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Sexueller Missbrauch von Kindern

Erstellt am 17.06.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 8018 mal gelesen und am 03.07.2011 zuletzt geändert.

Patrick Schoden (Hrsg.):
Sexuelle Gewalt gegen Kinder
Information und Prävention

2. Auflage

Lit Verlag, Münster, 2010, 135 Seiten.

ISBN 978-3-8258-1270-6.

Reihe: Geschlecht – Gewalt – Gesellschaft – Band 1 – siehe Infos am Ende

Die öffentliche Diskussion über sexuelle Gewalt in Kirchen hat die Nachfrage zum Thema belebt. In der 2. Auflage wurden:

  • kleine Korrekturen vorgenommen
  • zwei weitere Texte kamen hinzu:
    *das neu überarbeitete Portal schulische-prävention.de; * Ein Beitrag zur aktuellen Diskussion der Resilienzforschung;

Claudia Bundschuh schreibt in ihrer Rezension der 1. Auflage vom 26.08.2009 bei socialnet.de:

Entstehungshintergrund

Die Publikation stehe in Zusammenhang zum Internetportal www.schulische-praevention.de zur Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder. Es ist an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Forschungsprojekt angesiedelt ist.

Das Kinderschutzportal richtet sich in erster Linie an pädagogische Fachkräfte,

  • die mit Schülerinnen und Schülern arbeiten
  • insbesondere im Primarstufenalter.

Vorträge, der Mitarbeitenden des wissenschaftlichen Beirats zur Betreuung des Kinderschutzportals gehalten haben, wurden in dieser Publikation gebündelt. Einige Abhandlungen zu grundlegenden Aspekten des Themas ergänzt. Die Zusammenstellung der Einzelbeiträge sei darauf gerichtet:

  1. Erwachsenen eine ermutigende Einführung in das Problemfeld „Sexuelle Gewalt gegen Kinder“ zu geben und
  2. ihr Engagement für den Schutz und die Stärkung von Mädchen und Jungen zu fördern.

Aufbau des Sammelbandes

Der Theologe und Herausgeber Patrick Schoden gibt in seiner „Einleitung“ einen sehr gelungenen

  • kurzen und prägnanten Einblick in die Inhalte der nachfolgenden Beiträge des Buchs
  • die den Kategorien „Grundlagen“ und „Schwerpunkte“ zugeordnet sind.

Grundlagen

Grundschul-Rektorin Dr. Ulrike Itze eröffnet diese Kategorie.

Sie formuliert als „allgemeinpädagogische Zielsetzung an Kindergärten und Grundschulen: Kinder stärken und ermutigen“. Itze begründet diesen Anspruch damit,

  • dass Kinder sowohl individuelle Sorgen und Nöte,
  • als auch wahrgenommene gesamtgesellschaftliche Problemlagen in Kindergarten und Schule mitbringen und
  • folglich in diesen Sozialisationsinstanzen auch gezielte Unterstützung – insbesondere bei der emotionalen Verarbeitung ihrer Erfahrungen und Wahrnehmungen – benötigen.

Leider ist die Grafik auf S.13 zur „Sexuellen Gewalt als eine Problemsituation in Kindergarten und Schule“ kaum lesbar. Auch über die Interpretationen der 5 Beispiele zur sexuellen Gewalt gegen Kinder anhand von Kinder-Bildern und Texten lässt sich sicher diskutieren. Beispielsweise Bild – „Problem: Angst vor Entführung mit befürchteter sexueller Gewalt/Mord“ … >>Im Vordergrund mal sie riesengroß den „schwarzen Mann“, der sich gesichtslos das Mädchen zu Beute macht, es verfolgt und ihm sexuelle Gewalt antun kann.<< Der Mann ist mit Hut kaum einen Kopf größer und zirka doppelt so dick und natürlich kann jeder geistig und körperlich überlegene Mensch einem Kind Gewalt antun. Itze ist aber, in Österreich würden wir sagen Direktorin, und keine Spezialistin für Kinderbild-Auslegung. Insgesamt sind die Bilder eine interessante Illustration ihrer Thesen.

Sehr interessant

Der anschließenden Beitrag von Theologiedidaktiker Herbert Ulonska mit dem Titel „Einführung: Sexuelle Gewalt gegen Kinder“ führt auf 3 Seiten ein:

Es werden kurz und knapp

  • Zahlen, Fakten, Daten zum Thema vorgestellt:
    *16 000 Anzeigen pro Jahr – im Dunkelfeld bis 300.000 in D;
    *bis 15% der Frauen und bis 10% der Männer im westlichen Kulturkreis hab bis 16 mind. 1x einen sex. Kontakt erlebt der unerwünscht erzwungen wurde. (Das wäre im Schnitt 1 Bub und 1 bis Mädchen pro Klasse!)
  • bekannte Formen der Prävention sexueller Gewalt (primär, sekundär, tertiär) definiert.

