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Glock „Weapon of Choice“ Doku bei Diagonale

Erstellt am 09.03.2018 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 4911 mal gelesen und am 09.03.2018 zuletzt geändert.

WeaponOfChoiceWien: Mi 14. März, 20.30 Uhr, UCI Annenhof 6 – Fr, 16. März,13.30 Uhr, Schubertkino 2

Nach über 30 Jahren Friedensarbeit wider Österreichs Waffenexporteure hängt mir das Thema schon zum Hals raus! Wer noch nicht weiß, was sie treiben und warum gerade Milliardär Gaston Glock ein besonders schlimmer Finger ist, kann sich von einem höchst professionellen Dokumentarfilm auf der Höhe der Zeit informieren lassen.

Weapon of Choice Opening Titles from Studio Superplus on Vimeo.

 

Dorian Waller schrieb ja bereits am 30. November 2017, im Standard.

Fritz Ofner und Eva Hausberger haben Erfolg und Mythos des Waffenherstellers Glock in ihrem Film erforscht.

Ich gebe im folgenden gekürzt das Interview von Wallner zur Doko wieder:

Gab es einen bestimmten Auslöser, nun einen Film über eine österreichische Handfeuerwaffe zu drehen?

Ofner:

In den Kriegs- und Krisengebieten, die ich besuchte, waren Pistolen der Firma Glock stets präsent und anscheinend von einem riesengroßen Mythos umgeben. Bei meiner Recherche war ich dann erstaunt, wie wenig in Österreich über diese „Erfolgsgeschichte“ bekannt ist. Dahinter steckt die Methode der Firma Glock, unliebsame Berichterstattung zu verhindern. Daraus resultierte unser Wunsch, mit einem Film dieses Diskursvakuum bezüglich des Themas Österreich und Waffenexporte zu füllen.

 

„Weapon of Choice“

Der Film erzählt von den „Treffern“ der Glock-Pistolen.

Wie plant man einen solchen Film?

Ofner: Im Konzept waren bereits drei Themenblöcke definiert:

  1. Glock-Pistolen in Kriegsgebieten,
  2. Glock in der amerikanischen Populär- und Waffenkultur und
  3. schließlich die Geschichte eines österreichischen Unternehmens und „the man behind the gun“.

Der filmische Ansatz … ein investigatives Essay.

Ausgehend von einem Objekt wollten wir fragen, welche größeren Zusammenhänge sich damit aufzeigen lassen.

Man könne etwa „die ganze Geschichte des Irakkriegs über die Glock-Pistole erzählen“.

  • Das Filmteam hat den Soldaten getroffen, der Saddam Husseins Glock erobert hat.
  • George W. Bush hat die Glock-Pistole rahmen lassen,
  • heute soll sie im George W. Bush Museum als Objekt das Narrativ für die Befreiung des Irak liefern.
  • Im Irak ist heute die Polizei wiederum mit Glock-Pistolen ausgerüstet
  • die Glock landet so zum Teil beim IS

Der US-Soldat der Saddam die Glock abnahm ist heute ein gebrochener Mann

Hausberger:

Wenn man von dem Soldaten hört, der Saddam Hussein festgenommen hat, hat man eine bestimmte Vorstellung – und findet dann einen Puerto-Ricaner in zweiter Generation, der als Kanonenfutter vorgeschickt wurde, der für die davongetragenen psychischen Störungen überhaupt keine Unterstützung vom Staat bekommen hat und jetzt halb obdachlos ist. Er war zunächst auch nicht willens, seine Geschichte zu erzählen, um dann zu erklären, dass er erst seine Managerin fragen muss. Er hat tatsächlich seine Lebensgeschichte verkauft und darf sie jetzt nicht mehr ohne Zustimmung erzählen!

Eine berührende Szene

… ein mit einer Glock erschossener Bub wir in Chicago betrauert.

