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Stellt die Friedensfragen!

Söldner, Schurken, Seepiraten

Erstellt am 25.05.2009 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 5620 mal gelesen und am 26.05.2009 zuletzt geändert.

http://www.nsos.at/main_frame/mainpages/news/Schlaining06/thumbnails/burg.jpgVon der Privatisierung der Sicherheit und dem Chaos der „neuen“ Kriege – So lautet das Schwerpunktthema der Sommerakademie des Friedenszentrums in Burg Schlaining im Burgenland. Dort trifft sich heuer zum 26. Mal die einer erlesene Runde von Friedensarbeitern aller Genres und Couleurs. Die Veranstaltung steigt wie immer in der zweiten Juli-Woche von Sonntag, 5. Juli bis Freitag, 10. Juli 2009

das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) lädt zur 26. Internationalen Sommerakademie zum Thema

Programm:

Sonntag, 5. Juli 2009

15.00 Uhr: Anmeldung
18.00 Uhr: Begrüßung: Thomas Roithner (ÖSFK Wien) und Gerald Mader (Präsident des ÖSFK)
Eröffnung: Verena Dunst (Burgenländische Landesregierung)

Festvortrag: Konflikte der Zukunft
Harald Müller (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Universität Frankfurt)

Empfang durch die Burgenländische Landesregierung (Rittersaal)

Montag, 6. Juli 2009

9.30 – 12.30 Uhr: Der Krieg als „Chamäleon“? Neue Tendenzen im Kriegsgeschehen
* Das Kriegsgeschehen unter den Vorzeichen der Globalisierung. Neue Kriege oder neue Gewaltkonflikte?
Wolfgang Schreiber (Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung, Hamburg)
* Die Kontroversen über die „neuen“ Kriege der Gegenwart: Wie sinnvoll ist die Rede vom „Neuen“?
Anna Geis (Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt)
Moderation: Annette Scheiner (Journalistin)

15.00 – 18.00 Uhr: Workshops

20.00 Uhr: Vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens?
Ein Gespräch über Perspektiven und Ansätze aktiver Friedenspolitik
Wolfgang Machreich (Journalist, Die Furche) im Gespräch mit
Gerhard Haderer (Karikaturist)

Dienstag, 7. Juli 2009

9.30 – 12.30 Uhr: Was erobern Piraten und Kindersoldaten? Die Akteure der heutigen Kriege
* Piratenjagd am Horn von Afrika: Politökonomische Betrachtungen zu Beute, Jägern und Gejagten
Volker Matthies (Universität Hamburg)
* „Neue Kriege“ – Neue Gewaltakteure? Zur Rolle von Kindern und Jugendlichen in bewaffneten Konflikten
Michael Pittwald (Politikwissenschafter, Institut für praxisorientierte Sozialforschung, Osnabrück)
Moderation: Thomas Bergmayr (Journalist, derStandard.at)

15.00 – 18.00 Uhr    Workshops

20.00 Uhr        Filmabend

Mittwoch, 8. Juli 2009

9.30 – 12.30 Uhr: Befreiung von der „Geißel des Krieges“ oder neuer Interventionismus? Was machen Staaten und Völkerrecht?
* Neue Gefahren für die globale Sicherheit? It’s the economy, stupid!
Birgit Mahnkopf (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin)
* Warlords, Kindersoldaten und Piraten – Versagt die Staatengemeinschaft und das Völkerrecht?
Hans-Joachim Heintze (Universität Bochum)
Moderation: Cornelia Krebs (Journalistin, ORF)

15.00 – 18.00 Uhr: Workshops

20.00 Uhr: Ethical Contracting: The Private Sector Role in International Stability Operations
* J.J. Messner (International Peace Operations Association, Washington D.C.)
Comments:
* Erwin A. Schmidl (Landesverteidigungsakademie)
* Andreas Zumach (Journalist, Genf)
Moderation: Martin Staudinger (Reporter, Profil)

