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Nazi-Archäologie in Österreich 1938–1945

Erstellt am 24.04.2015 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 5750 mal gelesen und am 24.07.2015 zuletzt geändert.

Internationales Symposium

Archäologie in Österreich 1938–1945
Archäologiemuseum Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz
27.-29. April 2015

Das Grazer Archäologiemuseum ist von 27. bis 29. April Austragungsort des hochrangig besetzten internationalen Symposiums Archäologie in Österreich 1938–1945. Auf Einladung der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum und der Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamtes diskutieren Archäologinnen und Archäologen gemeinsam mit Zeithistorikerinnen und Zeithistorikern aus dem In- und Ausland über ein schwieriges und belastetes Kapitel österreichischer (Wissenschafts-)Geschichte: Anlässlich des europäischen Gedenkjahres 2015 zum Kriegsende 1945 will man herausarbeiten, in welchem Umfang Politik und Ideologie des NS-Regimes die archäologische Forschung und Denkmalpflege in Österreich beeinflussten, für ihre Ziele vereinnahmten und welche Rolle die dabei involvierten Institutionen sowie die dort tätigen Archäologinnen und Archäologen spielten.

Die steirische Archäologin Marianne Grubinger mit einer Schülergruppe aus Kronau bei der Öffnung eines Grabhügels im Rabenwald bei Baierdorf, Steiermark, August 1943.
31 Vorträge spannen einen weiten thematischen Bogen, der die großen NS-Wissenschaftsorganisationen, österreichische Forschungseinrichtungen und Museen sowie Biografien von Archäologinnen und Archäologen umfasst. Abgerundet wird das Programm durch Überblicksdarstellungen, die zeigen, unter welchen Bedingungen archäologische Forschungen in den einzelnen Bundesländern, den damaligen „Reichsgauen”, und den vom Deutschen Reich besetzten Gebieten stattfanden.

Die Vorträge werden ergänzt durch eine Podiumsdiskussion unter dem Titel Archäologie in der NS-Zeit – Archäologie heute, in der Vertreterinnen und Vertreter aus Archäologie, Zeitgeschichte und Journalismus über die Nachwirkungen der NS-Zeit auf heutige Theorien, Methoden und institutionelle Strukturen in der Archäologie und Bodendenkmalpflege debattieren und dabei auch auf die Wechselbeziehung zwischen Politik und Archäologie eingehen. Über einen Livestream auf der Webseite des Archäologiemuseums (www.archaeologiemuseum.at) kann die Diskussion online verfolgt werden.

Archäologie als Legitimationsversuch
Die ur- und frühgeschichtliche Archäologie war für den NS-Staat deshalb so interessant, da er sich von ihr Argumente für die Überlegenheit der „arischen Rasse” erwartete. Darüber hinaus sollten Bodendenkmalpflege und Archäologie angebliche Besitzansprüche des Deutschen Reiches gegenüber benachbarten Staaten untermauern und damit auch dem systematischen Raub von Kulturgut in den eroberten Gebieten Vorschub leisten. Beispiele dafür sind neben der damaligen „Untersteiermark” auch die Krain und Gebiete mit deutschen Sprachgruppen in Osteuropa. Das Fach Archäologie wurde damals in Österreich erstmalig an Universitäten, Museen und Denkmalämtern politisch gefördert, wofür die meisten Archäologinnen und Archäologen dankten, indem sie ihre Forschungsergebnisse willig der nationalsozialistischen Propaganda zur Verfügung stellten.

Medienvertreter/innen sind herzlich willkommen.

Die Vortragenden stehen gerne auch für Interviews zur Verfügung.

Weitere Infos
T +43-316/8017-9213 | presse@museum-joanneum.at | www.museum-joanneum.at/presse

 

Posted in Friedensforschung, Friedenskultur, Friedenspädagogik, Österreich

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