Update Model Codes for Post-Conflict Criminal Justice

Die Redaktion von Friedensnews ist mit Ende Juni von Ottakring in die Josefstadt übersiedelt. Tausende Bücher wurden bewegt. So wandereten die ersten beiden Bände der „Model Codes for Post-Conflict Criminal Justice“ durch meine Hände. Vivienne O’Connor und Colette Rausch haben vier Bände zum Thema 2007 veröffentlicht. Sie gelten bis heute als Meilenstein in der Reform des Strafrechts für Gesellschaften nach Konflikten. Heute am „UN-Foltertag“ möchte ich mit Bezug zum Detention Act & Fair Trial diese Arbeit würdigen. Die drei Bände umfassen vier Modellgesetze:
- Model Criminal Code
- Model Code of Criminal Procedure
- Model Detention Act
- Model Police Powers Act
Diese Werke bieten klare, verständliche Gesetzestexte mit umfassenden Kommentaren und sind speziell auf die Herausforderungen von Staaten zugeschnitten, die sich im Übergang von Konflikt zu Frieden befinden. Sie berücksichtigen internationale Menschenrechtsstandards und lokale Traditionen gleichermaßen. Die Codes wurden in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie dem United States Institute of Peace, dem Irish Centre for Human Rights, dem UNHCHR und dem UNODC entwickelt.
Relevanz im Jahr 2025

Auch heute, im Jahr 2025, sind die Model Codes relevant, insbesondere in Ländern, die sich in der Phase des Wiederaufbaus befinden. Sie dienen als Vorlage für die Entwicklung oder Reform von Strafgesetzen und helfen dabei, Lücken zu schließen und internationale Standards zu integrieren. Allerdings haben sich seit ihrer Veröffentlichung neue Herausforderungen ergeben, wie etwa die Zunahme transnationaler Kriminalität, Terrorismus und Menschenhandel, die in den ursprünglichen Codes nicht umfassend behandelt werden.
Entwicklungen seit 2007
Seit der Veröffentlichung der Model Codes hat sich das Feld der postkonfliktiven Strafjustiz weiterentwickelt:
- Technologische Fortschritte: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zur Analyse krimineller Netzwerke hat zugenommen.
- Restorative Justice: Es gibt einen verstärkten Fokus auf wiedergutmachende Gerechtigkeit, die die Bedürfnisse der Opfer in den Mittelpunkt stellt.
- Internationale Zusammenarbeit: Organisationen wie das International Criminal Court (ICC) haben ihre Rolle in der Verfolgung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgebaut.
Führende Köpfe im Jahr 2025
Einige der führenden Experten auf dem Gebiet der postkonfliktiven Strafjustiz sind:
- Karim Khan: Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, bekannt für seine Arbeit in der Ukraine und im Nahen Osten.
- Amal Clooney: Menschenrechtsanwältin, die als Sonderberaterin für den ICC tätig ist.
- Daniel Rothenberg: Professor an der Arizona State University, spezialisiert auf Terrorismus, Menschenrechte und Übergangsjustiz.
- Joanna Shapland: Britische Kriminologin mit Schwerpunkt auf restorative justice und Viktimologie.
- Yvette Tinsley: Neuseeländische Rechtswissenschaftlerin, bekannt für ihre Arbeit zur Integrität des Strafjustizsystems.
Klassikerstatus der Model Codes
Die Model Codes haben sich als Klassiker etabliert und dienen weiterhin als wichtige Referenz für Gesetzgeber, Juristen und internationale Organisationen. Ihre klare Struktur und umfassenden Kommentare machen sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Reform von Strafrechtssystemen in postkonfliktiven Gesellschaften.
Modellgesetze für Postkonflikt-Strafjustiz – Ein Überblick

!Modellgesetze für Postkonflikt-Strafjustiz
Die vier Modellgesetze:
- Model Criminal Code (MCC) Definiert strafbares Verhalten, Verantwortlichkeit und Sanktionen.
- Model Code of Criminal Procedure (MCCP) Legt Verfahrensregeln für Strafprozesse fest.
- Model Detention Act (MDA) Regelt Rechte und Pflichten während der Untersuchungshaft und des Strafvollzugs.
- Model Police Powers Act (MPPA) Definiert Befugnisse und Grenzen der Polizei bei Ermittlungen und im öffentlichen Raum.

