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New York Herz des Weltfriedens

Erstellt am 12.07.2023 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 1122 mal gelesen und am 12.07.2023 zuletzt geändert.

New Yorks lange Geschichte des Friedensaktivismus

Vietnam-Veteranen gegen den Krieg nehmen an einem Antikriegsmarsch in New York teil
Vietnam-Veteranen gegen den Krieg nehmen an einem Antikriegsmarsch in der Stadt New York teil

Am 24. Juni 2015 im Jahr der heißesten Phase des Syrischen Bürgerkriegs verfasste Lawrence Wittner ein wissenschaftlicher Spezialist für die amerikanische Friedensbewegung einen Betrag zur Geschichte der Friedensbewegung in New York. Wittner werde manchmal von Journalisten angerufen, die Artikel über aktuelle Demonstrationen gegen Krieg oder gegen Atomwaffen schreiben. Sie brauchen um Hintergrundinformationen. Fast ausnahmslos hätten sie keine Ahnung, dass die amerikanische Friedensbewegung eine reiche Geschichte habe. Wenn sie erkennen, dass es eine Geschichte friedensbewegter Menschen in den USA gibt, dann hätten diese Journalisten meist auch keine Ahnung, dass diese Geschichte weiter zurückreiche bis zum Vietnamkrieg. Das sei eine sehr große und bedauerliche Wissenslücke.

Die amerikanische Friedensbewegung gäbe es seit zwei Jahrhunderten, so Wittner. Sie habe Millionen von Menschen involviert.

Prominente Persönlichkeiten aus vielen Regionen der USA außerhalb New Yorks

  • John Quincy Adams den 6. Präsidenten der USA,
  • Senator Charles Sumner der 1811 in Boston geboren wurde
  • Abraham Lincoln der 16. Präsident der USA, der erste Präsident aus den Reihen der Republikanischen Partei und der erste, der einem Attentat zum Opfer fiel.
  • Der Schriftsteller und Humorist Mark Twain 1835 in Florida, Missouri, geboren den Falkner den Vater der amerikanischen Literatur nannte.
  • Jane Addams die Friedensnobelpreisträgerin von 1931
  • Robert La Follette er war Senator aus Wisconsin war ein eigenwilliger Republikaner, der den Kriegseintritt der USA 1917 ablehnte, obwohl republikanische Führer wie Theodore Roosevelt eine Stärkung der Streitkräfte und eine energische Verteidigung der amerikanischen Rechte und Werte forderten. Follette befürchtete, dass der Krieg nicht zur Förderung demokratischer Ideale geführt werden würde. 
  • John Dewey der Philosoph der 1859 in Vermont in der Kleinstadt Burlington geboren wurde. Er hat nie ein Buch zum Thema Krieg und Frieden geschrieben, das mit „ Erfahrung und Natur“ oder seiner Logik vergleichbar wäre. Seine Essays vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg erregten aber große Aufmerksamkeit.
  • Albert Einstein der Physiker, Pazifist und Weltbürger wurde 1879 in Ulm geboren. Bereits vor dem I. Weltkrieg Pazifist. Nutze er seine internationale Popularität immer wieder als Stimme der Friedensbewegung. 1931 schrieb er einen Brief an die New York Times der die poltische Ermordung Milan von Šufflays durch das Königreich Jugoslawien beklagte. Ihm wurden 1940 die US-Staatsbürgerschaft gewährt. Er starb 1955 in Princeton. Als einer der Väter der Atombombe trat er bis zu seinem Tod für Frieden und Abrüstung.
  • Eleanor Roosevelt die Ehefrau des 32. US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt. 1933 bis 1945 war sie die First Lady der Vereinigten Staaten. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war sie eine hochrangige Politikerin in der UNO. Berühmt ist ihr Zitat: „It isn’t enough to talk about peace. One must believe in it. And it isn’t enough to believe in it. One must work at it.
  • Martin Luther King, Jr. Friedensnobelpreisträger 1964 und Bürgerrechtsaktivist Er wurde 1929 in Atlanta geboren und am 4. April 1968 in MemphisTennessee ermordet.

Eine weitere relativ unbekannte Tatsache sei die Bedeutung des Staates New York. Insbesondere von New York City sei für Geschichte der Friedensbewegten von großer Bedeutung.

New Yorks Geschichte des Friedensaktivismus

Natürlich habe es bereits vor der organisierten Friedensbewegung in den Vereinigten Staaten einzelne Pazifisten und friedensorientierte Amerikaner gegeben. 

Insbesondere „Pazifisten“ stammten größtenteils aus drei kleinen Gruppen, die aus der protestantischen Reformation hervorgegangen waren:

  1. der Gesellschaft der Freunde (besser bekannt als Quäker),
  2. den Mennoniten und
  3. 3. den Brüdern. 

Sie ließen sich ursprünglich hauptsächlich in Pennsylvania nieder, wo die Quäker eine Kolonie gründeten, die auf pazifistischen Prinzipien beruhte. Von dort breiteten sie sich schließlich über die nördlichen Kolonien und Staaten der USA aus, darunter auch New York, wo sich ihnen eine weitere christlich-religiöse Pazifistengruppe anschloss, die Shakers.

Die erste formelle Friedensorganisation in den Vereinigten Staaten und wahrscheinlich auch weltweit wurde jedoch erst 1815 gegründet. Dabei handelte es sich um die New York Peace Society. Sie wurde im August 1815 von David Low Dodge, einem New Yorker Kaufmann, gegründet wurde. Dodge war ein Presbyterianer, der wie viele andere Amerikaner entsetzt über das Blutvergießen der Napoleonischen Kriege war, das in Form des Britisch-Amerikanischen Krieges von 1812 die Vereinigten Staaten erreichte.