Donnerstag, 9. Juli 2009

9.30 – 12.30 Uhr: Politische und ökonomische Instabilitäten – Ursache und Wirkung am Beispiel Lateinamerika und dem Nahen Osten
* Kriegsökonomische Strukturen und Formwandel der Gewalt
Was wir aus den „alten“ Kriegen Lateinamerikas lernen können
Sabine Kurtenbach (German Institute for Global and Area Studies, Hamburg)
* Der Gaza-Krieg 2008/2009: Was lehrt uns die Wiederkehr des ewig Gleichen?
Margret Johannsen (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg)
Moderation: Walter Fikisz (Journalist, KirchenZeitung)

15.00 – 18.00 Uhr    Workshops

19.00 Uhr: Vorstellung des Friedenszentrums Burg Schlaining (Plenarsaal)
www.epu.ac.at, www.aspr.ac.at

ab 19.30 Uhr: Großes Burgfest im Hof der Burg Schlaining mit LatinNeo (Venezuela)

Freitag, 10. Juli 2009

9.00 – 9.45 Uhr: Ökumenischer Friedensgottesdienst in der Burgkapelle
mit Kaplan Franz Sieder (Betriebsseelsorger) und Alois Reisenbichler (ChristInnen für die Friedensbewegung)

10.00 – 13.00 Uhr: Alternativen und Ansätze aus Theorie und Praxis
* Richtige Köpfe für Krisenprävention: Welche Diplomatie und Verhandlungsführung für die Verhinderung bzw. Bewältigung der neuen alten Kriege?
Karin Kneissl (Journalistin, Nahost- und Energieexpertin)
* Kriege der Gegenwart – Strategien und Antworten der Zivilgesellschaft für das Morgen
Ueli Mäder (Universität Basel)
Moderation: Thomas Roithner (ÖSFK Wien)

13.00 Uhr: Abreise der TeilnehmerInnen

Workshops:

Workshop 1: Integrativworkshop
Vor den Küsten Somalias drängeln sich die Großmächte NATO und EU, um im „Krieg gegen die Piraten“ mit dabei sein zu können. Die greifbaren Erfolge halten sich in Grenzen. Der finanzielle Aufwand für die Bereitstellung der Marineverbände scheint indessen wesentlich höher zu sein als die erpressten Lösegelder. Steckt also mehr hinter der Piratenjagd? Geht es nicht auch um die Kontrolle des Seewegs vom Mittelmeer über den Golf von Aden zum Indischen Ozean? Spielt nicht auch die bewährte Taktik demokratischer Staaten eine Rolle, militärische Optionen rund um den Erdball scheibchenweise salonfähig zu machen? Je zahlreicher die Kriegsanlässe – vom „Krieg gegen den Terror“ über die „humanitäre Intervention“ bis zum „Krieg für Menschenrechte“ -, desto mehr Mittel lassen sich für Militär und Rüstung rechtfertigen.

Dieser Workshop bietet die attraktive Gelegenheit, die am Vormittag angesprochenen Themen mit den ReferentInnen vertiefend zu diskutieren.

Leitung:         Peter Strutynski (Universität Kassel)

Workshop 2: Gender – Macht – Konflikt: Israel-Palästina
Dieser Workshop will den israelisch-palästinensischen Konflikt aus einer Gender-Perspektive untersuchen. Dabei soll erarbeitet werden, wie sich der mehr als 100 Jahre dauernde Konflikt auf die Geschlechterverhältnisse in beiden Gesellschaften ausgewirkt hat, wobei vor allem die Geschehnisse der letzten Jahre und die Verschärfung der Situation in den besetzten Gebieten im Mittelpunkt stehen werden. Das Klischee der völlig gleichberechtigten Israelin soll ebenso hinterfragt werden, wie jenes der unterdrückten verschleierten Palästinenserin.

Zudem will der Workshop den Einfluss der internationalen Akteure auf Macht- und Geschlechterverhältnisse erörtern. Abschließend soll diskutiert werden, inwieweit der israelisch-palästinensische Konflikt Elemente der „neuen“ Kriege aufweist.

Der Workshop ist auf 30 TeilnehmerInnen beschränkt. Es entscheidet das Datum der Anmeldung.