Anwendung in der Praxis:
Die Modellgesetze dienen als flexible Werkzeuge für:
- Gesetzesreformen: Anpassung bestehender Gesetze an internationale Standards.
- Übergangsjustiz: Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen in postkonfliktiven Gesellschaften.
- Spezialgerichte: Grundlage für Sondertribunale zur Verfolgung schwerer Verbrechen.
Relevanz im Jahr 2025:
Trotz neuer Herausforderungen wie transnationaler Kriminalität und technologischer Entwicklungen bleiben die Modellgesetze relevant. Sie bieten eine solide Grundlage für Reformen und werden weiterhin in verschiedenen Kontexten angewendet.
Post-Conflict Criminal Justice im den DACH-Staaten
Derzeit gibt es im deutschsprachigen Raum mehrere herausragende Persönlichkeiten, die im Bereich der Post-Conflict Criminal Justice tätig sind. Hier sind einige der führenden Köpfe in Österreich, Deutschland und der Schweiz:
Österreich
Prof. Dr. Susanne Reindl-Krauskopf
Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie an der Universität Wien und Leiterin des Austrian Center for Law Enforcement Sciences (ALES). Sie ist eine zentrale Figur in der österreichischen Strafrechtswissenschaft und engagiert sich intensiv in der Evaluierung polizeilicher und strafrechtlicher Praktiken.
Prof. Dr. Lyane Sautner
Leiterin der Abteilung für Strafrecht und Rechtspsychologie an der Johannes Kepler Universität Linz. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Viktimologie und der Entwicklung von Opferschutzmaßnahmen. Sie ist zudem im Präsidium des Weissen Rings aktiv, einer Organisation zur Unterstützung von Verbrechensopfern.
Dr. Nicolas Stockhammer
Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt auf Extremismus- und Terrorismusforschung. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Forschungsschwerpunkts „Counter-Terrorism, Countering Violent Extremism and Intelligence“ an der Donau-Universität Krems.
Deutschland
Prof. Dr. Dietrich Oberwittler
Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in Freiburg. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Bedeutung von städtischen Sozialräumen für Kriminalität und Unsicherheitswahrnehmungen.
Prof. Dr. Christoph Zürcher
Politikwissenschaftler mit Fokus auf Demokratieförderung in Postkonfliktstaaten. Er war Professor an der Freien Universität Berlin und ist derzeit an der Universität Ottawa tätig. Seine Forschung umfasst die Ursachen von Bürgerkriegen und die Stabilisierung in Nachkriegsgesellschaften.
Schweiz
Prof. Dr. Sabine Gless
Professorin für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Basel. Sie ist bekannt für ihre Arbeit zu den Herausforderungen des Strafrechts in einer postfaktischen Gesellschaft und war 2025 Keynote-Sprecherin auf der Konferenz „Truth and Authority in Criminal Justice“ an der Universität Maastricht.
Prof. Dr. Martin Killias
Ehemaliger Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie an der Universität Zürich und emeritierter Professor an der Universität St. Gallen. Er ist Präsident des Schweizer Heimatschutzes und hat zahlreiche Beiträge zur internationalen Kriminologie geleistet.
Diese Expertinnen und Experten spielen eine entscheidende Rolle in der Weiterentwicklung der Post-Conflict Criminal Justice im deutschsprachigen Raum. Ihre Arbeiten beeinflussen sowohl die akademische Diskussion als auch die praktische Umsetzung von Gerechtigkeitsmechanismen in Postkonfliktgesellschaften.
Wenn du weitere Informationen oder spezifische Details zu einem der genannten Experten oder ihrer Arbeit wünschst, stehe ich dir gerne zur Verfügung.
Aktuelle Literaturliste zu den meistzitierten Beiträgen zu den Model Codes for Post-Conflict Criminal Justice (MCPCCJ)
1. Vivienne O’Connor & Colette Rausch (Hrsg.) (2007):
Model Codes for Post-Conflict Criminal Justice. Washington, DC: United States Institute of Peace.
Drei Bände mit:
– Model Criminal Code
– Model Code of Criminal Procedure
– Model Detention Act und Model Police Powers Act
Diese Bände sind zentrale Referenzwerke für Postkonflikt-Gesetzgebung und Justizreformen.
2. Vivienne O’Connor (2006):
Traversing the Rocky Road of Law Reform in Conflict and Post-Conflict States: Model Codes for Post-Conflict Criminal Justice as a Tool of Assistance.