1815 Titelseite von War Inconsistent with the Religion of Jesus Christ
Titelseite von War Inconsistent with the Religion of Jesus Christ (1815)

Im Jahr 1815 veröffentlichte Dodge ein kleines Buch mit dem Titel War Inconsistent with the Religion of Jesus Christ“ . Darin zählte er einerseits

  • die unmenschlichen Aspekte des Krieges auf, und behauptete anderseits,
  • dass „alle, die unseren Herrn Jesus Christus aufrichtig lieben, sich nur sehnsüchtig wünschen können, dass die Kriege aufhören.“ 

Daher sollten sie „sofort auf alles verzichten, was zu Kriegen führt“. . . und umarme alles, was dieses herrliche Reich der Gerechtigkeit und des Friedens fördern würde.“ Vor diesem Hintergrund gründeten Dodge und seine Freunde die New York Peace Society. Das war eine Organisation, die größtenteils auf New York City beschränkt war und sowohl Pazifisten als auch Nicht-Pazifisten offen stand. Das Exekutivkomitee war allerdings auf Pazifisten beschränkt, so Wittner. Von den 30 ursprünglichen Mitgliedern waren einige Geistliche und andere wohltätige Geschäftsleute.

In den folgenden Monaten und Jahren wurden in den Vereinigten Staaten weitere lokale Friedensgesellschaften gegründet, hauptsächlich in den nördlichen Bundesstaaten. Im Jahr 1828 schlossen sie sich zur American Peace Society zusammen, mit der New York Peace Society als lokalem Zweig.

Ein Großteil dieser frühen amerikanischen Friedensbewegung verschwand mit dem Herannahen des Amerikanischen Bürgerkriegs ab 1861 zwischen den Nord- und Südstaaten. Der Hauptgrund dafür war, dass sich die meisten Unterstützer der Bewegung im Norden – Leute wie William Lloyd Garrison, der berühmte Anführer der Abolitionisten – aufgrund ihres starken Wunsches, die Sklaverei zu beenden, hinter die Sache der Union stellten.

New York City mit seiner Sklavenhandelstradition an der Wallstreet

Hier war die Sache des Nordens jedoch deutlich weniger beliebt. New York City war nicht nur nie eine Hochburg der Abolitionisten. Außerdem lebte hier eine große Zahl armer irisch-amerikanischen Arbeiter. Sie empörten sich auch zutiefst über den Wehrdienst, der sie zum Dienst in der Unionsarmee einzog. Die Reichen konnten durch eine Zahlung von 300 US-Dollar dem Militärdienst zu entgehen. 

Schließlich kam es im Juli 1863zu den Draft Riots. Das ware dreitägige, sehr gewalttätigen Aufständen gegen die Wehrpflicht. Natürlich hatte die kleine New Yorker Friedensbewegung nichts mit dieser Gewalt zu tun, die erst nach der Niederschlagung der Randalierer durch Bundestruppen endete. Die Konfrontation zeigte jedoch, dass der Unmut über den Militärdienst weit verbreitet unbeliebt war. Er ging wie über die Kreise der damals eher elitären, protestantisch dominierten Friedensbewegung hinaus.

Die Führung der amerikanischen Friedensbewegung von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kam größtenteils aus Neuengland – einem Gebiet im Nordosten der USA, das neben Virginia der Ursprung der englischen Besiedlung Nordamerikas einleitete. 

Zur Führungsriege gehörten:

  • William Ladd, ein ehemaliger Kapitän aus Maine, der der erste Präsident der American Peace Society wurde; 
  • William Lloyd Garrison, der große Abolitionistenführer aus Neuengland, der die New England Non-Resistance Society gründete; 
  • Elihu Burritt, ein bemerkenswert gelehrter Schmied aus Connecticut, der die League of Universal Brotherhood gründete; und
  • die Gruppe der Antiimperialisten des späten 19. Jahrhunderts mit ihrer größten Stärke in Massachusetts, die sich der Eroberung und Annexion der Philippinen durch die USA widersetzten.

In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts begann das Pendel zurück nach New York zu schwingen. Die internationale Schiedsgerichtsbarkeit war eine zentrale Forderung der Friedensbefürworter, und diese Idee wurde von zwei Quäkerbrüdern, Alfred und Albert Smiley, aufgegriffen. 

Ab 1895 und insgesamt 22 Sommer lang brachten sie Führungskräfte aus den Bereichen Regierung, Wirtschaft, Religion, Bildung und Reform in ihr Resort am Lake Mohonk, New York, um internationale Angelegenheiten zu besprechen. Hier förderten sie Diskussionen über internationale Schiedsgerichtsbarkeit, internationales Recht und die Schaffung eines internationalen Gerichtshofs. Obwohl die New York Peace Society schon vor langer Zeit aufgelöst war, wurde die New York Peace Society 1906 neu gegründet.

Aufstieg der 1906 neu gegründeten New York Peace Society

Die neu gegründete New York Peace Society wurde nun zu einem der mächtigsten Zweige der American Peace Society. Als 1907 in New York City ein Nationaler Schieds- und Friedenskongress zusammentrat, war das die bisher größte Friedensversammlung in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Zu den 1.200 Delegierten gehörten

  • Kabinettsbeamte,
  • Richter des Obersten Gerichtshofs,
  • Senatoren,
  • der Gouverneur von New York
  • sowie prominente Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und
  • der Arbeiterbewegung.

