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Realistisches Friedenshandeln oder die Wiedergeburt der Kunst des Machbaren

Erstellt am 21.10.2025 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 812 mal gelesen und am 21.10.2025 zuletzt geändert.

Internationale Delegierte um runden Tisch bauen gemeinsam Brücken des Friedens helle Glasarchitektur symbolisiert realistisches Friedenshandeln und intelligente pragmatische globale Kooperation.

Fast vier Jahre nach Beginn des Ukrainekriegs zeigt sich: Der sogenannte Realismus der Machtpolitik hat versagt. Er versprach Sicherheit durch Stärke, doch brachte Unsicherheit, Rüstungswahn und globale Instabilität.

Die Welt braucht eine neue Form des Realismus – realistisches Friedenshandeln.


1. Vom Macht- zum Wirklichkeitsprinzip

Klassischer politischer Realismus – von Machiavelli bis Kissinger – glaubt, dass Menschen und Staaten primär nach Macht streben.

Doch die Realität des 21. Jahrhunderts zeigt: Kriege lösen keine Konflikte, sondern schaffen neue.

Realistisches Friedenshandeln nimmt also nicht Macht, sondern Wirklichkeit als Maßstab – und fragt:

Was funktioniert langfristig, für Menschen, nicht nur für Regime?

Das ist kein Idealismus, sondern angewandte Systemlogik: Frieden stabilisiert, Krieg destabilisiert.


2. Handeln statt Hoffen

Friedensverträge, humanitäre Korridore, Waffenstillstände, Gefangenenaustausch, Schutzräume – das sind keine Träume, sondern Werkzeuge.

Realistisches Friedenshandeln sucht das Mögliche im Rahmen des Unmöglichen.

Es bedeutet:

  • Gesprächskanäle offenhalten, selbst mit Gegnern.
  • Kleine Vereinbarungen anbahnen, die Vertrauen stiften.
  • Konflikte deeskalieren, bevor sie eskalieren.
  • Friedenslogistik aufbauen – also Strukturen, die Frieden technisch möglich machen.

Beispielhaft: der Helsinki-Prozess 1975 oder die humanitären Abkommen in Syrien zwischen Teilmächten – kleine, aber reale Schritte.


3. Moral mit Kompass, nicht mit Scheuklappen

Realistisches Friedenshandeln verzichtet weder auf Moral noch auf Analyse.

Es unterscheidet zwischen Moralismus (Selbstgerechtigkeit) und moralischer Intelligenz (Empathie plus Konsequenz).

Es sucht nicht den „Guten“ oder „Bösen“, sondern die Lösung, die Gewalt beendet.

Wie Johan Galtung sagte:

Frieden ist nicht die Abwesenheit von Konflikt, sondern die Fähigkeit, ihn mit friedlichen Mitteln zu transformieren.


4. Globale Solidarität als Sicherheitsstrategie

In einer vernetzten Welt ist niemand sicher, solange andere in Angst leben.

Klimachaos, Hunger, Flucht, Aufrüstung – sie verstärken sich gegenseitig.

Realistisches Friedenshandeln heißt daher:

Abrüstung, Entwicklungszusammenarbeit und Klimapolitik als Sicherheitsinstrumente begreifen.

Sicherheit entsteht nicht durch Mauern, sondern durch gegenseitige Resilienz.


5. Was das konkret heißt

Für den Ukrainekrieg und andere Konflikte hieße das:

  • Waffenstillstand und Verhandlungen unter UN-Aufsicht, begleitet von unabhängigen zivilen Beobachtern.
  • Sicherheitsgarantien für alle Seiten, eingebettet in eine europäische Friedensarchitektur.
  • Einbindung der Zivilgesellschaft – Frauen, Wissenschaft, Kirchen, lokale Friedensgruppen.
  • Koppelung an Klima- und Wiederaufbauverträge, damit Frieden auch wirtschaftlich trägt.

Fazit

„Realistisches Friedenshandeln“ ist kein Widerspruch, sondern die nächste Stufe politischer Vernunft.

Es denkt Macht und Menschlichkeit gemeinsam – und erkennt:

Der wahre Realismus besteht nicht darin, Krieg zu führen,

sondern darin, Frieden möglich zu machen.


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