Leitung:         Magda Seewald (VIDC)

Workshop 3: Humanitäre Organisationen in Konfliktgebieten: Neue Herausforderungen durch „neue“ Kriege?
Ärzte ohne Grenzen (Andreas Papp), Caritas (Thomas Preindl) und Rotes Kreuz (Martina Schloffer) berichten von ihrer konkreten Arbeit in Kriegs- und Konfliktgebieten. Welche Herausforderungen stellen sich angesichts so genannter „neuer“ Kriege und der Privatisierung kriegerischer Gewalt? Wie halten es die NGOs im Windschatten militärischer Operationen mit ihrem Prinzip der Neutralität und Unparteilichkeit? Welche Strategien entwickeln sie gegenüber Warlords und Kindersoldaten? Wie gehen sie mit Entführungen ihrer MitarbeiterInnen um? Welche Perspektiven ergeben sich für die Weiterarbeit? Im Workshop ist ausreichend Zeit für Diskussion vorgesehen – von der humanitären Hilfe bis zur gesellschaftspolitischen Debatte über Entwicklung und Entwicklungspolitik.

Leitung:     Elfriede Schachner (VIDC)

Workshop 4: Neue Herausforderungen für zivile und militärische UNO-Missionen (in Konflikten)
Die Rahmenbedingungen für militärische wie zivile Missionen der UNO in Konfliktgebieten haben sich seit Ende des Kalten Krieges erheblich verändert. Das klassische, bis 1990 sehr erfolgreiche Modell des „Peacekeeping“ nach dem durch einen Waffenstillstand beenden Krieg zwischen zwei Staaten wird immer seltener. Doch für die neuen Herausforderungen erhält die UNO von ihren Mitgliedsstaaten weder klare politische Mandate noch ausreichende personelle und materielle Ressourcen. Hinzu kommt die Konkurrenz „privater Sicherheitsfirmen“, für deren Mitarbeiter die für UNO-Soldaten und Polizisten verbindlichen völkerrechtlichen Regelungen und strafrechtlichen Bestimmungen angeblich nicht gelten. Die zivilen und humanitären Anstrengungen der UNO sind chronisch unterfinanziert. Die aktuelle Weltwirtschaftskrise hat dieses Problem noch erheblich verschärft.

Leitung:        Andreas Zumach (Journalist, Genf)

Workshop 5: Globale kapitalistische ökonomische Modernisierung und Formen der Gewalt
Der Workshop will die Szenarien sich tiefgreifend verändernder Lebenswelten in der Weltgesellschaft, die überwiegend jenseits von leistungsfähiger Staatlichkeit angesiedelt sind, im Hinblick auf Veränderungen im Austrag gewaltförmiger Konflikte ausleuchten. Zu den markanten Merkmalen dieser Lebenswelten gehören die Integration in die Schattenglobalisierung d.h. ökonomische Sphären jenseits von Staatlichkeit, Migration und damit rasante Urbanisierung und Bildung von unregierbaren Mega-Städten, ökonomische Modernisierung und kapitalistische Durchdringung von Landwirtschaft und ländlichen Räumen. Was tritt an die Stelle nicht durchsetzbarer Rechtsordnungen in den informellen und kriminellen Lebenswelten? Welche Gewaltformen bilden sich heraus? Wie organisieren die Menschen die zum Überleben notwendige Sicherheit? Was bedeutet Krieg in diesen extrem fragilen Lebenswelten? Wir suchen in diesem Workshop nach Antworten, indem wir aus der Perspektive dieser Lebenswelten auf das weltgesellschaftliche Geschehen blicken.

Leitung:     Peter Lock (EART Hamburg)

Workshop 6:    Haben wir ein neues Bild vom Krieg?
Januar 1991: Eine Reihe von Staaten bombt mit UNO-Mandat und 14 Mrd. DM-Zuschuss aus Bonn gegen den Irak. Deutschlands Nachwuchs blockiert Kreuzungen und beschmiert Häuserwände: „Kriegstreiber Kohl“.
November 2008: Die große Berliner Koalition verlängert den Einsatz im völkerrechtswidrigen Afghanistan-Krieg, stockt das deutsche Kontingent gar auf. Eine Handvoll „Linke“-Abgeordneter gruppiert eine kleine Opposition um sich. Soziale Bewegungen: Fehlanzeige.
Der Klimawechsel in Deutschland und in vielen anderen Ländern der Erde, was das (weitreichende) Schweigen der Friedensbewegung anbelangt, hat wesentlich mit einem neuen Bild vom Krieg im Massenbewusstsein zu tun. Dies gilt es nüchtern zu analysieren und Ansätze zur Aufklärungsarbeit zu entwickeln.