Aufschwung der US-Friedensbewegung nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs

1914 Friedensprotest in New York
ein Friedensprotest in New York im Jahr 1914

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 führte zu einem großen Aufschwung der Friedensbewegung, insbesondere in New York City. Obwohl die Vereinigten Staaten zu diesem Zeitpunkt in dem Konflikt neutral waren, traf sich eine Gruppe von Redakteuren, Sozialarbeitern und religiösen Führern in Lillian Walds Henry Street Settlement, um über den Krieg und seine Gefahren für die Sozialreform nachzudenken. Angesichts der immer lauter werdenden Forderung nach einem militärischen Eingreifen der USA in den Konflikt und des Drucks von Präsident Woodrow Wilson, das US-Militär aufzurüsten, gründeten sie 1915 das Anti-Preparedness Committee unter der Leitung von Crystal Eastman. Bis 1916 hatte die in New York City ansässige Organisation 15.000 Mitglieder Mitglieder. Sie hatte über eine halbe Million Exemplare Antikriegsliteratur verteilt und sich in American Union Against Militarism (AAUM) umbenannt.

Die American Union Against Militarism (AAUM)

Die neue AAUM wurde schnell zur Schlüsselorganisation im landesweiten Bemühen, den Eintritt der USA in den Weltkrieg zu verhindern. Im April 1916 fand in der Carnegie Hall eine Antikriegs-Massenversammlung statt, bei der Lillian Wald von Vertretern der Arbeiterbewegung, Sozialarbeitern, der National Grange und kirchlichen Organisationen flankiert wurde. Dieser Friedenskundgebung in New York City folgten weitere in über einem halben Dutzend anderer Großstädte. Obwohl Präsident Wilson im Herbst unter dem Motto „Er hielt uns aus dem Krieg heraus“ zur Wiederwahl antrat, schienen seine Aktionen Anfang 1917 die Nation zu einer militärischen Intervention zu bewegen. Als Reaktion darauf verstärkte die AAUM

  • ihre Aktivitäten,
  • erweiterte ihr Personal,
  • füllte den Madison Square Garden mit einer Massenprotestveranstaltung und
  • sponserte Antikriegskundgebungen im ganzen Land. 

Doch am 2. April 1917 trat US-Präsident Woodrow Wilson mit einer Aufforderung vor den US-Kongress: Die Abgeordneten sollten einer Kriegsbeteiligung amerikanischer Truppen in Europa zustimmen. Man müsse die Freiheit verteidigen und die Demokratien schützen, rief er den Abgeordneten zu. Sowohl der Senat als auch das Repräsentantenhaus stimmten mehrheitlich zu. Vier Tage später, am 6. April, erklärten die USA dem Deutschen Reich den Krieg.

Da die Vereinigten Staaten nun in den Konflikt verwickelt waren, zerfiel die AAUM die die Friedensbewegungen in Europa nach dem Eintritt ihrer Nationen rasch. Dies spiegelte zum Teil die Überzeugung einiger ihrer Führer wider, dass mit der Kriegserklärung des Kongresses ihr Widerstand gegen den Konflikt aufhören sollte. Aber es spiegelte auch die Tatsache wider, dass die Bundes- und Landesregierung nun ein massives Vorgehen gegen Andersdenkende einleitete,

  • Tausende von Einzelpersonen inhaftierte,
  • Organisationen schloss,
  • Zeitungen zensierte,
  • Kritiker deportierte,
  • Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen einsperrte, folterte und manchmal tötete und
  • Selbstjustiz förderte. 
  • An der Columbia University und anderen Bildungseinrichtungen wurden kriegskritische Fakultätsmitglieder entlassen. 

Einige dieser Repressionen hatten tatsächlich positive Auswirkungen auf die Friedensbewegung. 

Die Fakultät gründete die American Association of University Professors, um die akademische Freiheit durch die Einführung von unbefristeten Lehrverträgen zu schützen. Anderen Friedensgruppen gelang es, den Krieg zu überleben. Die vielleicht größte davon war die Women’s International League for Peace and Freedom. Die neue Organisation wurde im Januar 1915 bei einem Treffen von 3.000 Frauen, das von Jane Addams (der Pionierin der Siedlungshäuser des Landes) und Carrie Chapman Catt (einer Anführerin der Frauenwahlrechtsbewegung) einberufen wurde, als Woman’s Peace Party gegründet. Sie argumentierte, dass neutrale Länder als solche dienen sollten als Vermittler im Weltkrieg. Im April 1915 entsandte sie eine US-Delegation zu einem Internationalen Frauenkongress nach Den Haag, der die Idee der neutralen Mediation befürwortete. Addams wurde vom Kongress zur Präsidentin eines Internationalen Frauenkomitees für dauerhaften Frieden wählte. Eine Zeit lang hofften Addams und andere Führer, dass Präsident Wilson die Idee umsetzen würde, und Addams traf sich tatsächlich mit Wilson, um ihn zu diesem Kurs zu drängen.

Nach dem ersten Weltkrieg

1919 wurde in Zürich der Name dieser internationalen Organisation in Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF) geändert. Sie hat heute ihr Büro in Genf und eine Zweigstelle in New York. Addams wurde zu ihrer ersten Präsidentin gewählt und die US-Niederlassung, die ursprünglich ihren Hauptsitz in New York City hatte, wurde zu ihrer stärksten. 

