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Evangelische Friedensethik

Erstellt am 28.05.2007 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 29.05.2008 zuletzt geändert.

Quelle: www.friederle.de

Friedensethik
Erkenntnisse, Bewertungen und Stellungnahmen

Grundsätzliche
ethische Bewertungen
zum „Kriegsdienst mit der Waffe“
Forum
Friedensethik
in der Evangelischen Landeskirche Baden

Stellungnehmen
und Erörterungen aus den Kirchen zu aktuellen Kriegen

„Krieg
soll nach Gottes Willen nicht sein“

so formulierte der Ökumenische Rat der Kirchen bei seiner Gründugnsversammlung
1948 in Amsterdam die Überzeugung vieler Christen nach dem Ende des
2. Weltkrieges. Diese Aussage ist nicht unumstritten – auch nicht unter
den Christen. Eine eindeutig pazifistische Position wurde nach der „konstantinischen
Wende“ im Laufe der Kirchengeschichte meist nur noch von einer Minderheit
vertreten, während die „Großkirchen“ militärischer Gewalt
eher zustimmend begegneten. Besonders unheilvoll wirkte sich die enge Verbindung
von Trohn und Altar aus, weil den Kirchen dabei die Rolle der Kriegslegitimation
zukam. Wo diese Verbindung nicht so eng war, entwickelten kirchliche Vertreter
friedensethische Kriterien, die einerseits die Macht „zähmen“ sollten,
andererseits die Waffenanwendung in bestimmten Situationen als rechtmäßig
(„Lehre vom gerechten Krieg“) oder gar als Christenpflicht beschrieben.

Mit
der zunehmenden Gefährdung des Überlebens der Menscheit durch
die atomare Hochrüstung fand die (atom-)pazifistische Überzeugung
auch Anhänger in den großen Kirchen. Die Leitungsgremien des
Reformierten Weltbundes drängten gar auf eine Bekenntnisformulierung
zur Ablehnung des Krieges als Christenpflicht. Mit dem Ende des Warschauer
Paktes und damit der bipolaren Weltordnung wurde der Krieg als Mittel
der Politik wieder „salonfähig“. Dies nicht nur für Machthaber
und für nationalistische Bewegungen innerhalb einzelner Staaten. Auch
in demokratischen Staaten und innerhalb der Großkirchen wird seiher
Krieg als Mittel der Politik wieder in Betracht gezogen, wobei dies mit
dem Einsatz für die Menschenrechte begründet wird. Diese Entwicklung
halten wir für gefährlich, eine friedensethische Diskussion für
dringend geboten.

Grundsätzliche
ethische Bewertungen
zum „Kriegsdienst mit der Waffe“
Wir dokumentieren Stellungnahmen und Erklärungen aus dem Raum der
Kirchen in historischer Reihenfolge

  • Unsere
    Kirche gründet auf Jesus Christus, der mit seinem Leben und Sterben
    den Armen und Ohnmächtigen Hoffnung bringt. Viele Textstellen des
    Neuen
    Testamentes
    belegen seine umfassende Liebe zu allen Menschen und zeigen
    einen dritten Weg (weder Flucht noch Vergeltung) des Umgangs mit Gewalt:
    Gütekraft.
    (14.
    1. 2001)
  • Gott
    am Kreuz
    – wo gibts denn sowas? Für uns ist die Vorstellung, dass
    sich Gottes Sohn ans Kreuz nageln lässt „normal“, weil alltäglich.
    Haben wir wriklich schon verstanden, welche Botschaft darin steckt, dass
    Gott nicht nur allmächtig, sondern ohnmächtig gedacht wird?
    (14.
    1. 2001)
  • Das Augsburger
    Bekenntnis, 1530 in seiner jetzigen Fassung formuliert, gilt als die Grundlage
    der Kirchen der Reformation. Der darin enthaltene Artikel 16, kurz CA
    16
    genannt, war für friedensbewegte Christen immer wieder Stein
    des Anstoßes, weil er die „Wiedertäufer“ verurteilt, die tötende
    Gewalt als unchristilich ablehnen.
    (3.
    12. 2002)
  • Nach dem
    Ende des Zweiten Weltkrieges waren sich die Christen weitgehend einig:
    So etwas darf nicht wieder vorkommen. Krieg ist kein Mittel der Politik.
    Krieg
    soll nach Gottes Willen nicht sein
    . Auch die Gründungsversammlung
    des Ökumenischen Rates der Kirchen sprach sich 1948 in Amsterdam dafür
    aus, der „Lehre vom gerechten Krieg“ den Rücken zu kehren.

