstützpunkt Minot in North Dakota gestartete B-52 brachte zwölf Marschflugkörper in einem dreieinhalbstündigen Flug zum Stützpunkt Barksdale in Louisiana. Sechs der Waffen waren irrtümlich mit nuklearen Sprengköpfen bestückt, was erst zehn Stunden nach der Landung bemerkt wurde.
  • Atomwaffentragende Flieger stürzen ab und
  • Atomwaffen-U-Boote sinken.
  • Atomare Fehlalarmsituationen und Unfälle wie in Filmen „Broken Arrow“ werden regelmäßig bekannt. Die Welt stand bereits am Abgrund stand und das Glück hatte, dass vernünftige Leute zufällig die richtigen Entscheidungen trafen.
  • Gleichzeitig mehrten sich in letzter Zeit Berichte über Alkohol- und Drogenmissbrauch, Schummeleien bei Eignungstests und schlechte psychische Zustände bei den US-Soldaten, die die Atomwaffen warten und sicherstellen sollen.

Die USA hätten, laut IPPNW, zwar sicherlich die höchsten Sicherheitsstandards aller Atomwaffenstaaten. Über die Situation in Russland, China, Indien, Pakistan, Israel oder Nordkorea wissen selbst Experten sehr wenig.

Xanthe Hall, Abrüstungsreferentin der IPPNW:

„Das größte Sicherheitsproblem besteht heute in der Gefahr, dass eine oder mehrere Atomwaffen eingesetzt werden, ob absichtlich oder aus Versehen, von staatlichen oder nichtstaatlichen Akteuren“

Die gesamte nukleare Kette birgt Gefahren für Mensch und Umwelt.

  • Uran wird abgebaut, um Atomwaffen zu bauen sowie Atomkraftwerke zu betreiben.
  • Es wird transportiert, verarbeitet und angereichert,
  • bei der Wiederaufarbeitung wird Plutonium gewonnen.

Bei all diesen Prozessstufen entstehen negative Gesundheitsfolgen.

  • Die Herstellung von Atomwaffen und
  • ihre Tests birgen weitere Gefahren.

Nach wie vor ist die Frage der Entsorgung ungelöst und die Übergangslösungen belasten die Umwelt. Die IPPNW klärt über diese Probleme der nuklearen Kette auf. Die Ärzteorganisation fordert

  1. die Ächtung und Abschaffung der Atomwaffen,
  2. und einen vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie und
  3. ein Verbot des Uranabbaus.