Sowohl Addams als auch die spätere WILPF-Präsidentin Emily Greene Balch erhielten für ihre Arbeit den Friedensnobelpreis

Die internationale Organisation, einschließlich der US-Abteilung, ist bis heute ein aktiver Teil der Friedensbewegung.

Eine weitere langfristige Friedensgruppe, die während des Weltkriegs gegründet wurde, war die Fellowship of Reconciliation (FOR). Sie bot religiösen Pazifisten einen Zufluchtsort. Auch FOR ist bis heute eine wichtige Organsation der Friedensbewegung. Der Ursprung des Fellowship of Reconciliation lag im Jahr 1914 in der Entscheidung zweier Freunde, eines Briten und eines Deutschen, sich durch den mörderischen militärischen Konflikt ihrer Länder nicht voneinander trennen zu lassen. 

Die in Großbritannien ins Leben gerufene FOR entwickelte schon im November 1915 in Garden City auf Long Island, New York, ein amerikanisches Gegenstück. Zu ihren Mitgliedern gehörten

  • Quäker,
  • Leiter des YMCA und
  • Geistliche des sozialen Evangeliums. 

Obwohl die Amerikaner nicht die Absicht hatten, eine Aktionsorganisation zu gründen, beteiligten sich einige ihrer Anführer an umfassenderen Kampagnen gegen die militärische Bereitschaft und später gegen die Intervention der USA im Weltkrieg. Als sich die Bewegung auf andere Nationen ausbreitete, entstand die Internationale FOR, und der amerikanische Zweig ließ sich in New York City nieder.

Im Jahr 1923 entstand in den Vereinigten Staaten eine weitere pazifistische Organisation: die War Resisters League (WRL). Die WRL wurde von Jessie Wallace Hughan gegründet. Sie war eine New Yorker Lehrerin und Sozialistin. Die WRL sollte politische, humanitäre und philosophische Kriegsverweigerer vereinen. Es wurde als säkulares Gegenstück zur FOR entwickelt und zielte darauf ab, Kriegsdienstverweigerer mit dem Credo zu rekrutieren: „Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wir sind daher entschlossen, keinerlei Krieg zu unterstützen und uns für die Beseitigung aller Kriegsursachen einzusetzen.“ 

Die WRL erfreute sich besonders großer Beliebtheit bei Sozialisten, Anarchisten und unabhängigen Radikalen und richtete ihren Hauptsitz in Lower Manhattan ein, wo sie sich auch heute noch befindet. Wie WILPF und FOR wurde WRL zum US-Zweig einer weltweiten Organisation. Die War Resisters League trat den War Resisters‘ International bei. Über die Jahre, haben viele prominente Persönlichkeiten die WRL öffentlich unterstützt, darunter:

  • Albert Einstein,
  • Bayard Rustin, Bürgerrechts-Aktivist, der hauptsächlich hinter den Kulissen wirkte. Er war Afroamerikaner, Vorbereiter und treibende Kraft der Bürgerrechtsbewegung und beriet Martin Luther King, Jr. in Fragen des gewaltfreien Widerstandes. 
  • Daniel Ellsberg der heuer am 16. Juni 2023 in KensingtonKalifornien verstarb. Er war ein US-amerikanischer ÖkonomFriedensaktivist

Die WRL war besonders wirksam bei der Entwicklung und Popularisierung der Taktiken des gewaltlosen Widerstands in den USA und anderswo.

1933 gründeten Peter Maurin (ein reisender französischer Bauernphilosoph) und Dorothy Day (eine langjährige Schriftstellerin und linke Aktivistin) die Catholic Worker-Bewegung (CWB) auf der Lower East Side von New York City. Obwohl sich die katholische Arbeiterbewegung in erster Linie auf die Unterstützung der Unterdrückten konzentrierte, indem sie in den Städten des Landes Häuser der Gastfreundschaft für die Armen errichtete und in ländlichen Regionen landwirtschaftliche Kommunen gründete. Zusätzlich begann sie aber auch mit einer unerbittlichen katholischen Kritik an Krieg und Wehrpflicht, die vielfach öffentlich gemacht wurde durch seine preiswerte Zeitung The Catholic Worker

In den folgenden Jahrzehnten fühlte sich die katholische Kirchenhierarchie Amerikas nie ganz wohl mit der katholischen Arbeiterbewegung, insbesondere mit ihrem überzeugten Pazifismus. Er stellte die eher dehnbare Theorie der Kirche vom „gerechten Krieg“ in Frage. Zwischen beiden Lagern herrschte normalerweise ein sehr unruhiges Verhältnis. In der Zwischenzeit trugen Dorothy Day und die Katholische Arbeiterbewegung jedoch dazu bei, die Entwicklung dessen anzustoßen, was oft als Katholische Linke bezeichnet wird. Seine bekanntesten Anhänger sind wahrscheinlich die Friedensaktivisten Daniel und Philip Berrigan. Die Bewegung der Katholischen Arbeiter zog auch viele radikal-pazifistische Priester und Nonnen an. Michael Harrington ließ sich als führender Sozialist und Anti-Armuts-Kämpfer des Landes auch von seiner Anstellung im Catholic Worker’s House of Hospitality in der Lower East Side inspirieren.

Natürlich wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch andere Friedens- und friedensorientierte Organisationen gegründet – darunter das

  • American Friends Service Committee,
  • das Committee on Militarism in Education und
  • das Friends Committee on National Legislation. 

Aber diejenigen, die hier ausführlich besprochen wurden, gehörten sicherlich zu den wichtigsten und waren alle eng mit New York City verbunden.

