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Jahrestagung Friedenspädagogik

Erstellt am 25.07.2014 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 2966 mal gelesen und am 25.07.2014 zuletzt geändert.

Die Konstruktionen der „Anderen“
Herausforderungen und Aufgaben für die Friedenspädagogik
Jahrestagung Friedenspädagogik 2014
6. und 7. Oktober 2014
Philipps-Universität Marburg
Pilgrimstein 2, Lern- und Forschungswerkstatt

Die Konstruktionen der „Anderen“. Herausforderungen und Aufgaben für die Friedenspädagogik

Alle Menschen sind einander anders. Diese banal wirkende und doch in ihrer Tragweite kaum zu überschätzende Aussage machte Werner Wintersteiner zum Ausgangspunkt seiner Konzeption der Friedenspädagogik als eine „Pädagogik des Anderen Menschen“ (Wintersteiner 2006, 166). Es gibt jedoch viele Menschen, die durch die „Dominanzgesellschaft“ (Rommelspacher 1995) als ‚auf besondere Weise anders‘ angesehen, beschrieben und angesprochen werden. Durch diese Praxis werden sie also erst zu „Anderen“ gemacht, als „Andere“ konstruiert. Auf diese Konstruktionen und die dahinterstehenden Normen haben verschiedene soziale Bewegungen immer wieder aufmerksam gemacht:

  • bspw. die Frauenbewegungen mit ihren Kritiken am Denken vom Menschen als Mann,
  • die Schwarze Bewegung mit ihrer Kritik an der Vorstellung dass Deutsch-Sein weiß gedacht wird (z.B. Oguntoye u.a. 2006) oder
  • die Behindertenbewegung, welche die gewalt-förmigen Auswirkungen der dominanten Normvorstellungen geistiger und körperlicher Verfasst-heit anprangerte (Köbsell 2007).

In pädagogischen Diskursen gibt es sehr unterschiedliche Perspektiven auf „die Anderen“ bzw. deren Konstruktion. In weiten Teilen der interkulturellen Pädagogik herrscht das „Kennenlernen der Anderen“ als Maxime vor, um „interkulturelle Kommunikationsschwierigkeiten“ zu vermeiden. Dadurch werden die durch die Dominanzgesell-schaft gewaltvoll vorgenommene Unterteilung in ein „Wir“ und „die Anderen“ mitsamt kultura-lisierender und ethnisierender Grundannahmen aufgenommen und bestätigt. In Teilen der in-klusiven Pädagogik steht der einzelne Mensch als Individuum so sehr im Vordergrund, dass nicht selten die Perspektive auf strukturell bedingte unterschiedliche Positionierungen und so auch häufig die Perspektive auf Diskriminierungs-erfahrungen erschwert wird. Andere Strömungen wie z.B. die postkoloniale Pädagogik oder die Migrationspädagogik gehen nicht von einer Existenz „der Anderen“ aus, sondern widmen sich den Konstruktionen von „Eigenem“ und „Fremdem“.
Auf der Tagung möchten wir ausgehend vom Themenfeld Rassismus den Umgang mit der Konstruktion der „Anderen“ in friedenspädago-gischer Theorie und Praxis beleuchten und über-prüfen, inwiefern der friedenspädagogische Diskurs diesbezüglich einer Neuausrichtung oder Korrektur bedarf. Auch soll die friedenspädago-gische Rezeption von Diskursen anderer pädago-gischer Teildisziplinen diskutiert werden. Nicht zuletzt soll die Tagung dem Austausch der frie-denspädagogischen Gemeinschaft dienen. Nicht-AFK-Mitglieder sowie Studierende sind herzlich eingeladen.
Köbsell, Swantje: Gegen Aussonderung – für Selbstvertretung: zur Geschichte der Behindertenbewegung in Deutschland. 2007. Online verfügbar. URL: http://www.zedis.uni-hamburg.de/www.zedis.uni-hamburg.de/wp-content/uploads/2007/01/bewegungsgeschichte_kobsell.pdf [letzter Zugriff: 15.04.2014]
Oguntoye, Katharina Ayim May und Schulz, Dagmar: Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Berlin: Orlanda Frauenverlag, 3. Auflage 2006.
Rommelspacher, Birgit: Dominanzkultur. Texte zu Fremdheit und Macht. Berlin: Orlanda Frauenverlag. 1995.
Wintersteiner, Werner: Pädagogik des Anderen: Baustein für eine Friedenspädagogik in der Postmoderne. Münster: Agenda-Verlag, 3. unv. Aufl., 2004.

 

Programm
6. Oktober 2014
13.00-14.00 Ankommen
14.00-14.15 Begrüßung
14.15-15.15 Vortrag von Prof. Ulrich Wagner
(Philipps-Universität Marburg)
„Die Konstruktion der ‚Andern‘“ aus Perspektive sozialpsychologischer Vorurteilsforschung.
mit anschließender Diskussion
15.30-16.30 Vortrag von Prof. Iman Attia
(Alice Salomon Hochschule Berlin)
„Die Konstruktion der ‚Andern‘“ aus Perspektive gesellschaftstheore-tischer und diskursanalytischer Rassismusforschung.
mit anschließender Diskussion
16.45-18.30 weiterführende Diskussion über friedenspädagogische Diskurse unter Berücksichtigung der Vorträge
7. Oktober 2014
09.00-09.15 Begrüßung
09.15-09.45 Vortrag von Arzu Ҫiҫek und Saphira Shure
(Carl von Ossietzky Universität Oldenburg & TU Dortmund)
Migrationspädagogik ist Rassismuskritik?!
10.00-12.30 Reflexion friedenspädagogischer Theorie & Praxis in Kleingruppen mit anschließender Diskussion im Plenum
12.30-13.00 weitere Planungen
(nächste AK-Tagung, Panel auf AFK-Kolloquium und mehr)
13.00 Abschluss der Tagung

 

Organisatorisches

Kosten
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos.
Für die Unterkunft ist selbst aufzukommen.

Unterkunft
Aufgrund von Rahmenvereinbarungen der Philipps-Universität mit hiesigen Hotels können Zimmer zu ermäßigten Preisen gebucht werden. Weitere Informationen erhalten Sie nach der Anmeldung.

Anmeldung
Anmeldungen bitte bis zum 01.09.2014 an thattamannil-klug(@)uni-marburg.de
Tel.: 06421-28-23034

Aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten ist die Teilnehmendenanzahl leider beschränkt!

Veranstaltungsort
Philipps-Universität Marburg
Institut für Schulpädagogik
Pilgrimstein 2, Lern- und Forschungswerkstatt
35037 Marburg

Jahrestagung
Friedenspädagogik 2014

Veranstalter

  • Arbeitskreis Friedenspädagogik der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK) e. V. – Konzeption und Organisation – Renate Grasse – Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e. V. München und Sprecherin des AK Friedenspädagogik
  • Bettina Gruber – Alpen-Adria Universität Klagenfurt und Sprecherin des AK Friedenspädagogik
  • Günther Gugel – Lehrbeauftragter für Friedernspädagogik und Gewalt-prävention an der Hochschule Esslingen und der Dualen Hochschule Baben-Württemberg
  • Dieter Lünse – Institut für Konfliktaustragung und Mediation Hamburg und Sprecher des AK Friedenspädagogik – Alex Thattamannil-Klug – Philipps-Universität Marburg

Die Tagung wird unterstützt durch den

Ursula-Kuhlmann-Fonds des Marburger Universitätsbundes

 

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