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Ein Drittel von Österreichs Eltern verstößt Gewaltverbot

Erstellt am 22.10.2010 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 7361 mal gelesen und am 23.06.2011 zuletzt geändert.

Ein Beitrag im oe1-Mittagsjournal vom 23.9.2010 zum „Präventionsnetzwerk mit Daten zu Gewaltdelikten“ schockierte mich so, dass ich einige Fakten zur Gewalt gegen Kinder in Österreich zusammengetragen habe.

Auswirkungen von Gewalt gegen Kinder

(Quelle:http://www.gewalt-gegen-kinder-mv.de)

Das Erleben direkter und indirekter Gewalt im nahen Umfeld hat immer Auswirkungen und Folgen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Gewalt erleben bedeutet

  • für jeden Menschen einen schweren Eingriff in das Gefühl eigener Sicherheit und
  • ist häufig mit massiven Folgen sowohl für die körperliche als auch psychische Gesundheit verbunden.
  • Kinder und Jugendliche erleben die Gewalt als besonders bedrohlich und existenziell, da sie in ihrer Entwicklung auf Schutz und Geborgenheit durch Erwachsene angewiesen sind.

Die Folgen sind umso gravierender, wenn die Gewalt von nahe stehenden Personen ausgeht. Diese Erfahrungen können schwere seelische Schäden und Krankheitsbilder hervorrufen (z.B. Posttraumatische Belastungsstörung, Persönlichkeitsstörungen).

Unmittelbare Reaktionen:

  • Schockreaktionen, Erstarrung, Nichtansprechbarkeit
  • Angst, Panik, Schreien
  • Rufen nach der Mutter oder dem Vater
  • langes Weinen
  • Anklammern
  • Abwehr, Um-sich-Schlagen, Verstecken
  • Verwirrtheit


Mittel- und langfristige Auswirkungen:

  • Rückzug, Isolation
  • Verlust von Urvertrauen/innerer Zuversicht
  • Verlust von Respekt und Achtung vor Mutter und Vater
  • Antriebslosigkeit, Spielunlust
  • depressive Verstimmung
  • hochgradige Furcht
  • Klammern bei der Mutter oder der Betreuungsperson
  • Abwehr von Zuwendung
  • Stagnation der Entwicklung
  • Regression, d.h. Rückfall in eine frühere Entwicklungsstufe (z.B. Einnässen, Babysprache)
  • Schlafstörungen, Schulversagen, Konzentrationsstörungen
  • Schulschwänzen
  • geringes Selbstwertgefühl/ Selbstbewusstsein
  • Gewaltverhalten, erhöhte Aggressivität
  • besonders angepasstes und „braves“ Verhalten
  • selbstschädigendes Verhalten (Essstörungen, Drogenmissbrauch)
  • Selbstverletzung, Suizidgefahr

Langzeitfolgen und dauerhafte Schädigung:

  • schwere psychosomatische Leiden
  • Zerstörung des positiven Lebensgefühls
  • Verachtung des eigenen Geschlechts
  • Selbstverachtung
  • Ablehnung sozialer Beziehungen
  • Bindungsangst
  • Wiederholung erlebter Beziehungsmuster
  • Rechtfertigung und Leugnung des Geschehens
  • Suizid
  • Geschlechtsspezifische Auswirkungen

Häufiger bei Mädchen beobachtet:

  • Unsicherheit
  • Rückzug
  • Selbstschädigung, Selbstverletzung
  • Angst
  • Kontaktvermeidung

Häufiger bei Jungen beobachtet:

  • Akzeptanz von Gewalt
  • Dominanzverhalten
  • Abwertung von und Verächtlichkeit gegenüber Mädchen und Frauen
  • sexuelle Übergriffe (verbal und tätlich)
  • erhöhte Aggressivität
  • Gewaltverhalten und Bedrohungsrituale

Durch Gewalt gekennzeichnete Kindheitserfahrungen beeinflussen das Erwachsenenleben

Das Erleben von Gewalt im Elternhaus hat auch Auswirkungen auf das Erwachsenenleben der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Kindheitserfahrungen beeinflussen im späteren Leben die Partnerwahl und es kann zur Wiederholung des in der Herkunftsfamilie erlernten Beziehungsmusters kommen. So stellt die erste für Deutschland repräsentative Studie fest, dass Frauen, die in ihrer Kindheit und Jugend körperliche Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern miterlebt haben, mehr als doppelt so häufig Gewalt durch ihren (Ex-)Partner erlebt haben, als Frauen, die keine gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern miterlebt haben(Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, 2004 ).

Aktuelle Studien zu Österreich und weltweiter Gewalt gegen Kinder

Gewalt in der Familie

http://www.bmwfj.gv.at/FAMILIE/GEWALT/

Gewalt“ in der Familie umfasst vieles:

  • In erster Linie ist es physische, psychische oder sexuelle Gewalt an Kindern. Und dies reicht
  • vom respektlosen und herabwürdigenden Umgang über die „g´sunde Watschn“, die alles andere als gesund ist, oder
  • alle Facetten der Vernachlässigung
  • bis hin zum sexuellen Missbrauch.

Gewalt in der Familie meint aber auch Gewalt gegen Frauen und gegen Männer, gegen ältere oder behinderte Familienmitglieder.

Gemeinsam ist allen Formen, dass die jeweils stärkeren Familienmitglieder ihre ökonomische oder persönliche Macht gegenüber den jeweils schwächeren missbrauchen.

Auf dieser Seite finden Sie

  • Forschungsergebnisse zum Thema (Gewaltbericht 2009),
  • Beschreibungen von Anzeichen von Gewalt als Hilfestellung für Pädagogen und Pädagoginnen, Medizinerinnen und Mediziner und aufmerksame Mitmenschen,
  • wichtige Projekte des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend und
  • Adressen von Hilfseinrichtungen.

http://www.kinderrechte.gv.at/home/im-fokus/kr-auf-schutz/gewalt-in-der-erziehung/content.html#content

 

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