Obwohl die amerikanische Friedensbewegung mit Beginn des Zweiten Weltkriegs abermals weitgehend zusammenbrach, erlebte sie nach dem Krieg eine kleine Wiederbelebung. Der Zweite Weltkrieg war der verheerendste militärische Konflikt der Weltgeschichte, der mehr als 50 Millionen Menschen tötete und weite Teile der Welt in Trümmern zurückließ. Darüber hinaus endete es mit dem Einsatz der Atombombe durch die US-Regierung zur Vernichtung zweier japanischer Städte. Für viele war das ein klares Zeichen dafür, dass die Welt auf eine weitere Katastrophe zusteuerte, wenn die Nationen ihre jahrhundertealte Praxis fortsetzten, ihre Streitigkeiten durch Krieg beizulegen.

Das dramatische Wachstum der Weltregierungsbewegung nach 1945

Diese Entwicklungen verliehen nicht nur Gruppen wie der WILPF, der FOR, der WRL und dem Catholic Worker neue Bedeutung, sondern dienten auch als Hintergrund für das dramatische Wachstum der Weltregierungsbewegung. Die 1947 gegründete United World Federalists (UWF) war die größte der neuen Weltregierungsorganisationen und hatte innerhalb weniger Jahre etwa 50.000 Mitglieder in den Vereinigten Staaten. Die UWF mit Sitz in New York City forderte die Umwandlung der Vereinten Nationen in eine echte Weltföderation. Dies wurde von zahlreichen prominenten Schriftstellern, Politikern, Geschäftsleuten und Gewerkschaftsführern unterstützt im Kongress. Doch mit der Verschärfung des Kalten Krieges erlebte sie durch die Verschärfte Repression und den Klimawandel, ebenso wie die kleineren pazifistischen Gruppen, einen gravierenden Mitglieder- und Einflussrückgang.

Atomwaffentests wiederbeleben die Friedensbewegung

Dennoch löste das nukleare Wettrüsten und seine deutlichste Manifestation die atmosphärischen Atomwaffentests in den späten 1950er Jahren das Wiederaufleben der Friedensbewegung aus. 

Im Juni 1957 rief Norman Cousins ​​der Herausgeber der Saturday Review of Literature eine Gruppe prominenter Amerikaner zusammen. Er und Clarence Pickett der langjährige Sekretär des American Friends Service Committee trafen sich im New Yorker Overseas Press Club. Sie wollten besprechen was gegen die nukleare Bedrohung getan werden sollte. Sie beschlossen, mit einer Kampagne zur Beendigung der Atomwaffentests zu beginnen, und nannten sich „National Committee for a Sane Nuclear Policy“ (Nationales Komitee für eine vernünftige Nuklearpolitik). Der Name wurde von Erich Fromm vorgeschlagen, einem bekannten New Yorker Psychoanalytiker und Kritiker des Militarismus. „Der normale Überlebensdrang wurde durch die gegenwärtige Propaganda außer Kraft gesetzt“, erklärte Fromm. „Wir müssen versuchen, den Menschen die Stimme der Vernunft zu vermitteln.“

SANE, wie die Bewegung bald genannt wurde, startete seine Anti-Atom-Kampagne im November 1957 mit einer ganzseitigen Anzeige in der New York Times mit der Überschrift: „Wir stehen vor einer Gefahr, wie es sie noch nie gegeben hat.“ In der Anzeige von SANE wurde die sofortige Aussetzung der Atomwaffentests gefordert und erklärt, dass die „Herausforderung des Zeitalters darin bestehe, das Konzept einer höheren Loyalität zu entwickeln“ – einer Loyalität „gegenüber der menschlichen Gemeinschaft“. Obwohl SANE von seinen Gründern als vorübergehender Bildungszweck gedacht war, war die Resonanz auf die Werbung so groß, dass SANE zu einer dauerhaften Organisation mit Hauptsitz in Midtown Manhattan wurde. Im Sommer 1958 hatte SANE etwa 130 Ortsverbände (etwa die Hälfte davon im Großraum New York City), die 25.000 Amerikaner vertraten. Letztendlich forderte Präsident Kennedy Cousins ​​als Co-Vorsitzender von SANE, der größten Friedensgruppe in den Vereinigten Staaten, auf, den Weg für ein Atomteststoppabkommen mit Nikita Chruschtschow aus der Sowjetunion zu ebnen.

Friedensdemonstranten in New York City während der Kubakrise
NYC-Friedensdemonstrant zur Zeit der Kubakrise

Angesichts der weit verbreiteten Bestürzung über die Aussicht auf einen Atomkrieg in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren entstanden auch andere Anti-Atom-Kampagnen. Eine davon in New York City entstand im als Reaktion auf Zivilschutzübungen, die Friedensaktivist*innen als bloße Illusion von Sicherheit kritisierten. Im Jahr 1955 begannen Aktivist*innen der pazifistischen Gruppen von New York City, sich öffentlich gegen die Teilnahme an der jährlichen Zivilschutzübung der Stadt zu wehren. Sie sich weigerten, Schutz zu suchen. Bis 1960 wurde diese Kampagne des zivilen Ungehorsams so weit ausgeweitet, dass etwa 2.000 Menschen sich der jährlichen Übung widersetzten. Etwa 500 Menschen versammelten sich im City Hall Park in einer Auseinandersetzung mit der Polizei, während auch Schüler des

  • City College, des
  • Queens College, des
  • Brooklyn College und der
  • New Yorker High Schools

sich den Behörden widersetzten, indem sie die Teilnahme verweigerten. Angesichts dieser Art von öffentlichem Widerstand geriet der Glaube an wirksamen Zivilschutz im Atomkrieg ins Wanken.