Der Psychologe Ludger Kotthoff befasst sich mit „Erkennen des sexuellen Missbrauchs“ und „Verstehen der Psychosomatik“.

  • Er reißt zunächst die Schutzfunktion der Eltern für die kindliche Entwicklung an,
  • erläutert anschließend anschaulich den Begriff der Traumatisierung und
  • benennt verschiedene Bewältigungsversuche von Kindern, die sexualisierte Gewalt erfahren haben,
  • abschließend weist er darauf hin, dass eine gesicherte Diagnose nur von ausgewiesenen Experten und Expertinnen erfolgen kann.

Missbrauchsforscherin und Grundschullehrerin Marlene Kruck-Homann präsentiert „Entwicklung und aktuelle Ansätze der Präventionsarbeit sowie praktische Möglichkeiten des Einsatzes von Medien und Materialien zur Prävention. Das veranschaulicht sie exemplarisch an einem ausgewählten Kinderbuch.

Rechtsexpertin Sabine Schumacher behandelt „rechtliche Aspekte: Verdacht eines sexuellen Missbrauchs – Anzeigepflicht? – Strafanzeige – Strafverfahren“ Sie hebt die Wichtigkeit hervor,

  • das betroffene Kind mit seinen Bedürfnissen und
  • seinem spezifischen Hilfebedarf ins Zentrum jeden Handelns zu stellen, und
  • entkräftet die weit verbreitete Sorge, sofort bei Kenntnis einer sexualisierten Gewalttat gegen Kinder Anzeige erstatten zu müssen.

Zwei Texte, die sich auf die Arbeit mit den Eltern beziehen, beschließen diese Kategorie

Die Soziologin und Mitherausgeberin der Reihe Monika Friedrich fokussiert das Aufgabenfeld „Mütter stärken und ermutigen“. Sie geht zunächst auf

Der Herausgeber Patrick Schoden nimmt das Thema

Zweiten Abschnitt: Schwerpunktthemen im Feld des sexuellen Missbrauch von Kindern

Herbert Ulonska eröffnet mit dem Thema „Inzest“.

Der Autor macht deutlich, dass

Noch ausführlicher geht Ulonska auf die Täterprofile bei inner- und außerfamiliärer sexualisierter Gewalt gegen Kinder in der nachfolgenden Abhandlung ein. Er unterscheidet

Ludger Kotthoff erläutert Bedeutung und Verlauf von „Sexualität und Zärtlichkeit in der Entwicklung des Kindes“

  • im Rahmen einer gewaltfreien Sozialisation und
  • in Fällen, bei denen sexualisierte Gewalt stattfindet.

Er weist abschließend auf die Schwierigkeit hin, anhand von Verhaltensmustern oder Auffälligkeiten in der Selbstdarstellung von Kindern eine eindeutige Diagnose zu fällen.

Monika Friedrich berichtet die Fakten zum oft in diesem Feld vernachlässigten Thema „Frauen, Mädchen und Mütter als SexualtäterinnenSie geht

Petra Risau bearbeitet das ThemaIm Schutz der Anonymität – Online-Beratung für Betroffene sexualisierter Gewalt“

Das ist eine Form der Hilfestellung für Opfer. Sie hat sich als sinnvolle Ergänzung zu herkömmlicher Beratung und Therapie inzwischen etabliert. Dieses Angebot wird insbesondere auch

  • von Betroffenen genutzt, die sich noch in der akuten Gewaltsituation befinden und
  • aus bekannten Gründen den Schritt aus der Anonymität noch scheuen.

Marlene Kruck-Homann legt eine Abhandlung über „Kinder- und Jugendliteratur im Kontext der Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt“ von .

Kritische Diskussion

Claudia Bundschuh schrieb in ihrer Rezension der 1. Auflage vom 26.08.2009 bei socialnet.de:

„Das Buch hält vom ersten bis zum letzten Beitrag, was es auf dem Klappentext verspricht. Es hat einen einführenden Charakter in das Problemfeld „Sexuelle Gewalt gegen Kinder“ und gibt Fachkräften, die sich erstmals mit dem Thema auseinandersetzen wollen, einen guten und fundierten Überblick über die verschiedenen Facetten der Gesamtproblematik. Besonders positiv hervorzuheben ist die Kürze der einzelnen Beiträge, die allerdings nicht auf Kosten des Inhalts geht, sondern vielmehr eine sehr gelungene Reduktion auf die jeweils wesentlichen Aspekte des jeweiligen Unterthemas repräsentiert.

