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Krieg mit dem Iran 1812 – 1912 und Friedenbemühungen 2012

Erstellt am 29.03.2012 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 5820 mal gelesen und am 30.03.2012 zuletzt geändert.

Schauen Sie sich Kriege von 1812 und 1912 erst an

empfahl Roger Lee (The History Guy, am 2. Jänner 2012) mit Blick auf einen möglichen Iran-Krieg 2012. Allein für die Kriegs-PR zur Aufbereitung der „nationalen“ und „Internationationalen Meinung“ wurden von den USA mehr als 200 Millionen Dollar ausgegeben. Leider hat dieser Krieg mehr Potential zu einem 3. Weltkrieg als alle Spiele mit dem russischen Atomroulette von Dr. Seltsam & Co seit der Kubakrise 1962. 

Neujahr 2012 kam aus dem Iran die Ankündigung, dass

  • iranische Atomwissenschaftler einen ersten Kernbrennstoffstab produziert haben.
  • Die iranische Marine hatte zuvor eine neue Mittelstrecken-Boden-Luft-Raketen testweise abgefeuert.

Der Iran scheint Korea, Libyen und den Irak studiert zu haben. Wer Atomwaffen hat braucht auch keine US-Aufrüstungen in Nachbarstaaten in Höhe von 60 Milliarden Dollar zu fürchten. Eine Atombombe auf Riad genügt als Vergeltung.

All dies geschieht, so Lee, während Iran Kriegsszenarien in die Straße von Hormuz probe. Der Iran wolle damit seine Fähigkeit, diese Meerenge der internationalen Öl-Schifffahrt zu schließen aufzeigen. Unterdessen erklären die USA und die anderen westlichen Mächte, dass sie eine Unterbrechung des Öl-Versands aus der Region nicht zulassen. Israel sei weiterhin nervös und bereite sich auf Krieg einen Krieg vor.

Iranische Kriegsspiele in der Straße von Hormuz

Während westliche Strategen schnell in Richtung Iran-Krieg gleiten wollen riskiert Lee einen Blick zurück auf Ereignisse 200 und vor 100 Jahren.

2012 markiert

  1. den zweihundertsten Jahrestag des Krieges von 1812. Die USA trafen dabei auf das viel mächtigere British Empire. Die USA überlebten diesen Krieg.
  2. Im Jahr 1912 war die Welt bereits am Rande des ersten verheerenden Weltkrieges

Im Jahr 1812 war die Welt in den Geburtswehen einer Beta-Version von Weltkrieg. Beteilig waren Großbritannien, Russland, Spanien und andere Nationen in einem Death-Match mit Napoleons Französisch-dominiertem Imperium.

Die Vereinigten Staaten

Die USA hatten Grund keck einen Krieg vom Zaun zu brechen. Sie hatten aber seit langem Probleme mit den Briten. Seit der amerikanischen Revolution, 1763-1789, fühlten Amerikaner, dass Großbritannien es sie nicht respektiert. Die USA betrachteten sich, wie der Iran heute, als souveräne Nation. Britische Agenten unterstützten die Ureinwohner Amerikas. Britische Schiffe missachteten regelmäßig US-Schifffahrten auf hoher See. Das führte zu gewalttätigen Konfrontationen der Marine. US-Schiffe wurden gewaltsam interniert. Man versuchte US-Seefahrer auf verschiedene Weise zu „beeindrucken“. Aus US-Sicht war das alles illegal. Die Vereinigten Staaten fühlten, dass sie im Grunde  den Mund halten mussten im Hinblick auf ihre Probleme mit Großbritannien oder sie lösen. Einige expansivere Leute in der US-Regierung und sannen allerdings auf eine Invasion zur „Befreiung“ Kanadas von den Briten. Sie wurden natürlich argwöhnisch vom UK beobachtet.

Lee kommentiert 1812 wie folgt:

etwas naiv und unvorbereitet erklärte US-Amerika der mächtigsten Nation auf der Erde den Krieg und begann mit der Eroberung des britischen Kanada.