Zentrale Rolle New Yorks in der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg

Wie die meisten Amerikaner wissen, war der Protest gegen den Vietnamkrieg in den Vereinigten Staaten weit verbreitet und beschränkte sich sicherlich nicht auf New York City. Dennoch spielte New York eine zentrale Rolle in der Protestkampagne. Eine der ersten Antikriegsdemonstrationen des Landes fand im Dezember 1964 in Greenwich Village statt. Drei große alte Männer der amerikanischen Friedensbewegung

  • der pazifistische Führer AJ Muste
  • der sozialistische Führer Norman Thomas und
  • der Bürgerrechtsführer A. Philip Randolph

prangerten den Vietmankrieg an vor einer Kundgebung mit 1.500 Menschen an. 

Nachdem die Johnson-Regierung im Februar 1965 den Krieg durch die Entsendung amerikanischer Kampftruppen eskalierte, kam es zu Demonstrationen bei den Vereinten Nationen, auf dem Campus der New Yorker Universitäten und anderswo. Unter Missachtung der Gesetze des Kongresses, die jedem, der einen Wehrdienstausweis verbrannte, eine fünfjährige Gefängnisstrafe vorsahen, 

  • verbrannten junge Männer ihre Wehrdienstausweise im November öffentlich auf dem Union Square in Manhattan. 
  • Führende Friedensaktivisten organisierten das Fifth Avenue Vietnam Peace Parade Committee, das damit begann, Massenmärsche gegen den Krieg durch das Zentrum von Manhattan zu veranstalten. 
  • Im April 1967 strömten schätzungsweise 125.000 Friedensdemonstranten in New York City durch den strömenden Regen zu den Vereinten Nationen. 
  • Martin Luther King Jr. verurteilte den Krieg und erklärte:

„Dieser Wahnsinn muss aufhören. . . . Ich spreche als Kind Gottes und Bruder zu den leidenden Armen Vietnams. Ich spreche für diejenigen, deren Land verwüstet, deren Häuser zerstört und deren Kultur untergraben wird. Ich spreche für die Armen Amerikas, die den doppelten Preis für die zerstörten Hoffnungen im eigenen Land und den Tod und die Korruption in Vietnam zahlen. Ich spreche als Weltbürger, denn die Welt ist entsetzt über den Weg, den wir eingeschlagen haben. Ich spreche als Amerikaner zu den Führern meiner eigenen Nation. Die große Initiative in diesem Krieg liegt bei uns. Die Initiative, dies zu stoppen, muss bei uns liegen.“

1973 den Rückzug der USA aus dem Vietnamkrieg

Die massive Protestkampagne gegen den Vietnamkrieg erzwang schließlich 1973 den Rückzug der USA aus dem Konflikt und ein Ende des Krieges. Dies wiederum ermöglichte es der amerikanischen Friedensbewegung, ihre Energien auf ein Thema zu lenken, das sie seit 1945 zutiefst beschäftigte :

Das nukleare Wettrüsten und die Gefahr der globalen Vernichtung

Diese Rückkehr zur Atomwaffenfrage wurde durch das Wiederaufleben des Kalten Krieges und die Machtübernahme aggressiver Politiker, insbesondere Margaret Thatcher in Großbritannien und Ronald Reagan in den Vereinigten Staaten, beschleunigt. Indem sie die nuklearen Rüstungskontroll- und Abrüstungsmaßnahmen der Vergangenheit anprangerten, versprachen die Reagan-Anhänger eine umfassende Aufrüstung von Atomwaffen, stellten die Sowjetunion als Quelle allen Übels in der Welt dar und sprachen leichtfertig davon, einen Atomkrieg zu führen und zu gewinnen. Das Ergebnis war der Ausbruch des größten, Massenprotests gegen Aufrüstung.

In den Vereinigten Staaten wuchsen sowohl ältere Organisationen wie SANE als auch neuere wie Physicians for Social Responsibility schnell. 

Im Juni 1982 versammelten sich nach einigen Schätzungen fast eine Million Amerikaner zu einer Kundgebung gegen das nukleare Wettrüsten. Das war auf jedenfall die bislang größte Massendemonstration aller Art in der amerikanischen Geschichte. Unterdessen fand eine Kampagne zum Einfrieren der Atomwaffen statt. Ihr Ziel es war, das nukleare Wettrüsten durch ein sowjetisch-amerikanisches Abkommen zur Einstellung der Tests, Entwicklung und Stationierung von Atomwaffen zu stoppen. Die Unterstützung der meisten Friedensgruppen, der großen Gewerkschaften und etablierten religiösen Körperschaften war gegeben.

Trotz der Bemühungen der Reagan-Regierung, die Freeze-Bewegung zu diskreditieren, fanden Umfragen heraus, dass sie 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung unterstützte. Im Herbst 1982 unterstützte eine Mehrheit der Wähler den Freeze in neun der zehn Bundesstaaten, in denen er auf dem Stimmzettel stand. 

