friedensnews.at
Stellt die Friedensfragen!

Galtung zur Friedensbewegung – Boykott wirkt mehr als Demos

Erstellt am 23.02.2003 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 02.04.2009 zuletzt geändert.

Galtung war am 21.1.2002 auf Einladung von Greenpeace zu einem Vortrag im Wiener Haus der Musik.

Die Bush-Administration

Sie argumentiere, ein militärischer Angriff auf den Irak sei gerechtfertigt, weil:

  • Saddam Husseins Regime Al Qaeda unterstützt und sogar beherbergt habe.
  • Außerdem bedrohe es Israel und andere Länder mit Massenvernichtungswaffen.Doch ist es der US-Regierung weder gelungen, die Weltöffentlichkeit, noch die UNO oder den UNO Sicherheitsrat (mit Ausnahme von Großbritannien das selbst dubiose „Beweise“ liefert) davon zu überzeugen.

    Gibt es für den amerikanischen Aufmarsch in Nahost andere Motive?

    Saudi-Arabien, bisher einer der wichtigsten Verbündeten der USA in der Golfregion, erscheint immer weniger verlässlich. 15 der 19 Flugzeugentführer vom 11. September waren vermutlich Saudis, saudiarabisches Geld ist eine der Hauptfinanzquellen von Al Qaeda, mit dem es den Wahhabismus, eine fanatische Form des Islam, gemeinsam hat. So könnte der Irak Saudi-Arabien als eine regionale Basis ersetzen, den USA zudem Zugang zum irakischen Öl geben und Israel von der irakischen Drohung befreien.

    Krieg mit dem Irak hätte verheerende Konsequenzen

    Für die Region und die Welt.

    Der Golfkrieg von 1991

    Er verursachte rund 300.000 direkte irakische Opfer und durch die anschließenden Wirtschaftssanktionen schätzungsweise eine Million Tote, vor allem unter Kindern.

    Die gegen Winterende drohende US-Invasion im Irak

    Wenn der Krieg nach Bagdad gebracht wird, so würde dies laut Schätzungen der UNO zunächst rund eine halbe Million Toteverursachen. Und das bei einem Volk, das bereits schwer unter inneren und äußeren Feinden gelitten hat. Den Irak zu bombardieren, weil Saddam Hussein ein böser Diktator ist, wäre damit vergleichbar, ein Passagierflugzeug abzuschießen, weil der Pilot ein Verbrechen begangen hat.

    Ein Angriff auf den Irak droht

    … einen Bürgerkrieg entlang zahlreicher Spaltungen entfachen (für und gegen Husseins Baath-Regime; Sunni-Schia; Iraker-Kurden; Kurden-Türken).

    … Andere Armeen im Nahen Osten könnten eingreifen. …

    Der Hass gegen die amerikanischbritische Außenpolitik in den arabischen Ländern und unter Muslimen im allgemeinen könnte neue Höhen erreichen, bestenfalls nur zu einem langen Wirtschaftsboykott amerikanischer und britischer Güter und Dienstleistungenführen, schlimmstenfalls zu massiver Gewalt . Das zerbrechliche Gewebe der Weltordnung würde schwer beschädigt.

    Alternativen zum Krieg!

    Das Team der UNO-Waffeninspektoren sollte erweitert werden, um irakischen Massenvernichtungswaffen zu finden, wenn es sie gibt, und zu zerstören, potentielle Produktionsstätten und Lager zu kontrollieren und ihre Anschaffung in Zukunft zu verhindern. Doch warum sollten solche Inspektionen nicht auch in anderen Ländern der Region durchgeführt werden?

    Von 1994 bis 2001 verhandelten 54 Nationen einen Vertrag zur Verifizierung des Verbots biologischer Waffen von 1972 aus und erreichten völlige Übereinstimmung, mit der einzigen Ausnahme der Bush-Administration, die den Vertrag zum Scheitern brachte. Die USA wären in einer viel besseren Position, im Irak Inspektionen bezüglich Biologischer Waffen zu verlangen, wenn sie diesen Vertrag unterzeichnet hätten.

