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Das Gute und das Böse

Erstellt am 26.09.2011 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 3996 mal gelesen und am 28.09.2011 zuletzt geändert.

Heuer im Frühling erschien ein Buch des Wiener Philosoph Peter Kampits, das sich interessanten Fragen widmet – eine zentrale Frage lautet:

Wer sagt was gut und böse ist?

Der Verlagstext zur Bewerbung des Buches bemüht einige historische Größen zum Thema:

„Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, das man lässt“,

dichtete schon Wilhelm Busch. Und Friedrich Nietzsche meinte:

„Ist man böse, gilt man schnell als gut!“

Als Kinder lernen „wir“, angeblich, „dass wir gut und nicht böse sein sollen“. Lernt nicht jedes Kind etwas anderes? Der Sohn eines Diebes, eines Waffenlobbyisten dessen 1919 in Österreich aufgehoben wurde, die Tochter einer Feministin? Wer frägt versucht zu führen. Aber es gibt ergiebige Fragen und unergiebige Fragen und ergiebige Abhandlungen und unergiebige, fade und spannende.

  • Doch bringt uns das heute wirklich weiter?
  • Wer sagt, was gut und was böse ist?
  • Verändern sich die Grenzen?
  • Wer legt diese fest?

Peter Kampits „begibt sich auf eine spannende, historische und philosophische Reise“ verspricht der Werbetext für das Buch. Das Buch fand daher den Weg zum philosophisch und insbesonere am Spezialgebiet der Ethik interessierten Rezensenten. Vielleicht bin ich von Prechts Stil in „Wer bin ich und wenn ja wie viele“ verwöhnt aber Spannung ein Sog kam bei leider nie auf. Kampits geht auf aktuelle Entwicklungen eingeht wie zum Beispiel:

  • Gibt es ein moralisches Gen?
  • Warum wird die Faszination des Bösen immer größer?

Wobei letztere Frage eine Behauptung impliziert die zuerst einmal überzeugend begründet werden müsste. Es fallen nicht viele Bücher bei der Rezension bei mir durch. Vielleicht hat mich das Buch zur falschen Zeit ereilt und ich muss es noch einmal aufgreifen. Immerhin schreiben zwei Rezensenten bei Amazon, dass das Buch lesenswert sei und 4,5 Sterne sind nicht unbedingt ein Durchfall. Im Sinne des Autors verkneife ich mir eine Entscheidung ob das Buch eher gut oder eher böse auf mich wirkt.

  • Vielleicht hilft die Rezension eines Kollegen bei Amazon weiter?
  • Vielleicht sollten die Leserinnen und Leser sich die Rosinen aus dem Buch herauspicken?

Denn:

Kampits geht

  • in seinem Buch in 43 kleinen Kapiteln der Frage nach: was gut und böse eigentlich ist?
  • Er spürt Deutungsversuchen in Literatur, Philosophie, Theologie, Psychologie und Naturwissenschaften nach
  • der Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist im Gut-Böse Schema zu denken,

Nach Meinung des Autors sei unser ethisches Gut-Böse Denken unverzichtbar, auch wenn andere Autoren, wie Kampits nicht verschweigt, dies so nicht sehen. Er versucht Autoren die vielfältigen Antworten, die Menschen auf diese Frage gefunden haben darzustellen, und dabei doch etwas in die Tiefe zu gehen. Das ist bei kleine Kapiteln eigentlich ein großes Kunststück. Wie gesagt Precht hat es überzeugend gemeistert im oben empfohlenen Buch, Kampits ist nicht so mein Fall.

Die Beiträge des Autors finden andere aber „interessant, aber weil sie sehr „kondensiert“ sind wird oft ein gewisses philosophisches Vorwissen vorausgesetzt, was dem unbedarften Leser das Verständnis erschweren dürfte. Trotzdem empfand Blaumaintal „den Sprachstil des Buches ingesamt noch als recht allgemeinverständlich“, denn: „auf arg verwissenschaftlicht-verquastete Sätze verzichtet der Autor“ seiner seiner Ansicht nach.

Den Fragen nach gut und böse geht Kampits zwar nach, liefert aber ausdrücklich keine These oder Problemlösung. Er ist der Auffassung, dass sie die sich seiner Meinung nach auch nicht liefern lässt, wie er gegen Ende seines Buches einräumt. Kampits denkt, dass je mehr man über das Böse nachdenke,

  • desto unerklärlicher werde seine Herkunft,
  • seine Realität und
  • seine Verankerung

in unserem Leben. Gut für skeptische Menschen – wie mich – ist das nichts Neues. Auch die These – mancher Autoren – dass keine und keiner anders kann, als er oder sie ist, widerspricht der Kampits an mehreren Stellen. Er hält die menschliche Freiheit für real und nicht bloß für eingebildet. Precht sagt, dass wir zumindest ein geistiges Veto-Fenster in den rationalen und bewussten Entscheidungsprozessen unseres Hirns haben. Abschließend – noch einmal:

Im Sinne des Autors verkneife ich mir eine Entscheidung ob das Buch eher gut oder eher böse auf mich wirkt.

Peter Kampits
Geboren 1942 in Wien. Studium der Philosophie in Wien und Paris. Seit 1968 am Philosophischen Institut der Universität Wien. Zahlreiche Vorträge und Gastprofessuren unter anderem in den USA, Südamerika, Mexiko, fast allen europäischen Ländern. Vielfältigste Publikationstätigkeit z. B. Biografie über Jean-Paul Sartre.

Seit 2002 Vorsitzender des Wiener Beirates für Bio- und Medizinethik, ab

2004 Dekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien.

Peter Kampits
Wer sagt was gut und böse ist?
200 Seiten
€ 19,95
978-3-8000-7476-1
www.ueberreuter.at
Ueberreuter Sachbuch Am Puls der Zeit

 

Posted in Ethik, Rezension

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