International Criminal Law Review 6(3), S. 339–367.
Ein Überblick über den Entstehungsprozess und die Anwendung der Codes in internationalen Kontexten.
Online: https://link.springer.com/article/10.1007/s10609-005-3991-7
3. Diane Orentlicher (1991):
Settling Accounts: The Duty to Prosecute Human Rights Violations of a Prior Regime.
Yale Law Journal 100(8), S. 2537–2615.
Ein Grundlagenwerk zur juristischen Aufarbeitung systematischer Menschenrechtsverbrechen.
4. M. Cherif Bassiouni (Hrsg.) (2002):
Post-Conflict Justice. New York: Transnational Publishers.
Eine umfassende Darstellung der Instrumente internationaler Übergangsjustiz, darunter Strafgerichte, Wahrheitskommissionen und Wiedergutmachungsprogramme.
5. UNODC & United States Institute of Peace (2011):
Criminal Justice Reform in Post-Conflict States: A Guide for Practitioners.
Ein Praxisleitfaden für internationale Akteure, der auf den Model Codes aufbaut.
Online: https://www.unodc.org/documents/justice-and-prison-reform/11-83015_Ebook.pdf
6. Chris Mahony (2015):
Evaluating Transitional Justice: Accountability and Peacebuilding in Post-Conflict Sierra Leone.
Ein empirisches Beispiel zur Anwendung von Übergangsjustiz und den politischen Realitäten bei deren Umsetzung.
7. Howard Zehr (1990–2015):
Zahlreiche Werke zur Restorative Justice, u.a.
Changing Lenses: A New Focus for Crime and Justice.
Zehr gilt als Vordenker für alternative Justizmodelle, die stärker auf Versöhnung und Heilung statt Bestrafung setzen.
8. Steven D. Roper (2005 ff.):
Beiträge zur Wirkung internationaler Gerichte und Übergangsjustiz in Osteuropa, z. B.
Designing Criminal Tribunals: Sovereignty and International Concerns in the Protection of Human Rights.
Weiterführende Literatur und Ressourcen
- United Nations Rule of Law – Model Codes for Post-Conflict Criminal Justice Diese Seite bietet einen Überblick über die Model Codes und deren Anwendung in Postkonfliktstaaten. https://www.un.org/ruleoflaw/blog/document-category/model-codes-for-post-conflict-criminal-justice/
- University of Galway – Irish Centre for Human Rights Das Zentrum war maßgeblich an der Entwicklung der Model Codes beteiligt und stellt detaillierte Informationen zum Projekt bereit. https://www.universityofgalway.ie/irish-centre-human-rights/public/completedprojects/modelcodesforpost-conflictcriminaljustice/
- Amazon – Model Codes for Post-Conflict Criminal Justice Hier können die drei Bände bezogen werden: Band I: Model Criminal Code https://www.amazon.com/Model-Codes-Post-Conflict-Criminal-Justice/dp/1601270119 Band II: Model Code of Criminal Procedure https://www.amazon.com/Model-Codes-Post-Conflict-Criminal-Justice/dp/1601270127 Band III: Model Detention Act and Model Police Powers Act https://www.amazon.com/Model-Codes-Post-Conflict-Criminal-Justice/dp/160127016X
- UNODC & United States Institute of Peace (2011) Criminal Justice Reform in Post-Conflict States – A Guide for Practitioners https://www.unodc.org/documents/justice-and-prison-reform/11-83015_Ebook.pdf
- Vivienne O’Connor (SSRN) Common Law and Civil Law Traditions – Ein Vergleich zur besseren Umsetzung von Justizreformen in hybriden Systemen https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2665675
Empfohlene Videos
- Transitional Justice in Post-Conflict Societies Diskussion über unterschiedliche Übergangsjustiz-Ansätze https://www.youtube.com/watch?v=1D2GE9u3p8k
- UN Security Council: Transitional Justice in Conflict and Post-Conflict Situations UN-Debatte über die Rolle der Übergangsjustiz https://www.youtube.com/watch?v=oAueD6cp_2Q
- Models of Criminal Justice Systems (Comparative Overview) Kurzes Einführungsvideo zu verschiedenen Strafrechtssystemen https://www.youtube.com/watch?v=6o9L-zKAYsQ
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