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Papst für Friedensjournalismus statt Fake News

Erstellt am 13.05.2018 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3776 mal gelesen und am 13.05.2018 zuletzt geändert.
In einem Interview mit Johan Galtung der erstmals eine Matrix des Konzeptes des „Friedensjournalismus“ entwarf lobte Galtung die Papstbotschaft zum Schwerpunktthema Fake News versus Friedensjournalismus beim Welttag der sozialen Kommunikation – kurz Weltmedientag:
„Die Wahrheit wird euch befreien.“ (johannes Evangelium)

 

 1960 hat der Norweger Johan Galtung erstmals nach dem II. Weltkrieg wieder ein Konzept des „Friedensjournalismus“ geprägt. Dies sei eine Art der Berichterstattung, die die Opfer der Kampfhandlungen in den Mittelpunkt stelle, die Hintergründe kriegerischer Konflikte aufzeige und mögliche Wege zum Frieden thematisiere. Heute, mit 87, gelte der Begründer der modernen Friedensforschung als einer der bedeutendsten Intellektuellen unserer Zeit, so Silvia Kritzenberger und Alessandro Gisotti in Vatikannews am 9. Mai. Galtung habe
  • an den renommiertesten Universitäten der Welt unterrichtet,
  • ist Beiratsmitglied des Komitees für eine demokratische UNO und
  • Gründer des Netzwerks für Frieden, Entwicklung und Umwelt Transcend.

Im Interview mit Vatican News zeigte er sich begeistert darüber, dass Papst Franziskus den Friedensjournalismus zum Thema des diesjährigen Medientages erhoben habe.

„Der Papst ist eine der positivsten Persönlichkeiten unserer Zeit. Dass er zu einem Thema wie dem ,Friedensjournalismus´ Stellung nehmen wollte, hat mich natürlich positiv beeindruckt: von ihm Schützenhilfe zu bekommen, ist ganz einfach fantastisch! Ich bin ein großer Bewunderer von Papst Franziskus, und seine Botschaft ist mir nicht nur ein Ansporn, sondern auch eine große Hilfe!“

“ …und schon hat man eine Schlagzeile ”, so Galtung laut Vatikannews.

Das Thema des Friedensjournalismus sei heute aus den Hörsälen der Journalistikschulen nicht mehr wegzudenken. Dabei habe das, was heute ein international anerkanntes Konzept ist, eigentlich ganz klein angefangen, erzählte sein Erfinder:

„Beim Zeitunglesen… Damals – in den 1960er Jahren – waren Kuba, der Kongo, in aller Munde. Ich habe mir also die norwegischen Zeitungen vorgenommen, weil ich sehen wollte, wie man darüber berichtet hat. Und dabei kam ich zu vier Schlüssen:

  • die Nachrichten mussten negativ sein, mit Krieg und Gewalt zu tun haben;
  • sie mussten an die Außenwelt gerichtet, nicht unbedingt gut strukturiert sein;
  • man brauchte – und das war das Wichtigste – einen Sündenbock;
  • und sie mussten das Ausland betreffen, wichtige Länder und wichtige Persönlichkeiten dieser wichtigen Länder.

Man braucht also nur irgendein Ereignis zu nehmen und sehen, ob es einem oder all diesen Kriterien entspricht: und schon hat man eine Schlagzeile!“

Zum Nachhören

Seiher habe Galtung sich intensiv mit dem Thema befasst. In den vergangenen Jahren habe auch der Begriff „Friedensjournalismus“ eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Heute gebe es seiner Auffassung nach zwei Arten von Friedensjournalismus,

  • einen „negativen“ und
  • einen „positiven“ :

Der erste suche nach Lösungen für die Konflikte, wolle Gewalt eindämmen.
Der zweite wolle ausloten, wo Möglichkeiten einer vermehrten positiven Zusammenarbeit bestehen. Mit anderen Worten: der erste konzentriere  sich auf einen negativen Aspekt, der zweite auf einen positiven, erklärte Galtung.

“ Sie wissen ja noch nicht einmal, wie sie den Frieden konzeptualisieren sollen! ”

Entgegen der landläufigen Meinung, dass nur Sensationsmeldungen Schlagzeilen machen, betont der Papst in seiner Botschaft zum Weltmedientag an diesem Sonntag, dass doch „die wahre Nachricht der Frieden“ sei. Doch die Massenmedien scheinen anderes vermitteln zu wollen, frei nach dem Motto, nur eine schlechte Nachricht sei „gut“, weil „verkaufbar“. Für Galtung sei es hingegen auch der Unerfahrenheit der Journalisten geschuldet, dass die Massenmedien nur an Gewalt und Krieg interessiert zu sein schienen:

„Das liegt daran, dass sie nicht wissen, wie sie darüber schreiben sollen. Sie wissen ja noch nicht einmal, wie sie den Frieden konzeptualisieren sollen! …Es gab da einen Fall in Dänemark: man hatte irgendwann auf einmal angefangen, von „Versöhnung“ zu sprechen, von Versöhnung im Hinblick auf Dinge, die in der Vergangenheit in Dänemark passiert waren und über die die Journalisten nichts geschrieben hatten. Weil sie schon mit dem Konzept nichts anfangen konnten!“

Eine traurige Realität, die Galtung davon überzeugt habe, dass eine gründliche Ausbildung junger Journalisten oberstes Gebot der Stunde ist. Dabei sei an den Journalistenschulen anzusetzen, betont er:

„Ich war früher Soziologieprofessor an der Columbia University in New York. Und an der dortigen Journalistenschule war man überzeugt davon, dass man alles richtig machte. Von dem, was ich ,positiven Journalismus´ nenne, hatte man keine Ahnung! Die Journalistenschule der Columbia University ist die Schule, die in den USA den Ton angibt, und die USA geben – journalistisch gesprochen – für den Rest der Welt den Ton an. Dort das Konzept vom ,Friedensjournalismus´ einzuführen, war also sehr wichtig!“

 

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