In aller Kürze die US-Truppen wurden aus Kanada und den meisten Teilen der Ostküste von den Briten raus „gekickt“. Erst nach Schlacht von New Orleans im Jahr 1815 konnten die USA erstmals wieder Land gewinnen.

Wie lässt sich aus diesem Konflikt für die aktuellen Spannungen mit dem Iran lernen?

2012, in der „kleineren“ Nation, im Iran, fühlen einige Personen keinen Respekt seitens der mächtigsten Nation der Welt.  Das ist offensichtlich. Einige Analysten und einige iranische Vertreter sagen, dass, wenn der Iran zu vielen

  • Sanktionen,
  • US-Drohnen-Flügen,
  • verdeckten Kriegshandlungen
  • Attentate etc

ausgesetzt  wird, könnte der Iran durch das Schließen der Straße von Hormuz den internationalen Handel behindern. Das wäre ein Kriegsgrund für die meisten Westmächte. Hinzu kommt nun die Tatsache, dass der Iran vielleicht Atomwaffen anstrebt. DAs macht die Atommacht Israel und die anderen Atomwaffenstaaten im Westen ziemlich nervös. Wenn Israel wirklich glaubt, dass der Iran kurz davor steht Atomwaffen zu produzieren oder zu erwerben, dann ist ein Krieg mit Israel hochwahrscheinlich. Der Iran könne laut Lee ähnlich denken wie die USA im Krieg von 1812. Die flockige Kriegserklärung der USA an Großbritannien/Kanada war von Annahmen geleitet.

  1. dass der Krieg schnell vor bei sein werde, und
  2. dass Großbritannien auch von seinen anderen Kriegen ablenkt ist und
  3. nicht zu viel Aufwand in einen neuen Krieg stecken werde.

Der Iran könnte das glauben auch glauben – zu aller Nachteil.

Die Situation im Jahre 1912

Sie war ein bisschen anders. Die ehemalige Großmacht im östlichen Mittelmeerraum, das Osmanische Reich versank in Korruption, käuflichen Ämtern und der verschärften Ausbeutung durch das oberste Prozent der Osmanischen-Eliten.  Die Geier im Abendland begannen sich zu sammeln. Sie hatten vor sich am absehbaren osmanischen Kadaver zu weiden.

  1. Italien griff ohne „moralische Bemäntelung“ das osmanische Libyen im Jahr 1911 an. Ein italienischer Flieger Brach brachte die Lawine der „Barbarisierung der Luft“ durch den ersten Bombenabwurf auf eine Oase nahe Tripolis ins rollen. Im Oktober 1912 mussten Osmanen ihr Territorium in Nordafrika für den Frieden mit Italien opfern.
  2. Am Tag nach dem Abschluss des italienisch-osmanischen Krieges startete eine „Balkan-Allianz“ (Serbien, Griechenland, Montenegro, Bulgarien) einen Angriff auf die osmanischen Besitzungen in Europa. Die Osmanen verloren den Krieg. Er ging als Erster Balkankrieg (1912-13) in die Gesichte ein.
  3. Der zweite Balkankrieg, 1913, folgte direkt auf den Ersten. Er bereitete die Bühne für das Drama des Ersten Weltkrieges vor.
  4. Im Sommer 1914 war es so weit und der I. Weltkrieg wurde von vollkommen wahnwitzigen Militär und Politikern riskiert.

In den Kriegen von 1912 sehen wir

In the wars of 1912, we see several smaller nations take on the ancient bogeyman from their past; no longer strong, but feeble and weak.  And the little guys won.  In the modern era, the little guys can be seen as Saddam’s Iraq, Khaddafy’s Libya, Assad’s Syria,  Iran, and North Korea.  They all have a bad history with the Western powers.  They all, at one point or another, had challenged the West, and survived those initial conflicts.  But they took that feeling of victory and invulnerability too far, challenged the West one too many times, or refused to bow down when faced with invasion and war.  Saddam is now dead. Khaddafy is dead.  Assad is under siege, and North Korea is still the great unknown.  Iran is the linchpin.  If they truly see themselves as the relatively small but tough challenger to U.S, and Western influence in the Muslim world, then they may push the envelope enough to cause a military response from either Israel or the U.S.