Fazit
Das Buch ist sehr empfehlenswert für Fachkräfte aller Arbeitsfelder (auch z. B. für Fachkräfte der Gesundheitshilfe), in denen Kinder und Jugendliche die Zielgruppen sind, und das Thema sexualisierte Gewalt nicht Bestandteil des Regelspektrums der Arbeit ist. Darüber hinaus können auch Fachkräfte, die sich in der Vergangenheit immer mal wieder mit der Thematik befasst haben, in Teilbereichen ihr Wissen mit dieser Veröffentlichung vertiefen, weil es sich auch durch die Integration sehr aktueller Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis auszeichnet.“

Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzu zu fügen!

Links

Kinder und Jugenbücher zur Prävention und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch

Sachlage Kinderprostiution in Österreich lt wikipedia 2011-06-24

Offizielle Zahlen und Statistiken zur Thematik Kinderprostitution sind nicht vorhanden. Lediglich im Rahmen der Verurteilungs- und Anzeigenstatistiken sind teilweise Zahlen (jedoch wenig aussagekräftig) zu bekommen. [3]

Jedoch gibt es von Einrichtungen, welche mit minderjährigen Prostituierten in Kontakt kommen, berechtigte Hinweise auf das Bestehen des Problems. [4] Eine Studie aus dem Jahr 2005[5] gibt weiters Aufschluss über die Existenz von Kinderprostitution. Insgesamt wurden 40 Interviews in Wien sowie fünf in Salzburg durchgeführt.[6] Der Großteil der Befragten war unter 18 Jahre alt[7], wobei in Salzburg auch ältere Jugendliche befragt wurden, die jedoch zu 40% mit 18 bzw. 20% mit 19 Jahren ihre erste Erfahrung im Prostitutionsbereich hatten.[8] Die Studie von Tener/Ring 200648 war zwar hauptsächlich im qualitativen Bereich angesiedelt (Befragung von 25 Personen) und ist daher nicht repräsentativ für ganz Österreich. Sie zeigt dennoch die Existenz einer eigenen Szene von minderjährigen österreichischen Prostituierten in Wien. Neben Wien gibt es auch noch entlang der Tschechisch-Österreichisch-Deutschen Grenze eine Kinderprostitutions-Szene.[9]

Siehe auch → Heutige Prostitution im internationalen Vergleich, deutschsprachige Länder

http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderprostitution

Arbeitsblatt Sexueller Missbrauch

http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/PSYCHOLOGIEENTWICKLUNG/SexuellerMissbrauchLit.shtml

Andere Rezensionen zum Thema sexueller Missbrauch für PädagogInnen

http://www.erzieherin.de/rezensionen-zum-schlagwort.php?s=Sexueller%20Missbrauch

 

Informationen zur Reihe: Geschlecht – Gewalt – Gesellschaft

Herausgegeben von Prof. Dr. Herbert Ulonska, PD Dr. Monika Friedrich, Dr. Marlene Kruck-Homann

Die Themenbereiche der Buchreihe „Geschlecht – Gewalt – Gesellschaft“ fragen interdisziplinär nach Hintergründen, Zusammenhängen, Auswirkungen und Konzepten für pädagogische wie gesellschaftliche Arbeitsfelder.
Patrick Schoden (Hg.)
Sexuelle Gewalt gegen Kinder
Information und Prävention
Bd. 1, 2. Auflage, 2010, 152 S., 14.90 EUR, br., ISBN 978-3-8258-1270-6 


Marlene Kruck
Das Schweigen durchbrechen
Band I: Sexueller Missbrauch in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur
Bd. 2, 2006, 528 S., 49.90 EUR, br., ISBN 3-8258-8987-4 


Marlene Kruck
Das Schweigen durchbrechen
Band II: Einsatzmöglichkeiten von Kinder- und Jugendliteratur zur Thematik des sexuellen Missbrauchs im Rahmen der schulischen Präventionsarbeit
Bd. 3, 2006, 240 S., 19.90 EUR, br., ISBN 3-8258-8988-2 


Barbara Haslbeck
Sexueller Missbrauch und Religiosität
Wenn Frauen das Schweigen brechen: eine empirische Studie
Bd. 4, 2007, 512 S., 39.90 EUR, br., ISBN 978-3-8258-9449-8 


Tim Bürger
MännerRäume bilden
Männer und die evangelische Kirche in Deutschland im Wandel der Moderne
Bd. 5, 2006, 312 S., 24.90 EUR, br., ISBN 3-8258-8642-5 


Christa Spilling-Nöker
Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn
Zur Diskussion um Segnung und Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Paare im Pfarrhaus
Bd. 6, 2007, 408 S., 29.90 EUR, br., ISBN 3-8258-9610-2 


Mirja Silkenbeumer
Biografische Selbstentwürfe und Weiblichkeitskonzepte aggressiver Mädchen und junger Frauen
Bd. 7, 2007, 384 S., 26.90 EUR, br., ISBN 978-3-8258-0363-6


 

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