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Vergebene Chancen im Umgang mit Diskriminierungen und Vorurteilen an Schulen

Erstellt am 20.03.2009 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 24.05.2009 zuletzt geändert.

http://antifatoscanini.files.wordpress.com/2007/11/falscher-frieden.jpgPresseaussendung ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit – Wien, 20. März 2009

Rassismus Report 2008

Erfahrungen aus Schul-Workshops belegen:

  1. Wende in der Integrationspolitik dringend nötig
  2. Nachbarschaftskonflikte größtes Thema bei ZARABeratungsstelle,

Leiter Wolfgang Zimmer:

„Das besonders zermürbende daran ist, dass Menschen in ihrem letzten Rückzugsraum angegriffen werden“
Schon seit Jahren ist ZARA in der Präventionsarbeit tätig, vor allem das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen von Sensibilisierungs-Workshops an Schulen. Gerade vor dem Hintergrund der Debatten nach der Nationalratswahl 2008 über „Jugend am rechten Rand“ sind die Erfahrungen der ZARA-TrainerInnen aufschlussreich.

„Dass der gesellschaftliche Diskurs insgesamt zu einer Verhärtung der Fronten zwischen „Einheimischen“ und „AusländerInnen“ geführt hat, spiegelt sich auch an den Schulen wider – genauso wie die negativen Folgen für als „fremd“ wahrgenommene Menschen“, zeigt sich ZARA-Geschäftsführerin Barbara Liegl besorgt.
Österreichische StaatsbürgerInnen mit Migrationshintergrund werden als „AusländerInnen“ wahrgenommen und viele dieser vermeintlichen „ausländischen“ Jugendlichen erzählen von Erfahrungen mit
Alltagsrassismen.

„Für ZARA ist es besonders problematisch, dass an den Schulen viel zu wenig mit den Themen Vorurteile und Diskriminierungen gearbeitet wird.

Positive Ausnahmen sind engagierte LehrerInnen, insgesamt aber fehlt eine langfristige Auseinandersetzung mit Vorurteilen“, kritisiert ZARA-Obmann Dieter Schindlauer.

In den Trainings zeigen sich Chancen, die die Arbeit mit SchülerInnen zu den Themen Vorurteile, Diskriminierungen und Zivilcourage bieten würde – und die leider vergeben werden. „Es war und ist nämlich sehr wohl möglich, Jugendliche für Anliegen wie Chancengleichheit und Zivilcourage zu
interessieren und teilweise sogar zu begeistern“, weiß Schindlauer aus seiner eigenen Trainingserfahrung.
Die Erfahrungen aus den Schul-Workshops bestätigen ZARA in der Position, dass eine Wende in den Debatten über Integration dringend nötig ist. „Eine wesentliche Voraussetzung für fruchtbare Diskussionen
über Integration ist das Abgehen von der Polarisierung zwischen In- und AusländerInnen“, so Schindlauer.

Zermürbende Nachbarschaftskonflikte

Denn wie die Fälle erneut zeigen, die bei der Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus im vergangenen Jahr gemeldet wurden, erfüllen die in den vergangenen Jahrzehnten aufgebauten Feindbilder nun ihre Funktion der Ausgrenzung und Herabwürdigung. Besonders beschäftigten die dortigen JuristInnen unzählige Fälle von Nachbarschaftskonflikten. „Das besonders zermürbende daran ist, dass ja die eigene Wohnung der sozusagen letzte Rückzugsraum ist, wo man seine Ruhe haben sollte. Nicht nur, dass
MigrantInnen auf dem Wohnungsmarkt ohnehin schon mit Diskriminierungen konfrontiert sind, durch Konflikte wie diese wird das alltägliche Leben der Betroffenen zur Qual“, erklärt der Leiter der ZARABeratungsstelle Wolfgang Zimmer.
Einerseits fehlen rechtliche Instrumente, um sich gegen Belästigungen wehren zu können. „Andererseits erweisen sie sich in Fällen wie diesen aber auch nicht als die besten Mittel, um die Konflikte tatsächlich zu lösen. Wichtiger ist es dabei, die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen“, betont der Jurist. Wie schwierig dies ist, zeigen die vielen Beschwerden aus Wiener Gemeindebauten. Denn dort gibt es eigentlich die
Gebietsbetreuung als Einrichtung, um in solchen Konflikten zum Beispiel mit einer Mediation vermittelnd tätig zu werden. „Das Problem aber ist, dass unseren KlientInnen dort häufig nicht geholfen werden konnte,
da die andere Konfliktpartei der Mediation nicht zustimmen wollte“, so der Leiter der Beratungsstelle. „Wenn die Betroffenen zu ZARA kommen, ist oft schon alles ausgereizt und auch wir stehen leider an, weil uns in
Wahrheit Möglichkeiten fehlen, um im Sinne unserer KlientInnen tatsächlich eine Lösung zu erreichen“, beschreibt Zimmer die große Herausforderung bei diesem Thema. „Was ich mir wünschen würde wäre ein Zwischenschritt zwischen Mediation und dem Rausschmiss einer Konfliktpartei, zum Beispiel eine Form von Schlichtungsverfahren“, so Zimmer.

Statistik

Der Rassismus Report ist seit nunmehr neun Jahren die einzige jährlich erscheinende qualitative Datenquelle über Struktur und Ausmaß von Rassismus in Österreich. 2008 dokumentierte das ZARA-Team insgesamt 704 rassistische Vorfälle, das sind um 127 Fälle weniger als im Jahr 2007. Diese Tendenz hat ihre Ursache im Rückgang der Meldungen von rassistischen Beschmierungen, bei den übrigen gemeldeten Fällen verzeichnet ZARA eine Zunahme. Wie jedes Jahr unterstreicht ZARA, dass der Rassismus Report keine Aussagen darüber zulässt, ob Rassismus in Österreich steigt oder sinkt, da ZARA kein systematisches Monitoring macht. (Schluss)

Rassismus Report 2008 bestellen oder als PDF downloaden unter: www.zara.or.at

Rückfragehinweis:
Sonja Fercher (ZARA-Öffentlichkeitsarbeit, Chefredakteurin Rassismus Report 2008)
Tel.: 929 13 99-18,
Mobil: 0676/793 47 70
E-Mail: presse@zara.or.at
www.zara.or.at

 

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