 

Ofner:

Glock ist eine der meistgenannten Marken in den Billboard-Charts und im US-Kino eine der am weitesten verbreiteten Waffen. Ein Grund ist, dass der Eintritt von Glocks in den amerikanischen Markt zur Zeit der Crack-Cocaine-Krise mit der Explosion der Gangkultur in den 80ern zusammengefallen ist. Der Gangster-Rap hat dann die Waffe schnell für sich entdeckt: wegen ihres neuartigen Designs, weil sie schwarz ist, anders als ein Revolver aussieht und vor allem weil ihr Name sich sehr gut reimen lässt.

Der 1996 erschossene Gangster Rapper 2Pac habe beispielsweise viel über die Glock gerappt und

er wurde in Las Vegas mit einer Glock erschossen. Das hat alles zu einer Mystifizierung dieser Waffe im Gangster-Rap beigetragen.

Warum steht die Firma Glock in Österreich weniger in der Öffentlichkeit?

Ofner: Es war schnell klar, dass wir hier mit der Recherche nicht weit kommen. Dann haben aber ehemalige hochrangige Mitarbeiter der Firma mit uns gesprochen. Davon war einer gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, der andere war während des Interviews inhaftiert. Es spricht natürlich Bände, dass die einzigen Leute, die dieses Milieu näher kennen, die wir gefunden haben, Leute sind, die im Streit von der Firma geschieden sind und für Straftaten verurteilt wurden, die sie gegenüber Glock begangen haben. Natürlich muss man diese Ex-Mitarbeiter auch unter diesem Blickwinkel betrachten, dass sie nichts mehr zu verlieren und eine Rechnung mit der Firma offen haben.

Das sei natürlich keine neutrale, sondern eine sehr gefärbte Information, die man von diesen Protagonisten erhalten habe. Beide warnten, dass Glock gerne klage.

Ofner: Paul Jannuzzo, der ehemalige Firmenanwalt von Glock USA, hat uns erzählt, dass es Firmenpolitik war, jegliche Berichterstattung durch präventive Klagen zu verhindern. Auch in Österreich können Medienvertreter ein Lied davon singen. Ein ganz essenzieller Teil dieser Geschichte ist, dass beim Thema Waffenlieferungen aus Österreich einfach weggeschaut wird. Eine Protagonistin vergleicht es mit dem Umgang mit dem Nationalsozialismus, wo man auch einfach weggesehen hat. Verbildlicht wird diese Kernaussage durch den von Fabrikmauern der Firma Glock umschlossenen jüdischen Friedhof von Deutsch-Wagram.

 

Die Glock-Pistole ist ein Mittel, um über die Mechanismen von Gewalt und die Ökonomisierung von Gewalt zu erzählen.

Wenn ich Italiener wäre, hätte ich vielleicht einen Film über Beretta gemacht. Es gibt ein Buch, das zeigt, wie die Kalaschnikow den Sowjetimperialismus begleitet hat – und auf ähnliche Weise ist

Glock ein typisches Kind der letzten 30 Jahre,

  • mit Hip-Hop,
  • mit Steueroasen,
  • Turbokapitalismus.

Zudem sei Glock eine Erfindergeschichte – Jobs und Apple nur gewalthaltiger.

Gaston Glock, baute in seiner Garage in Deutsch-Wagram den ersten Prototyp einer Pistole und wurde zum Millardär wie Werdl im 19. Jahrhundert mit seinen Steyr-Gewehren -m it deren Nachfolgern noch heute weltweit Leute bedroht und getötet werden. Glock werfe halt ethisch sehr viel mehr Fragen auf. Außerdem wird Glock heute in Österreich praktisch vor unserer Haustür erzeugt.

Fritz Ofner, geboren 1977

  • studierte Journalismus und Kulturanthropologie.
  • Er arbeitete als NGO-Aktivist, seine erste Kinodokumentation war „The Evolution of Violence“.

Eva Hausberger, geboren 1983,

  • studierte Multimedia-Kunst in Salzburg und an der FAMU in Prag.
  • Zuletzt realisierte sie den Dokumentarfilm „Monumenti“.  Link This Human World

Link

Der Film wurde bereits beim Humanworld-Filmfestival gezeigt  – http://derstandard.at/2000068737002/Weapon-of-Choice-Doku-Irakkrieg-ueber-die-Glock-Pistole-erklaeren

 

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