Die Atomkriegsuhr seit 1947

Nr.    Jahr    Veränderung    neue Zeigerstellung    Grund der Veränderung
0    1947    –    11.53 (sieben vor zwölf)    Erstmaliges Auftreten
1    1949    -4    11.57 (drei vor zwölf)    Die Sowjetunion führt ihren ersten Atomtest durch.
2    1953    -1    11.58 (zwei vor zwölf)    Die USA und die Sowjetunion testen im Abstand von neun Monaten thermonukleare Vorrichtungen (Wasserstoffbombentests).
3    1960    +5    11.53 (sieben vor zwölf)    Die Öffentlichkeit wird darauf aufmerksam, dass Atomwaffen einen Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion irrational machen. Auch internationale Wissenschaftskooperation beginnt, sich zu etablieren.
4    1963    +5    11.48 (zwölf vor zwölf)    Unterzeichnung des Vertrages über den teilweise umzusetzenden Atomteststopp.
5    1968    -5    11.53 (sieben vor zwölf)    Die Volksrepublik China verschafft sich Atomwaffen; es finden Kriege im Nahen Osten, zwischen Indien und Pakistan sowie in Vietnam statt; Verteidigungsausgaben steigen im Gegensatz zu Entwicklungshilfe an.
6    1969    +3    11.50 (zehn vor zwölf)    Die USA ratifizieren den Atomwaffensperrvertrag.
7    1972    +2    11.48 (zwölf vor zwölf)    SALT I wird unterzeichnet, SALT II steht vor dem Abschluss.
8    1974    -3    11.51 (neun vor zwölf)    SALT-Gespräche stocken. Indien entwickelt Atomwaffen.
9    1980    -2    11.53 (sieben vor zwölf)    Die Abrüstungsgespräche stecken nach wie vor fest; die Zahl nationalistischer Kriege steigt ebenso wie die Zahl terroristischer Taten.
10    1981    -3    11.56 (vier vor zwölf)    Die Entwicklung von Atomwaffen hält bei beiden Seiten an. Konflikte in Afghanistan, Polen und Südafrika tragen zur Verschärfung der Weltlage bei.
11    1984    -1    11.57 (drei vor zwölf)    Das Wettrüsten beschleunigt sich.
12    1988    +3    11.54 (sechs vor zwölf)    Die USA und die UdSSR unterzeichnen das Abkommen zum Abbau von Mittelstreckenraketen, die diplomatischen Beziehungen verbessern sich.
13    1990    +4    11.50 (zehn vor zwölf)    Demokratische Entwicklungen in Osteuropa, der Kalte Krieg geht zu Ende.
14    1991    +7    11.43 (17 vor zwölf)    START-Verträge unterzeichnet.
15    1995    -3    11.46 (14 vor zwölf)    Abrüstung stagniert, während die Verteidigungsausgaben auf dem Niveau des Kalten Krieges bleiben. Das Verschwinden ehemals sowjetischer Atomwaffen entwickelt sich zu einem ernsthaften Problem.
16    1998    -5    11.51 (neun vor zwölf)    Indien und Pakistan führen Atomwaffentests durch.
17    2002    -2    11.53 (sieben vor zwölf)    Abrüstung stockt. Die Vereinigten Staaten verweigern sich einigen Abrüstungsverträgen und kündigen den Rückzug aus dem Vertrag zum Verbot von Mittelstreckenraketen an. Terroristen versuchen, A- und B-Waffen zu erwerben und gegebenenfalls einzusetzen.
18    2007    -2    11.55 (fünf vor zwölf)    Kernwaffentest Nordkoreas, die nuklearen Ambitionen des Iran, der beschuldigt wird, Atomwaffen und die dazugehörigen Trägersysteme zu entwickeln, die mangelnde Sicherung von nuklearem Material und die anhaltende Präsenz von über 26.000 Kernwaffen in den USA und Russland. Des Weiteren wurde zum ersten Mal das Klima in der Zeitberechnung berücksichtigt.
19    2010    +1    11.54 (sechs vor zwölf)    Verstärkte internationale Zusammenarbeit: Fortschritte bei den Abrüstungsverträgen zwischen den USA und Russland, Barack Obamas Vision einer Atomwaffen-freien Welt, UN-Klimakonferenz in Kopenhagen zum Stopp des Klimawandels.
20    2012    -1    11.55 (fünf vor zwölf)    2010 hatte es den Anschein, dass führende Politiker der Welt beginnen würden auf globale Bedrohungen, denen wir gegenüberstehen, zu reagieren. In vielen Fällen hat sich dieser Trend nicht fortgesetzt oder gar umgekehrt. Aus diesem Grund ist der Uhrzeiger eine Minute näher an Mitternacht gerückt, also wieder auf die Zeit des Jahres 2007.

Damit wir vor lauter Problemen wieder aus der Problemtrance kommen beende ich nun eine Chronik des Unfriedens in der Welt und lenke meinen Fokus auf eine neue Gallionsfigur der Friedenskultur in Europa. Conchita Wurst, sprach mir aus dem Herzen als sie beim Eurovisions-Songcontest 2014 am 10. Mai den ersten Preis erhielt:
“This night is dedicated to everyone who believes in a future of peace and freedom. You know who you are – we are unity and we are unstoppable.”

Gleiches wünsche ich den hoffentlich zahlreichen Menschen die heuer an den weltweiten Hiroshima und Nagasaki-Gedenkaktionen teilnehmen.
„Die Waffen nieder!“
„Organisiert die Welt!“

http://www.atomwaffenfrei.de/aktiv-werden.html

 

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