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Die Geschichte eines lebenslangen Amoklaufs

Erstellt am 20.01.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 6214 mal gelesen und am 24.01.2011 zuletzt geändert.

„Es ist widersinnig:
Weil einer in einem Fach ,Ungenügend` hat,

soll er dann das nicht werden können,
was er hat werden wollen?“

Adolf Hitler

Gustav Keller
Der Schüler Adolf Hitler
Die Geschichte eines lebenslangen Amoklaufs
Reihe: Pädagogik: Forschung und Wissenschaft
Bd. 11, 2010, 136 S., 19.90 EUR, gb., ISBN 978-3-643-10948-4

Gustav Keller: „Schon lange ging ich als Schulpsychologe mit dem Gedanken um, Adolf Hitlers Schulbiografie nachzuzeichnen und die vorhandene Erkenntnis-Lücke zu schließen. In seiner Kindheit und Jugendzeit war er noch nicht der brutale Diktator. Er war ein Heranwachsender, der noch alle Chancen hatte, nicht der zu werden, der er letztlich wurde.

Adolf Hitler wollte Künstler werden, nicht Zerstörer. Auf dem Weg dorthin durchkreuzten Schul- und Prüfungsversagen seinen Lebensplan. Dieser Misserfolg war der entscheidende Auslöser einer schlimmen seelischen Fehlentwicklung mit fatalen Folgen.“

Kellers Erkentnisse seien nicht so zu verstehen,

  • als sei Adolf Hitlers Schul- und Prüfungsversagen hauptverantwortlich für seine destruktive Persönlichkeits- und Verhaltensentwicklung.
  • „Sie mögen dazu beitragen, den Anteil seiner schulischen Entwicklungsverletzung an seiner Unmensch-Werdung deutlich zu machen.“

Dr. Gustav Keller, Jg. 1950; Schulpsychologe seit 1974;

Tätigkeitsschwerpunkte: Konfliktmanagement, Coaching und Supervision; Verfasser pädagogisch-psychologischer Fach- und Sachbücher.

Kritische Würdigung

Das Buch ist hervorragend geschrieben. Es ist gut recherchiert. Die neueste Literatur wurde durchgearbeit und viele wichtige Standardwerke zur Hitlerforschung. Abschließend bietet Keller eine interessante Individualpsychologische Analyse der Psyche Hitlers und seiner AnhängerInnen. Sie ist sehr einleuchtend. Der Minderwertigkeitskomplex Hitlers, der vor allem aus der Zuckerbrot- (Mutter) und Peitscheerziehung (Vater) resultierte, machte den Volksschulklassenprimus in der Realschule zum Schulversager und Problemschüler, wie sie auch heute in Österreichs Schulen häufig anzutreffen sind. Immerhin schlägt ja rund ein Drittel der Eltern die Kinder in Österreich heute noch bzw. wieder mehr oder weniger heftig. Es gäbe zwar heute schulpsychologische Programme, Sozialarbeiter etc., sie kämen aber bedenklich selten zum Einsatz. Allein tausende Kinder in Wien vor allem Buben sind in Gefahr aus der Opfererfahrung in die Täterlaufbahn zu schlittern. Rechtsextreme Politiker könnten für sie wieder gute Projektionsflächen bieten.

Mit 18 bis 24 ist dann der mehr oder weniger erfolgreiche Kriminelle meist fix und fertig und die Kosten für die Gesellschaft explodieren. Ein wichtiges Buch!

 

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