Im Jahr 1984 Es wurde Teil des Präsidentschaftswahlkampfprogramms der Demokratischen Partei. Letztendlich war die Bewegung in den Vereinigten Staaten und im Ausland mächtig genug, um die öffentliche Politik zu verändern. Es wurde nicht nur ein Atomkrieg abgewendet, sondern sowjetische und amerikanische Beamte, die sich von der Konfrontation in ein beispielloses Liebesfest verwandelten, begannen mit der Unterzeichnung der ersten nuklearen Abrüstungsabkommen der Weltgeschichte

Ronald Reagan, der sein Amt brüllend wie ein kriegerischer Löwe antrat, beendete seine Präsidentschaft mit Blöken wie ein pazifistisches Lamm. 

 Lawrence Wittner, 2015

Nuclear Weapons Freeze Campaign, wider, ihr Organisationshauptquartier im „Kernland“ der Nation einzurichten

Aus mehreren Gründen konzentrierte sich der Aufstand der Friedensbewegung Ende der 1970er und 1980er Jahre weniger auf New York als frühere Kampagnen der Friedensbewegung. Dieser Rückgang der zentralen Rolle New Yorks spiegelte zum Teil die Tatsache wider, dass die Bewegung gegen Atomwaffen eine so große Anziehungskraft hatte, dass sie in Städten und Bundesstaaten im ganzen Land Fuß fasste. Aber die Allgegenwärtigkeit der Bewegung spiegelte auch eine sehr bewusste Entscheidung der Führer der mächtigsten neuen Friedensbewegungsorganisation, der Nuclear Weapons Freeze Campaign, wider, ihr Organisationshauptquartier im „Kernland“ der Nation einzurichten und nicht an traditionelleren Orten wie New York City. Aus Gründen der Öffentlichkeitsarbeit richtete die Freeze-Kampagne ihr Hauptquartier in St. Louis, Missouri, ein. St. Louis war nie eine Hochburg der Friedensbewegung gewesen.

Obwohl an der Symbolik etwas Wahres dran war, bleibt die Tatsache bestehen, dass New York – insbesondere New York City – weiterhin eine Schlüsselrolle in der amerikanischen Friedensbewegung spielt. Schließlich fand diese rekordverdächtige Anti-Atomkraft-Demonstration im Juni 1982 mit fast einer Million Menschen nicht in Missouri, South Dakota, Mississippi oder Wyoming statt, sondern in New York, und zwar im Central Park von New York City. 

New York City war auch stets Schauplatz der größten landesweiten Demonstrationen der Friedensbewegung gegen den Irak-Krieg sowie anderer großer Demonstrationen, die sich für die nukleare Abrüstung einsetzten. Darüber hinaus beherbergt New York City, ergänzt durch andere Teile des Staates New York, auch heute noch den Hauptsitz zahlreicher Friedensorganisationen, darunter

  • United for Peace and Justice,
  • FOR,
  • Catholic Worker,
  • WRL, 
  • Irak-Veteranen gegen den Krieg,
  • die Jewish Peace Fellowship,
  • das Lawyers Committee on Nuclear Policy und
  • die Presbyterian Peace Fellowship. 

Nationale Friedensorganisationen, die ihren Hauptsitz an einem anderen Ort haben, unterhalten häufig Zweigstellen in New York City. Dazu gehört Peace Action, die größte Friedensorganisation in den Vereinigten Staaten, die ihren Hauptsitz in Silver Spring, Maryland (etwas außerhalb von Washington, D.C.) hat, deren zweitgrößte Tochtergesellschaft, Peace Action of New York State, ihren Hauptsitz jedoch in Lower Manhattan hat . Und übrigens hat Peace Action of New York State nicht nur Zweigstellen in New York City, sondern im gesamten Bundesstaat New York, von Long Island bis nach Buffalo. 

Warum hat New York eine zentrale Rolle in der amerikanischen Friedensbewegung gespielt?

Könnte es sein, dass der Staat New York überproportional friedensorientiert ist, weil er die Heimat einer großen Zahl von Mitgliedern zweier traditionell friedensorientierter Religionsgruppen ist, der Quäker und der Unitarier? Die Fakten stützen diese Hypothese nicht. Eine Studie aus dem Jahr 1990 ergab, dass im Bundesstaat New York nur 4.346 Quäker lebten und dass sie nur etwa 0,02 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates ausmachten. Quäker gab es in Indiana, einem Staat mit einer viel kleineren Bevölkerung, weitaus zahlreicher, aber Indiana war nie ein Zentrum der Agitation der Friedensbewegung. Dieselbe Studie ergab, dass die Zahl der Unitarier im Bundesstaat New York mit 13.648 größer war als die der Quäker. Dies bedeutete jedoch immer noch, dass sie nur etwa 0,08 Prozent der Bevölkerung ausmachten und dass New York auf der Liste der Staaten mit einem hohen Anteil an Unitariern weit unten stand.

Der ehemalige Beatle John Lennon und Yoko Ono bei einer Friedenskundgebung im Bryant Park am 22. April 1972
John Lennon und Yoko Ono bei einer Friedenskundgebung im Jahr 1972.

Ein wichtigerer Faktor dürfte die Weltoffenheit New Yorks sein. In New York gab es schon immer eine relativ große Einwandererbevölkerung, und die internationalen Werte, die diese Einwanderer in die Vereinigten Staaten mitbrachten, haben wahrscheinlich den nationalistischen Eifer abgekühlt, der so oft Kriege gegen andere Nationen untermauerte. Natürlich sei New York City mit seiner Freiheitsstatue seit langem ein besonderer Zufluchtsort für Menschen aus anderen Ländern, so Wittner . Und auch heute noch sind New York und Kalifornien die beiden Bundesstaaten des Landes mit dem höchsten Anteil an Einwanderern in ihrer Bevölkerung.

