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Standard-Meditation zur Nationalratswahl 2008

Erstellt am 19.10.2008 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 20.10.2008 zuletzt geändert.

http://karikatur.augsten.at/karikaturen/2007-01-27_FPOE_HC-Strache_rechtsextreme-Vergangenheit_Kriegsspiele/2007-01-27_HC-Strache_NEONAZI-Vergangenheit_Nazionalistische_Kriegsspiele_Rechtsextrem_640.jpgMännlich, jung, ungebildet sucht Partei

So lautete der geniale Titel eines Artikels von Anita Zielina, derStandard.at, 2.10.2008

„Die FPÖ ist seit 2008 bei Wählern unter 30 bereits stärkste Partei“

Wie kam es zum Erdrutschsieg der Rechtsextremen in Österreich?



  1. Mit Disco-Touren und
  2. Politik zum Angreifen
  3. peppigen Wahlplakaten mit dem einzigen feschen und einigermaßen Jungen Spitzenkanditaten etc.

„spielten die Blauen die anderen Parteien an die Wand“, insbesondere die Grünen.

Jungs, die die Nase voll haben von Mädchenförderung und kaum geschlechtsgerechter Disziplinierung in Schulen die keine Angebote machen männliche Identität und Emanzipation positiv zu erleben. Organisationen und FrauenförderInnen wollen, dass die Burschen vollautomatisch bessere Mädchen werden. Dass sich dieser Voluntarismus nicht ausgeht ist kaum jemandem klar. Die Jungs protestieren ohne Rücksicht auf Verluste – „denn sie wissen nicht was sie tun“ sollen in diesem perspektivlosen System. Ein neues James Dean Phänomen?

Denken Sie an eine beliebige Wahlkampfveranstaltung von HC Strache oder Jörg Haider

  1.  Und?

Äh, mir nicht. Ihnen auch nicht? Gut ich verstehe Sie interessieren sich nicht für Rechtsextremismus. Verständlich. Aber wie tönte Jesus von Sirach in seiner Besten Zeit: „Wer sich nicht in Gefahr begiebt der kommt drin um“. Mit wegschauen und hoffen kommen bekennende Gutmenschen nach dem 28.9.2008 in Österreich nicht mehr aus dem Würgegriff potentieller Neo-Nazis und Sozial-Nationalisten

  1. Fällt Ihnen eine Discotour ein?
  2. Ein Beachvolleyball-Turnier?
  3. Spielten Gratis-Getränke und Techno-Musik eine Rolle?

Van der Bellen in der Disco? Das klingt utopisch.
Die Chefs von FPÖ und BZÖ haben laut Standard den vergangenen Wahlkampf zum Tingeln durch diverse mehr oder minder „jugendliche“ Lokalitäten genutzt.

Mit Erfolg!

Die Wahltagsbefragung des Analyseinstituts SORA ergab:

Bei den Unter-30-Jährigen ist die FPÖ bereits stärkste Partei!

Die Blaue Jugend

Die Blauen liegen

  1. mit 25 Prozent vor der ÖVP
  2. mit 23 und der SPÖ

Bei den jungen Männern

28 Prozent machten ihr Kreuz bei der FPÖ

14 Prozent beim BZÖ

Eva Zeglovits von SORA laut Standard: „Man muss das mit etwas Vorsicht betrachten“. Die Abstände zwischen FPÖ, ÖVP und SPÖ seien sehr gering. Tatsächlich gebe es drei annähernd gleich starke Parteien.

Wenn man aber das BZÖ dazurechnet, ist klar:

Das rechtsextreme Lager hat es geschafft, die Stimmen der Jugend zu erringen!

Das Konkurrenzinstitut GfK sieht die

FPÖ bei den Unter-30-Jährigen gar bei 33 Prozent.

„Nicht alle ausländerfeindlich“

Signifikant:

  1. Je höher die Bildung, desto geringer der Stimmenanteil für die rechten Parteien. In der oberen Bildungsschicht kommen die Grünen auf ihr insgesamt stärkstes Ergebnis, nämlich 30 Prozent, FPÖ und SPÖ schneiden mit 9 beziehungsweise 12 Prozent bei den höher gebildeten Wählern schlecht ab. Die Stichprobe sei aber nicht groß genug, um genaue Zahlen auszugeben, aber man kann aber sicher sagen, dass diejenigen Jugendlichen, die selber weniger gebildet sind oder aus wenig gebildetem Elternhaus stammen, eher dazu neigen die FPÖ zu wählen.