    (19. 2. 2001)
  • Die Heidelberger
    Thesen von 1959
    beschreiben eine friedensethische Position, die in
    der Evangelischen Kirche Westdeutschlands das Gespräch ziwschen (Atom-)Pazifisten
    und Befürwortern der Abschreckungspolitik ermöglichte. Sie kennzeichnen
    das Denken einer Theologie, wie sie zur Zeit der Blockkonfrontation in
    Westdeutschland maßgebend war. Zusammengefasst fordern sie dazu auf,
    die Zeit der Abschreckung zu nutzen, um die Logik und den Geist der Kriegsführung
    zu überwinden: „Der Krieg muss in andauernden und fortschreitenden
    Anstrengungen abgeschafft werden.“
    (19.
    2. 2001)
  • Als Antwort
    auf die atomare Bedrohung forderte die Vollversammlung des Ökumenischen
    Rates der Kirchen 1983 in Vancouver die Christen
    und Kirchen auf, sich in den kommenden Jahren mit dem christlichen Glauben
    angesichts der Bedrohungen des Lebens zu befassen. Kirchen und Christen
    können nicht schweigen, wenn die Lebensmöglichkeiten bedroht
    sind.
    (14. 1. 2001)
  • Nach „Vancouver“
    ließen sich die Kirchen sowohl regional als auch Kontinentenweit
    auf einen „konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung
    der Schöpfung“ ein. Nach der Reformation war es 1998 zum ersten Mal
    möglich, dass die protestantischen Kirchen Deutschlands zusammen mit
    der Römisch-Katholischen Kirche eine gemeinsame „Linie“ in Glaubensfragen
    suchten und fanden, die „Erklärung von Stuttgart“.
    Die kirchlichen Vertreter sprechen sich u.a. dafür aus, gewaltfreie
    Konfliktbearbeitung stärker zu fördern.
    (14.
    1. 2001)
  • Noch deutlicher
    als in der „Erklärung von Stuttgart“ sprechen sich die Delegierten
    der ersten Europäischen Versammlung 1989 in
    Basel
    für die Entwicklung einer gewaltfreien Alternative aus.
    Sie regen die Bildung von ökumenischen Schalom-Diensten an und bringen
    damit einen neuen Impuls in die Diskussion um die Friedensfrage. In dieser
    Versammlung war bereits der Geist von „Glasnost“ zu spüren, auch wenn
    die Mauer noch zwischen Ost und West stand.
    (14.
    1. 2001)
  • Weil
    nach den Kirchenwahlen im Jahr 1989 einige ins Ältestenamt gewählte
    Christen mit der Verpflichtung auf die kirchlichen Bekenntnisse Schwierigkeiten
    hatten, fasste die Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden
    am 25. Oktober 1990 einen Beschluss zu Artikel
    16 der Confessio Augustana
    .
    (3.
    12. 2002)