Der Standort der Vereinten Nationen in New York City stärkt die Weltoffenheit der Stadt und bietet zudem einen Brennpunkt für Demonstrationen gegen Kriege und zur Unterstützung der Abrüstung. Die UN-Sondersitzungen zur Abrüstung der Vergangenheit sowie die Konferenzen zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags haben zu Massenversammlungen und Großdemonstrationen in New York City geführt, die eine nukleare Abrüstung forderten.

Eine weitere Erklärung für die Bedeutung New Yorks ist seine große Bevölkerungszahl. New York City war lange Zeit das bevölkerungsreichste städtische Zentrum des Landes, während der Staat New York bis vor Kurzem der bevölkerungsreichste aller Bundesstaaten war. Es sei daher nicht verwunderlich, dass Friedensorganisationen ihr Hauptquartier in New York City errichteten oder diese Stadt für ihre landesweiten Kundgebungen zu Frieden und nuklearer Abrüstung auswählten.

Dennoch ist die Bevölkerung eindeutig nicht der einzige Faktor für die Bedeutung New Yorks in der Friedensbewegung. Andere große amerikanische Städte – darunter Los Angeles, Houston, Phoenix, San Antonio, San Diego und Dallas – waren nie Zentren des Aktivismus der Friedensbewegung. Was die Bundesstaaten betrifft, so hat Kalifornien heute doppelt so viele Einwohner wie New York, während Texas bevölkerungsreicher ist und Florida ungefähr die gleiche Bevölkerungzahl hat. Wenn die Bevölkerungzahl alles erklären würde, dann würde der Friedensaktivismus in Texas und Florida mit dem in New York mithalten oder ihn übertreffen. Aber das ist nicht der Fall, so Wittner.

Ein weiterer Faktor für New Yorks herausragende Stellung in der amerikanischen Friedensbewegung ist seine große gebildete Mittelschicht. Wissenschaftler, die die Friedensbewegung in den Vereinigten Staaten und anderswo untersucht haben, haben oft auf die unverhältnismäßig große Wählerschaft dieser Bewegung aus der gebildeten Mittelschicht aufmerksam gemacht, insbesondere in den sogenannten helfenden Berufen. Und tatsächlich bilden

  • Lehrer,
  • Student*innen,
  • Sozialarbeiter*innen,
  • Bibliothekar*innen,
  • Geistliche,
  • Künstler*innen,
  • Schriftsteller*innen,
  • Wissenschaftler*innen,
  • Anwälte und Anwältinnen,
  • Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens
  • und Beamte

sind das Rückgrat der amerikanischen Friedensbewegung

Der Staat New York, insbesondere New York City, ist mit einer sehr großen Anzahl von Bildungseinrichtungen gesegnet. Neben den vielen guten privaten Colleges und Universitäten in New York ist die State University of New York die größte höhere Bildungseinrichtung in den Vereinigten Staaten. Die City University of New York beschäftigt und bildet auch sehr viele New Yorker*innen aus . Infolgedessen gibt es in New York eine ungewöhnlich große gebildete Mittelschicht, die wichtigste Wählerschaft der amerikanischen Friedensbewegung.

Schließlich tragen auch die relativ liberalen Werte und die Politik New Yorks dazu bei, die herausragende Stellung des Staates in der Friedensbewegung zu erklären. Die Mitgliedschaft und der Aktivismus der Friedensbewegung in den Vereinigten Staaten korrelieren seit vielen Jahren in etwa mit dem Progressivismus der Region. Es überrasche daher nicht, dass die Friedensbewegung in den reaktionären Staaten der Alten Konföderation schwach bis gar nicht vorhanden war und im Nordosten, im Mittleren Westen und an der Westküste stark war. 

In diesen Stärkebereichen hat Peace Action, die größte Friedensorganisation der Vereinigten Staaten, heute ihre bundesstaatlichen und regionalen Tochtergesellschaften. Tatsächlich befinden sich die beiden größten Friedensaktionsorganisationen in Kalifornien und New York. Der Staat New York ist natürlich einer der liberalsten Staaten des Landes (ebenso wie Kalifornien). New York City bildet den Kern der fortschrittlichen Politik des Staates New York. Tatsächlich ist New York City seit langem ein Zentrum dissidenter Gruppen und Ideen mit Organisationen, die sich für Sozialismus, Anarchismus, Gewerkschaften, Frauenbefreiung, Rassengleichheit, Schwulen- und Lesbenrechte und andere Anliegen einsetzen. Friedensaktivisten passen recht gut in dieses reformistische Milieu.

Wittner fragt: Was können wir dann daraus schließen? 

Erstens scheint es klar zu sein, dass der Staat New York – insbesondere seine größte Stadt – eine zentrale Rolle in der langen Geschichte der amerikanischen Friedensbewegung gespielt hat. Natürlich ist überall in den Vereinigten Staaten Friedensaktivismus entstanden. Aber es wurde nie gleichmäßig verteilt. 

Zweitens scheint die Bedeutung New Yorks in der amerikanischen Friedensbewegung eine Reihe von Faktoren widerzuspiegeln, insbesondere seine Weltoffenheit, seine große Bevölkerung, seine gebildete Mittelschicht und seine relativ liberale politische Kultur.

Also aufgepasst, alle Amerikaner da draußen in der Provinz! Wie Sie immer befürchtet haben, sind die New Yorker in eine große Verschwörung verwickelt – eine 200-jährige Verschwörung zur Schaffung einer friedlicheren Welt.

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