Der Workshop ist auf 25 TeilnehmerInnen beschränkt. Es entscheidet das Datum der Anmeldung.

Leitung:     Johannes M. Becker (Universität Marburg)

Workshop 7: Diamanten-, Holz- und Drogenschmuggel: Die Gewaltökonomien der „neuen Kriege“
Die „neuen Kriege“ unterscheiden sich von „traditionellen Bürgerkriegen“ insbesondere in der Art und Weise, wie sich Konfliktparteien finanzieren. Wurden Konfliktparteien bis Ende der 1980er Jahre vielfach von einer der beiden Supermächte unterstützt, haben sie seit dem Ende des Ost-West-Konflikts vermehrt Gewaltökonomien aufgebaut, die sich aus dem Schmuggel natürlicher Ressourcen speisen.

In dem Workshop wollen wir gemeinsam erarbeiten, wie Gewaltökonomien funktionieren. Außerdem wollen wir einen Überblick darüber gewinnen, mit welchen Instrumenten internationale, nationale und lokale Akteure Konfliktparteien daran hindern können, Gewaltökonomien aufzubauen. Im Mittelpunkt sollen Fallstudien zu den Kriegen in Angola, Sierra Leone, Liberia, Kolumbien, Afghanistan und Kambodscha stehen.

Leitung:        Monika Heupel (Freie Universität Berlin)

Workshop 8: Kriege, Konflikte und Gewaltaustragung im Wandel – Analysen und Perspektiven einer jungen ForscherInnengeneration
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist in wissenschaftlichen und politischen Diskursen vermehrt die Rede vom Aufkommen so genannter „neuer“ Kriege, die sich von „klassischen“ Konflikten u.a. durch ihre asymmetrische Natur sowie durch Entstaatlichung, Privatisierung und Kommerzialisierung unterscheiden. Diese und andere Transformationsprozesse verlangen nach neuen Perspektiven und machen ein kritisches Hinterfragen gängiger Ansätze und Kriegsdefinitionen nötig.

In diesem Workshop soll jungen NachwuchsforscherInnen die Möglichkeit geboten werden, ihre Ideen und Theorien über die Manifestation kontemporärer Kriege und Konflikte zu präsentieren und anschließend in einer Online-Publikation zu veröffentlichen. Nähere Informationen und call for papers: http://www.aspr.ac.at/sak/workshop8.htm

Leitung:         Georg Leitner, Andreas Hackl (Studenten der Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien)

Workshop 9: Neue Kriege oder Neoliberaler Kolonialismus?
Vorgeblich, um „gescheiterte Staaten“ aus ihren selbstverschuldeten Konflikten zu befreien („Neue Kriege“), findet derzeit eine Renaissance kolonialer Herrschaftspraktiken statt. Im Anschluss an ein bewaffnetes Eingreifen wird immer häufiger ein quasi-koloniales Besatzungsregime etabliert, in dessen Rahmen die jeweilige Gesellschaftsordnung entlang dem westlich (neo)liberalen Model umstrukturiert wird („Neoliberaler Kolonialismus“). Die westlichen Staaten versuchen hiermit, den von ihnen erzeugten Dampfkessel der Globalisierungskonflikte notdürftig unter Kontrolle zu halten, erzeugen damit jedoch immer neue Spannungen, die es zur Stabilisierung der Weltordnung zu befrieden gilt.

Leitung:        Jürgen Wagner (IMI Tübingen)

Workshop 10: MenschenrechtsverteidigerInnen – bedroht, verfolgt, ermordet
Extreme Ungerechtigkeiten wie Zwangsumsiedlungen, Menschen, die an Hunger sterben und Morde an KleinbäuerInnen lassen MenschenrechtsverteidigerInnen aktiv werden. Sie fordern Regierungen auf, die Rechte der Menschen in ihrem Land zu respektieren, zu schützen und zu garantieren und sich gegen Unternehmen zu wenden, die in ihrer Profitgier diese Rechte bedrohen.