zuim Seitenanfang

  • Kundgebung
    der EKD-Synode vom
    November 1993
    zu friedensethischen Fragestellungen nach dem Ende der Blockkonfrontation.
    Die Synodalen sehen insbesondere drei Notwendigkeiten für eine Friedensordnung
    der Zukunft: die Weiterentwicklung von Instrumenten ziviler Konfliktbearbeitung,
    die Demokratisierung der UNO und die schrittweise Übertragung des
    staatlichen Gewaltmonopols an die UNO oder deren regionaler Unterorganisationen
    (z.B. OSZE).
    (14. 1.
    2001)
  • Die Zweite
    Europäische Ökumenische Versammlung in Graz
    1997
    unterstreicht die Notwendigkeit, Instrumente gewaltfreier Konfliktbearbeitung
    zu entwickeln. Die Kritik an der militärischen Hochrüstung, die
    besonders in Vancouver deutlich ausfiel, wird jetzt zurückhaltender.
    (14.
    1. 2001)
  • Der Ökumenische
    Rat der Kirchen ruft die Mitgliedskirchen dazu auf, in den Jahren 2001
    bis 2010 einen Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit auf die Überwindung
    von Gewalt
    zu legen. Fernando Enns zeigt Ansatzpunkte zum Handeln.
    (15.
    12. 2000)
  • Überlegungen
    zum Gewaltverzicht und zur „ultima ratio“ militärischer
    Gewalt ein Jahr nach dem Luftkrieg gegen Jugoslawien von Rechtsanwalt Ullrich
    Hahn, Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes, deutscher
    Zweig im April 2000
    .
    (14.
    1. 2001)
  • Die Deutsche
    Katholische Bischofskonferenz veröffentlichte im Oktober 2000 ein
    ausgezeichnetes und wegweisendes Wort zur Friedensethik: Gerechter
    Frieden
    (15. 12.
    2000)
  • Die
    21. Friedenskonsultation der landeskirchlichen Friedensausschüsse
    und Friedensdienste in der EKD vom 12.-14. Februar 2001 nahm in einem einstimmig
    gefassten Beschluss Stellung zur friedensethischen Diskussion innerhalb
    der Evangelischen Kirche. In 10 Thesen fassten
    die Delegierten ihre Anliegen zusammen.

    (27. 2. 2001)
  • Der Militärpfarrer
    Dr. M. Engelke wurde durch den Kosovo-Krieg 1999 angeregt, die friedensethische
    Position der Evangelischen Kirche zu überdenken. Seine pazifistischen
    Thesen erläuterte er bei der 21. Friedenskonsultation der EKD. Ein
    lesenswerter
    Aufsatz
    als PDF-Datei.

    (3. 3. 2001)
  • Der Ökumenische
    Rat der Kirchen
    forderte bei der Sitzung des Zentralausschusses Anfang
    Februar 2001 die Atomwaffenstaaten erneut zur Abrüstung auf.

    (22. 3. 2001)
  • Auch im
    Ökumenischen Rat der Kirchen besteht noch keine Einigkeit in der Frage,
    ob es unter bestimmten Situation für Christen geboten ist, Militär
    zur Lösung von Konflikten einzusetzen, oder ob Christen in jedem Fall
    der militärischen Macht die moralische Legitimation entziehen sollen.
    Das Papier, „Der Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen
    in Situationen bewaffneter Gewalt“
    konnte noch nicht verabschiedet
    werden.
    (22.
    3. 2001)
  • Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft
    zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) wendet sich mit dieser
    Stellungnahme
    an die Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland
    (EKD) und an die Öffentlichkeit. Sie möchte darauf hinwirken,
    dass der Funktionswandel des Militärs von Kirche und Öffentlichkeit
    nicht unkritisch hingenommen wird.

    (31. 3. 2001)
  • Der Rat
    der EKD veröffentlicht eine friedensethische Stellungnahme mit dem
    Titel „Friedensethik in der Bewährung – eine Zwischenbilanz“, die
    er selbst als Ergänzung seiner Denkschrift aus dem Jahre 1994 „Schritte
    auf dem Weg des Friedens – Orientierungspunkte für Friedensethik und
    Friedenspolitik“ versteht. Die Texte finden Sie auf der Homepage
    der EKD.
  • Zum Abschluss
    des interreligiösen Friedengipfels in Assisi am 24. Januar 2002 haben
    sich die Delegierten von zwölf Weltreligionen und 31 christlichen
    Kirchen und Gemeinschaften in einer Erklärung
    dem Frieden verpflichtet
    .
    (12.
    4. 2002)
  • Götz
    Planer-Friedrich plädiert in seinem Vortrag, den er bei einem friedensethischen
    Studientag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kreigsdienstverweigerer
    gehalten hat, für eine mutigere kirchliche Stimme bezogen auf die
    Kriegsbereitschaft der Christen. Es sei an der Zeit, Krieg als Mittel der
    Politik entschieden abzulehnen. Wir dokumentieren
    den Vortrag
    als pdf-Datei. (47kb)

