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Frieden

Erstellt am 21.04.2008 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 21.04.2008 zuletzt geändert.

Friedenserklärung statt Kriegserklärung[althochdeutsch fridu „Schutz“, „Sicherheit“, „Freundschaft“],
Zustand eines verträglichen und gesicherten Zusammenlebens von Menschen
auf verschiedenen Ebenen
.

Da ‚Frieden‘ ohne ein Minimum an „Ordnung und Einvernehmen“ nicht
lange bestehen könne, ist der Begriff des Friedens vor der Postmoderne im
kartesianisch-newtonschen Denken eng mit dem Begriff des „Recht“s
verknüpft, der seinerseits „Freiheit“ voraussetzt.

Die Grafik

Strittig in dieser Begriffsauffassung ist, ob Frieden nur das äußere, vor willkürlicher Gewalteinwirkung
geschützte Verhältnis bezeichnet oder auch eine über die
Friedfertigkeit hinausgehende innere „Anteilnahme“ meint ist umstritten.

Postmoderne Friedenskonzepte und Dekonstruktion des modernen Friedensbegriffs

„Ronald Tuschl“, Chaos und Ordnung, 1998: „Da es EINE universelle Ordnung nicht gibt und die selbige nur als Konstrukt in den eurozentrischen Köpfen existiert, kann es auch EINEN Frieden nicht geben. Es wäre an der Zeit den bisherigen Frieden radikal polymorph und nicht-deterministisch zu denken, indem dieser seiner Singularität enthoben und pluralistisch durchdacht wird“.

Frieden ist im heute vorherrschenden Denken stets ein konstruierter Zustand, der mehr oder weniger
ausdrücklicher Sicherungen durch Macht und Vereinbarung
bedarf.

Historische Entwicklung des Friedensbegriffs

Älteste politische Zeugnisse und Bibel:

Bereits in den ältesten politischen Zeugnissen der Kulturen spiegeln
sich die Gefährdungen und Kämpfe, die mit der Durchsetzung eigener
Lebensvorstellungen verbunden sind. Entsprechend groß ist die Betonung
kriegerischer „Selbstbehauptung“ nach außen.

Im Innenverhältnis aber wird von den herrschenden
göttlichen und menschlichen Mächten die „Sicherung der Ordnung“, also
Frieden, erwartet. In diesem Sinne sind auch die großen Religionen,
v.a. dort, wo sie sich mit der politischen „Herrschaft“ verbunden haben,
„kriegsbereit“ nach außen, aber „friedfertig“ nach innen.

Der Frieden im Alten Testament (schalom)

Er meint das heilsame „Intaktsein einer Gemeinschaft“, das als
„‚Gabe der Gerechtigkeit“ ihres gnädigen Schöpfers erfahren wird. Frieden
ist hier ein göttliches Geschenk, kaum menschliche Aufgabe.

Das Neue Testament

Es verstärkt diese Auffassung, da seine gesamte Heilsbotschaft als
„Verkündigung des Friedens“ verstanden wird. In Jesus Christus ist der
Frieden der ganzen Welt

beschlossen, wer ihm folgt, wird zum
„Friedensstifter“.

Augustinus

Er hat im 19. Buch von »De civitate Dei«
streng unterschieden zwischen dem innerweltlichen Bereich, in dem der
Frieden mit Macht und Herrschaft und notfalls auch durch »gerechten Krieg« (bellum iustum) gesichert wird. Andererseits sieht Augustinus einen Bereich eschatologischer
– die letzten Dinge betreffender – „Friedenserwartung“. Die Art
Frieden sei der den Möglichkeiten irdischer Politik
entzogen.

Friedensbegriff im Mittelalter

Trotz dieser Trennung von Weltfrieden und „Gottesfrieden“ war im Mittelalter das Streben unübersehbar, christliche „Ordnungsvorstellungen der Welt“ des Politischen aufzuprägen. »Pax et Iustitia« (Frieden und Recht) lautete über Jahrhunderte die Zielbestimmung der öffentlichen Ordnung:

Das Recht

Es diente dem Frieden und war selbst Ausdruck des Friedens. In der Epoche des Gottes- und „Landfrieden“s entwickelten sich die „Herrschaftsinstanzen“ zu Trägern der Rechts- und Friedensidee. Im Ewigen Landfrieden von 1495 erreichte diese Entwicklung ihren Höhepunkt.