Für ihren Einsatz werden sie schikaniert, verfolgt und mit Waffengewalt konfrontiert – von staatlichen Stellen und privaten Unternehmen. Anhand von Fallbeispielen in Afrika, Asien und Lateinamerika stellen wir Situationen vor, in denen Konflikte um grundlegende Menschenrechte wie das Recht sich zu ernähren zu einer zunehmenden Kriminalisierung von Ärmsten in einer Gesellschaft bzw. zu wachsender Militarisierung von Auseinandersetzungen führen.

In einer begleitenden Fotoausstellung werden MenschenrechtsverteidigerInnen von FIAN vorgestellt.

Leitung:     Gertrude Klaffenböck, Sophie Veßel (FIAN)

Die Workshops finden von Montag bis Donnerstag jeweils von 15 – 18 Uhr statt. Die Workshops arbeiten parallel die ganze Woche hindurch und haben ein fortlaufendes Programm, weshalb die durchgängige Anwesenheit in einer Gruppe empfohlen wird.

Zur Akademie:

Piraten, Warlords, Kindersoldaten, private Militärunternehmer und Söldner bestimmen in den letzten Jahren die öffentliche Debatte als „neue“ Akteure in gewaltsamen Konflikten und Kriegen. Hat sich mit diesen Kriegsparteien und der zunehmenden Privatisierung des Krieges auch der Krieg selbst verändert? Stehen wir vor oder sind wir mitten in so genannten „neuen Kriegen“ oder zeigen sich „alte“ Kriege im neuen Gewand?

Von Sanktionen und westlichen Militäreinsätzen beinahe unberührt, etabliert sich mancherorts eine eigene Bürgerkriegsökonomie, die durch Rohstoffplünderung, Schmuggel, Menschenhandel, Drogenanbau, Entführungen oder Waffenhandel Kriege finanziert und lange fortdauern lässt. Kriegsgewinne werden von Gewaltunternehmern privatisiert – Kriegsverluste gehen zu Lasten der Bevölkerung. Mary Kaldor beschreibt in ihrem Grundlagenwerk über neue und alte Kriege, dass die neuen Kriege im Gegensatz zu geopolitischen oder ideologischen Beweggründen früherer Konflikte heute eine Politik der Identität zum Ziel haben.

Die Unterscheidung zwischen „Krieg“, „bewaffnetem Konflikt“ und einer instabilen Lage, der sogar humanitäre Organisationen aus Sicherheitsgründen ihren Rücken kehren müssen, verliert zunehmend ihre Trennschärfe. Dies konnte und kann vielfach in Lateinamerika und im Nahen Osten beobachtet werden. Konflikte ohne einen staatlichen Akteur stellen die westlichen Militärmächte vor enorme Herausforderungen. Weder Piraten noch Kindersoldaten beachten das Völkerrecht. Die Instrumente europäischer oder US-amerikanischer Soldaten kratzen an der Oberfläche der Konflikte, während im Golf von Aden Schiffe gekapert werden, im Kongo oder im Tschad ein Bürgerkrieg gegen die Zivilbevölkerung tobt. Die Reaktion der EU auf die Piraten vor der Küste Somalias hat sich sehr rasch „versicherheitlicht“ und militarisiert. Eine ursachenorientierte Entwicklungszusammenarbeit bleibt bei gleichzeitig steigenden Budgets für Militärinterventionen unterdotiert bzw. wird angesichts der Finanzkrise sogar in Frage gestellt. Piraterie ist nicht per se Krieg – man kann ihn allerdings gegen die Piraten zu führen versuchen.

Robert Cooper – zentraler Vordenker der EU-Außen- und Sicherheitspolitik unter Javier Solana – greift auf die Politik der doppelten Standards zurück. „Wenn es um traditionellere Staaten außerhalb des postmodernen Kontinents Europa geht, müssen wir auf die raueren Methoden einer vergangenen Ära zurückgreifen – Gewalt, präventive Angriffe, Irreführung“. Die Verantwortung des Westens kommt in dieser Debatte erschreckend kurz und Kriegsursachenforschung bleibt ein Fremdwort: „Wenn wir im Dschungel operieren, müssen wir ebenfalls das Gesetz des Dschungels anwenden“, so Cooper. Wenn Kriege nach Mary Kaldor mit einer Fragmentierung und Dezentralisierung des Staates einhergehen, so stehen wir folglich scheinbar auch vor neuen Formen des westlichen Interventionismus.