  1. Mehrere kleinere Nationen nehmen alte große Feinde aus ihrer Vergangenheit, nicht mehr als so stark wahr. Sie sehen sie immer sondern schwach und schwächer werden und
  2. die kleinen Jungs siegten in dieser „Neuzeit“.

Als die kleinen Kerle können Saddam im Irak, Gadaffi in Libyen, Assad in Syrien die gesehen werden oder die „Jungs“ im Iran und Nordkorea. So verschieden sie sind. Sie alle haben eines gemeinsam. Sie habe schlechte Erfahrungen mit den USA und ihren mehr oder weniger verbündeten im in der NATO. Sie alle haben den „Westen“ herausgefordert. Sie überlebten diese Konflikt anfänglich. Aber diese Sieges stiegen ihnen zu Kopf. Sie glauben an ihre persönliche Unverwundbarkeit im Schutz ihrer Truppen. Die Großmächte und ihre Militärs glaubten alles im Griff zu haben. Die kleinen „Regime“ forderten die NATO im Schafspelz der „Internationalen Gemeinschaft“ einmal zu oft.  Sie weigerten sich zu beugen, wenn sie mit Invasion und Krieg massiv bedroht wurden. Einige von ihnen sind Tod, einige werden belagert. Die Atommacht Nordkorea ist in diesem Zusammenhang eine große Unbekannte. Der Atomstreit mit dem Iran ist ein Dreh-und Angelpunkt der die Welt leicht aus den Angeln heben könnte. Die mächtigen im Iran sehen sich sich, laut Lee, selbst als „die relativ kleinen, aber zähen Herausforderer“ von USA & Co. Sie haben das Zeug dazu und genug Einfluss in der muslimischen Welt ein militärisches Fukushima in Israel oder den USA loszutreten wie dereinst Serbien am Balkan.

Unbeabsichtigten Folgen des Krieges 1812

Die Briten brennen Washington

Analogie zu 1912 waren die kleineren Nationen zunächst siegreich gegen die großen Alten Mächte. Aber nachdem großen Hunde in den Kampf zogen wurde im Jahr 1914 Serbien und Montenegro fast vollkommen zerstört und Kriegsverbrechen wurden zu Kavalierdelikten über die selbst der Vatikan bei Heiligsprechungen  im 21. Jahrhundert hinwegsieht. Bulgarien verlor noch mehr Land als diese beiden Staaten.

Der Krieg lief nicht wie erwartet. Das ist meist der Weg des Krieges.

Ähnliches wie nach 1912 ereignete sich im Krieg von 1812. Die USA erwarteten einen ziemlich einfachen Krieg gegen die Briten in Kanada. Statt dessen mussten die US-Amerikaner hinnehmen, dass sie

  1. in großem Stil überfallen wurden und
  2. Washington, DC von den Invasoren nieder gebrannt wurde.

In beide Beispielen die sich zirka 100 bzw. 200 Jahren ereigneten haben die kleinen Kerle die großen Jungs dreist herausgefordert. Als dann der Krieg begonnen hatte geriet er vollkommen aus der Kontrolle von Militärs und Politikern. Es geschah was niemand wollte oder und nur wenige hellsichtige Pazifisten wie Bertha von Suttner oder Alfred H. Fried, Bertrand Russel, Albert Einstein erwarteten.

Wenn ein Krieg mit dem Iran als Option größenwahnsinniger PolitikerInnen und Generäle 2012 auf der Tagesordnung steht, dann sollten Entscheidungsträger auf allen Seiten diese historische Tatsachen nicht nur im Hinterkopf behalten, sondern durch die vernunftbegabtesten Teile ihres Großhirns schicken und die hoffentlich noch vorhandenen Überreste Emotionaler Intelligenz bemühen bevor es zu spät ist. Die Kubakrise 1962 ist 50 Jahre her und Kennedy hatte zum Glück genug Geschichte studiert, dass er seinen Militärs nicht auf den Leim ging wie Kaiser Franz Josef I. 1914.

 

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