„Frieden in der Neuzeit“

Globale Bedeutung gewannen die Prinzipien einer rechtlich verfassten „Friedensordnung“ im Zeitalter von „Renaissance“ und Humanismus. Erasmus von Rotterdam verwarf den Krieg als naturwidrig und forderte zwischenstaatliche „Garantieerklärungen“ und „Schiedsgerichte“.

Zweifel an der Unvermeidbarkeit von Kriegen wuchsen. Besonders heftig war dieser Trend seit der Zeit der Aufklärung. Imanuel Kant umriss in seinem Entwurf »Zum ewigen Frieden« (1795) die „Bedingungen einer globalen Rechtsordnung“ als „Friedensordnung“ und postulierte eine unbedingte sittliche „Friedenspflicht“, die eine „Rechtfertigung des Krieges“ als »Ultima Ratio« ausschloss.

In der Folge ging jedoch aus der teilweisen Euphorie der „Befreiungskriege“ und dem „Nationalismus“ der europäischen Völker eine neue „Kriegsbereitschaft“ hervor.

http://www.ifeho.de/Freimaurer/FM_Bilder/frieden.jpgIm 20. Jahrhundert

Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, wuchs die „Einsicht“, dass sich Kriege in der Konsequenz gegen die Menschheit als Ganzes richten.
Daher engagierten sich die Friedensbewegung und die
Friedensforschung in verstärktem Maße. Auch nach „Auflösung des
östlichen Militärbündnisses“ (Warschauer Pakt) drohen weiterhin
Kriege.

Die aktuelle Friedensforschung

Sie untersucht die Denkgewalt in Friedensgegriffen und die Bedingungen für innergesellschaftliche Friedensoptionen.

Das Völkerrecht

Es „Völkerrecht“ definiert „Frieden als Zustand
nichtkriegerischer Beziehungen zwischen Staaten“, der seinen Ausdruck in
gegenseitigen diplomatischen Beziehungen, im Abschluss und der
Durchführung von „Staatsverträge“n, in Handels-, Kultur- und
Rechtsbeziehungen
und im gegenseitigen „Schutz der Staatsangehörigen“
findet
.

Der Frieden wird nach herrschen völkerrechtlicher Auffassung durch
Krieg unterbrochen und klassischerweise durch einen „Friedensvertrag“
wieder hergestellt. In der Regel werden bereits ausdrückliche
Erklärungen oder die Aufnahme diplomatischer Beziehungen oder des
Handelsverkehrs
als „Frieden durch schlüssiges handeln“ akzeptiert
(„Friedenszustand de facto“).

Der „Gedanke eines dauernden Friedens“ ist die treibende Kraft in der „Friedenssicherung„.

Die UNO – „Die Vereinten Nationen“

Nach der UN-Satzung ist jede „Verletzung des Friedens“ untersagt. Bereits die „Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung oder sonstiger Gewalthandlungen“ löst als „Friedensbedrohung“ die in der „Charta der vereinten Nationen“ vorgesehenen Maßnahmen aus:

  • „Abwehr einer Gewaltmaßnahme nur in begrenztem Umfang“
  • „Sanktionen“

Insgesamt besteht heute über den
Friedensbegriff keine Einigkeit und nachmoderne Friedensdenkerinnen
haben die Problematik eines eindimensionalen, universellen
Friedensdiktats klar gemacht. ‚Die Frieden‘ sind wohl ein Weg aus
totalitären Friedenskonstrukten letztlich Gewalt schon im
Friedensverständnis antagonistisch einbauen. Wenn alle versuchen
individuelle und sozialverträgliche Friedenslösungen zu leben und immer
mimetisch an Frieden arbeiten, dann wäre viel gewonnen. Die Fallen
der Gewalt könnten so vermieden werden.

Andere Links zum Thema „Frieden… bei Friedensnews“

 

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