    Die UNO hat erfolgreich eine Reihe von Kriegen beendet, indem sie etwa in Kambodscha, Namibien oder Osttimor demokratische Wahlen organisierte. Nur das irakische Volk keine äußere Macht hat das Recht, seine Regierung zu ersetzen, und es sollte die Möglichkeit haben dies zu tun, wenn es so wünscht. Doch nach all den Unregelmäßigkeiten bei den Präsidentschaftswahlen in Florida von 2000 sind die USA kaum in der Lage, international überwachte Wahlen zu fordern.

    Gleichheit vor dem Recht ist eine Grundlage einer Weltordnung nicht als utopisches Prinzip, sondern sie gibt dem Recht Legitimität, weil gleiche Fälle gleich behandelt werden.

    Zur Lösung von Konflikten sollte die UNO eine „Kommission weiser Leute“ einsetzen, z. B. mit Nobelpreisträgern wie Jimmy Carter, Michail Gorbatschow oder Nelson Mandela, um die Ziele der verschiedenen Parteien zu beurteilen und legitime Ziele aller zu vereinbaren suchen.

    Ein bedeutender Schritt zum Ende des Kalten Krieges war die Helsinki-Konferenz von 1973 bis 1975, die zur Gründung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa führte.
    Ähnlich sollte der UNO-Sicherheitsrat (mit vier christlichen und einem konfuzianischen Land als ständigen Mitgliedern) mit der Organisation der Islamischen Konferenz, die 56 islamische Länder repräsentiert, zusammenarbeiten, um eine unbefristete Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten zu organisieren, die die folgenden Traktanden behandeln könnte:

  • Ein Inspektionsregime für Massenvernichtungswaffen in der Region, das den Irak für Inspektionen und für von der UNO überwachte Wahlen öffnet;
  • Eine Demokratie- bzw. Menschenrechtskampagne in der Region;
    Ungelöste Fragen vom Irak/Iran- und Irak/Kuwait-Krieg;
  • Fortschritte in Bezug auf die kurdische Frage in vier Ländern;
  • Die ehemalige Europäische Gemeinschaft als ein Modell für eine Wirtschaftsgemeinschaft im Nahen Osten, mit Israel, Syrien, Libanon, Palästina, Jordanien und Ägypten.Je mehr Parteien an Verhandlungen beteiligt sind und je mehr offene Fragen auf dem Tisch liegen, desto leichter ist es oft, gegenseitig annehmbare Lösungen zu finden, weil jede Partei etwas gewinnen kann, das ihr besonders wichtig ist im Austausch gegen etwas, das ihr von geringerer Bedeutung ist.

    Der Friedensbewegung empfiehlt Galtung jetzt von den Demonstrationen den gezielten Boykott von Unternehmen (E$$0, General Electric, USA-Administration, Britische Regierung) und Staaten die die Gewalt in Nahost zur Wahrung ihrer Interessen fördern. Ein Wirtschaftsboykott schmerze Kapitaleigner echt und zumindest die moralische Wirkung sei was Südafrika gezeigt habe höchst wirksam. Denn die Kinder fragen dann: Mama warum kaufen wir eigentlich Coka Cola von Leuten die seit 1945 Millionen Menschen auf dem Gewissen haben.

    Prof. Johan Galtung, 1930 in Norwegen geboren, gründete 1959 in Oslo das erste internationale Institut für Friedensforschung. 1987 erhielt er den Alternativen Nobelpreis. Der Autor zahlreicher Bücher ist heute Direktor von TRANSCEND, einem internationalen Friedens- und Entwicklungsnetzwerk.


    siehe auch: http://www.friedensnews.at/galtung/

    Mehr Informationen im Internet unter:
    www.transcend.at
    www.transcend.org

  •  

    Posted in Friedensarbeit, Friedensbewegung, Friedensexport, Friedensforschung, Friedensgemeinde, Friedensorganisation, Friedenspädagogik, Friedenspolitik, Friedensstifter


    (comments are closed).