Fehler = Strache/Haider-Wähler = rechtsextremer Topf

  1. Die Jungen RechtswählerInnen sind nicht alle ausländerfeindlich.
  2. Es irritiert sie aber faktisch nicht, eine Partei zu wählen, die ausländerfeindlich ist.

Keine Jugendthemen

Und das, obwohl mit den Grünen eine dezidiert „jugendliche“ Partei zur Wahl stand, und obwohl die SPÖ mit Laura Rudas eine junge Frau an prominenter Stelle auf der Bundesliste präsentierte. Was ist da passiert? Laut Zeglovits hat der Wählerstrom der Jungen hin zu den Rechtsparteien mehrere Gründe.

  1. Die anderen Parteien haben im Wahlkampf nur wenige Themen geboten, die junge Menschen interessieren.
  2. „Zukunftsorientierte Themen wie Arbeitssuche, Ausbildung und Bildung haben komplett gefehlt“.
  3. „Das thematische Angebot für Junge war äußerst dürftig“.

Die Grundfragen der Jungen seien laut Meinungsforschung:

  1. Bekomme ich einen Ausbildungsplatz?
  2. Finde ich mit meiner Ausbildung einen Job?
  3. Wieviel verdiene ich damit?
  1. Die Wahl von FPÖ und BZÖ war für viele ein Ausdruck von Protest gegen die Regierung.
  2. Strache und Haider haben, zumindest symbolisch gezeigt dass ihnen etwas an der weniger gebildeten Jugend liegt.
    Sie sind ständig vor irgendwelchen Berufsschulen gestanden, und
    sie haben nicht irgendein Parteimitglied aus der letzten Reihe hingeschickt
  3. Das kam gut an bei dieser Zielgruppe

Grüne Langeweile

  1. Der Grüne Wahlkampf sei laut Zeglovits zu langweilig gewesen.
  2. Die grünen greifen seit Jahren auf die selben abgelutschten Konzepte.
  3. Bildungs- und Arbeitsmarktthemen seien so gut wie gar nicht vorgekommen. Wobei die Massenmedien mangels Kaufkraft und Sensationswert die durchaus vorhandenen Inhalte der Grünen ignorieren.

Das sei ein Fehler. Die Ergebnisse der Umfragen lassen vermuten, dass Bildung für einen großen Teil der Wähler ein sehr wichtiges oder sogar das wichtigste Thema ist.

Die Grünen gelten als „Milieupartei“

Das heißt, ihre WählerInnen rekrutieren sie vor allem aus der Bildungsschicht. Dort haben sie sich komfortabel eingerichtet. Die Grünen verlassen ihre kuscheligen ökologischen Nischen nur ungern. Das ist zwar verständlich aber fatal.

Auch die FPÖ eine Milieupartei – die blauen Wähler heterogener als die Grünen

Die FPÖ schneidet außerdem bei den sehr jungen auch bei den sehr alten Wählern erheblich besser ab.

Rote Beschwichtigungen helfen nicht

  1. Auch die SPÖ konnte bei den Jungen im Österreichdurchschnitt nur wenig punkten.
  2. Michael Häupl kalmierte zwar, denn bei den Jungwählern insgesamt hätte seine Partei in Wien die Nase vorne gehabt. Ein Problem gebe es nur bei männlichen Lehrlingen. Sie seien offenbar für die einfachen Antworten der FPÖ empfänglicher.

Häupl will bald „neue Lösungen und Antworten“ präsentieren, um auch diese Gruppe zu erreichen.

Ein Burschenressort der Gemeinde Wien?

Budgetär ist für 2009 kaum etwas vorgesehen. Ich bin gespannt woher der Bürgermeister seinen Optimismus füttert?

Links

ZIMD-Burschentraining

Echte Tränen für 100 Euro

SORA

Trennlinie

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