Die Erfindung „neuer“ Kriege durch Teile der Wissenschaft, Politik und Militär scheint immer öfter dem Zweck der Weltordnungsvorstellungen westlicher Wirtschafts- und Militärmächte nachzukommen als den Bedürfnissen der Bevölkerung nach der ursprünglich rein zivil verstandenen „menschlichen Sicherheit“. Die Unmenschlichkeit des Krieges drückt sich auch dadurch aus, dass heute vier Fünftel der Toten Zivilbevölkerung statt Soldaten ausmacht. Die humanitäre Hilfe steckt dabei oftmals im Spannungsfeld zwischen Neutralität, Rückzug oder der höchst unbeliebten zivil-militärischen Zusammenarbeit fest.

Daher orten KritikerInnen in der Friedens- und Konfliktforschung einen „Modetrend“, dass seit Ende des Ost-West-Konfliktes komplexere Phänomene rasch das Attribut „neu“ angeheftet bekommen. Genügt die Differenzierung in „alte“ und „neue“ Kriege, um sie systematisch zu analysieren und zu bearbeiten? Barbarische Kriegsgewalt, die gegen Appelle oder Interventionsgeschrei der „zivilisierten Welt“ immun geworden ist, ruft ein Gefühl von diffuser Bedrohung auf den Plan, in dem bornierte „security first“-Konzepte eine Hochkonjunktur erleben.

Wenn wir heute einen Wandel im Krieg und seiner Austragung erkennen, so stehen sowohl die Anstrengungen der Anti-Kriegs-Bewegung zur Debatte als auch die Formen zur politischen Durchsetzung ziviler Krisenprävention und des zivilen Krisenmanagements.

Thomas Roithner

Die Veranstaltung wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung freundlich unterstützt.

Anreise
PKW: Wien – Stadtschlaining: 120 km (Südautobahn bis Pinggau/Friedberg)
PKW: Graz – Stadtschlaining: 100 km (Südautobahn bis Lafnitztal, Oberwart)
Busverbindungen: Dr. Richard: http://www.richard.at, Tel. 01 – 33 1000
Bahnverbindungen: http://www.oebb.at, Tel. 05 1717

Gemeinsame An- und Abreise
Es wird am Sonntag 5. Juli ein gemeinsamer Bus von Wien direkt nach Stadtschlaining und am Freitag 10. Juli von Stadtschlaining nach Wien organisiert. Der Fahrpreis beträgt Euro 20,– hin und retour und wird im Bus eingehoben. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Die Reisedaten werden erst nach der fixen Anmeldung bekanntgegeben.

Teilnahmekosten
Vormittagsvorträge, Plenardiskussionen inkl. Workshops
Euro 50,– für die ganze Woche oder Euro 15,– pro Tag

Preis für Studierende, Arbeitslose und PensionistInnen
Euro 25,– für die ganze Woche oder Euro 8,– pro Tag

Ermäßigungen
Bei Überweisung der TeilnehmerInnengebühr bis zum 16. Juni auf das Konto des Friedensfonds Schlaining verringern sich die Teilnahmekosten auf Euro 45,– für die ganze Woche bzw. Euro 12,– pro Tag und für StudentInnen auf Euro 22,– für die ganze Woche. Eine Anmeldung ist auch nach dem 16. Juni zu den normalen Teilnahmetarifen möglich.