    (7. 10. 2002)
  • Dr. Matthias
    Engelke, ehemaliger Soldatenseelsorger, plädierte in einem Grundsatzreferat
    im Rahmen der Mitgliederversammlung der Aktionsgeminschaft Dienst für
    den Frieden für eine theologisch fundierte Auseinandersetzung mit
    der Gewaltfrage. Er setzt hierbei den biblischen Befund mit kirchengeschichtlich
    relevanten
    Texten in Bezug und kommt dabei zu dem Schluss, dass das Christentum vom
    Pazifismus nicht zu trennen ist. Das überarbeitete
    Referat
    dokumentieren wir als als pdf-Datei
    (146kb).
    (9. 11. 2002)

Kirchliche
Erörterungen und Stellungnahmen zu aktuellen
Kriegen

  • Bei einer Friedensdemonstration in Washington wurden auch
    Bischöfe und andere Mitglieder von Kirchenleitungen
    verhaftet
    . (30.
    März 2003)
  • Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft
    zur Betreuung der der Kriegsdienstverweigerer, EAK, ruft in einer
    Erklärung
    zum Irak-Krieg
    dazu auf, dem Krieg zu widerstehen.

    (24. März 2003)
  • „Kriege können nicht gewonnen
    werden, nur der Frieden.“ Mit dieser Aussage endet der Aufruf
    zum Frieden im Irak
    von Konrad Raiser, dem Generalsekretär
    des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 20. 3. 2003.
    (21.
    März 2003)
  • In einer Erklärung vom
    20. März fordert die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
    (aej) den sofortigen Abbruch der Kampfhandlungen
    im Irak.
    (21. März 2003)
  • Der Vorstand
    der aej (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend) fordert die Politiker
    zu Dialog statt Krieg, seine Mitglieder in ihren
    Organisationen zu deutlichem Engagement zur Verhinderung eines Irak-Krieges
    auf.
    (7. Februar 2003)
  • Kirchenführer
    aus den USA, Europa und dem Nahen Osten haben sich am Mittwoch, den 5.
    Februar, bei einem Treffen in Berlin in einer Resolution für eine
    friedliche Lösung der Irak-Krise ausgesprochen. In einer 10-Punkte-Resolution
    lehnen sie einen Präventivkrieg gegen den Irak ab.
    (7.
    2. 2003)
  • In einem
    „Wort
    an die Gemeinden“
    vom Januar 2003 nimmt Landesbischof Dr. Ulrich Fischer
    deutlich Stellung gegen einen geplanten Irak-Krieg und fordert die Christen
    zu Gebet und Engagement auf.
    (20.
    Januar 2003)
  • Der
    Kosovo-Krieg als Kontext friedensethischer Überlegungen
    – eine
    umfangreiche Analyse des Kosovo-Krieges zur friedensethischen Urteilsbildung
    von Wilhelm Wille
    (1.
    Juli 2000)
  • Erklärung
    vom „Forum Friedensethik“ zum Kosovo-Krieg vom
    1.
    Juli 2000
  • Friedensethische
    Positionen der Kirchen zum Kosovo-Krieg – ein
    Aufastz von Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs
    (April
    2000)
  • Den
    Frieden gewinnen –
    Erklärung des Vorsitzenden des Rates
    der EKD, Präses Manfred Kock, zum Jahrestag des Beginns der
    NATO-Luftangriffe auf Serbien und zur Situation im Kosovo
    (24.
    März 2000)
  • Stellungnahme
    der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer
    (EAK) anlässlich des Jahrestages der NATO-Intervention
    im Kosovo
    am
    24.
    März 2000
  • Ein Aufsatz von Militärpfarrer
    Dr. Engelke, der denn Kosovo-Einsatz an den friedensethischen
    Erklärungen
    der Evangelischen Kirchen mißt
    (August
    1999)
  • Christen
    aus Baden
    sagen NEIN zum Krieg – eine innerkirchliche Stellungnahme,
    die sich an den Leitkriterien des „Gerechten Krieges“ orientiert.
    (April
    1999)

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