Überweisungen
Konto des ÖSFK, Raiffeisen Oberwart BLZ 33125, Konto Nr. 212.936
Für Auslandsüberweisungen: BIC RLBBAT2E125, IBAN AT52 3312 5000 0021 2936

Anmeldung
Um organisatorisch disponieren zu können, bitten wir um eine schriftliche und rechtzeitige Anmeldung per e-mail (roithner@aspr.ac.at) oder online über www.aspr.ac.at/sak2009/anmeldung.htm

Während der Sommerakademie gibt es eine Sachbuchausstellung zu den Themenbereichen Friedenspolitik und nachhaltige Wirtschaft, die von Fritz Weber, ÖKO-TREFF in Lichtental, 1090 Wien, betreut wird. Während der Sommerakademie werden im Konferenzzentrum zeitkritische Bilder von Hermann Serient ausgestellt. Ebenso wird eine Fotoausstellung des Food First Informations- und Aktionsnetzwerk (FIAN) zu sehen sein.

Unterbringung
Hotel Burg Schlaining: Tel. 033 55 – 2600
EZ mit Frühstück: Euro 41,–
DZ mit Frühstück: Euro 31,– pro Person
Internet: http://www.konferenzhotel.at

Sonstige Unterbringungsmöglichkeiten
Gasthof Baier, Drumling, Tel. 03355 – 2480
Familie Glösl, Stadtschlaining, Tel. 0664 – 4300 684
GIP Großpeterdorf, http://www.gip.co.at/, Tel. 03362 – 30 088

Für Auskünfte über sonstige Unterkünfte und entsprechende Transfermöglichkeiten wenden Sie sich bitte an: Tourismusverband Stadtschlaining, Tel. 03355 – 2201 – 30

Kostenlose Unterbringung
Eine kostenlose Nächtigung mit Schlafsack ist im Turnsaal der Volksschule Schlaining oder mit dem Zelt möglich. Waschmöglichkeiten sind ebenfalls kostenlos nutzbar.

Auskünfte, Anfragen und Anmeldung
Heidi Pock am ÖSFK in Stadtschlaining
Tel. ++43 (0) 3355 – 2498 – 502
Fax ++43 (0) 3355 – 2662
e-mail: aspr@aspr.ac.at

Thomas Roithner im ÖSFK Wien
Tel. ++43 (0) 1 – 79 69 959
Fax ++43 (0) 1 – 79 65 711
e-mail: roithner@aspr.ac.at

Das vollständige Programm und zusätzliche Hinweise finden sich unter http://www.aspr.ac.at/sak.htm

Mit herzlichen Grüßen
Thomas Roithner

Sehr geehrte Damen und Herren,

aufgrund einer Änderung des Paragraph 107 Telekommunikationsgesetz wird ab 1.3.2006 die Zusendung elektronischer Informationen neu geregelt.

Es ist uns ein Anliegen, ausschließlich jene Personen und Institutionen zu kontaktieren, die ein unmittelbares Interesse an den friedenspolitischen Informationen des ÖSFK haben. Da Sie schon bisher Aussendungen des ÖSFK erhalten und diesen nicht widersprochen haben, gehen wird davon aus, dass Ihr Interesse an diesen nach wie vor besteht. Sollten wir keine Antwort von Ihnen erhalten, dürfen dies als Zustimmung für weitere Zusendungen werten. Der Abgleich mit der ECG-Liste erfolgte mit dem Stichdatum 20.3.2007.

Wenn Sie unsere elektronischen Zusendungen nicht mehr erhalten wollen, ersuchen wir um Rücksendung dieses Mails (Absender: roithner@aspr.ac.at) mit dem Hinweis „Abmeldung“ im Betreff an uns. Selbstverständlich haben Sie auch danach die Möglichkeit, unsere Zusendungen kostenlos abzubestellen. Achten Sie in jedem Fall darauf, dass Ihre Absenderadresse der Adresse entspricht, an die wir Ihnen unsere Informationen gesendet haben. Wir danken für Ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit!

If you do not want to receive our mailings please send an e-mail to: roithner@aspr.ac.at

Thomas Roithner

Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK)
Büro Wien
Mag. Dr. Thomas Roithner
Wiedner Gürtel 10
A – 1040 Wien
Tel. 0043 (0) 1 – 79 69 959
Fax 0043 (0) 1 – 79 65 711
e-mail: roithner@aspr.ac.at
e-mail: thomas.roithner@univie.ac.at
Sommerakademie 5.-10.7.2009: „Söldner, Schurken, Seepiraten“:
http://www.aspr.ac.at/sak.htm
Web Privat: http://www.thomasroithner.at

 

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