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Roma-Integration ist EU-Integrationsschlüssel

Erstellt am 21.01.2003 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde 2062 mal gelesen und am 02.07.2010 zuletzt geändert.

INFORMATIONSDIENST DER VEREINTEN NATIONEN WIEN (UNIS)

Zur Information – kein offizielles Dokument

DIE INTEGRATION DER ROMA IN ZENTRAL- UND OSTEUROPA IST DER SCHLÜSSEL ZU EINER ERWEITERTEN EU

UNDP-Bericht enthüllt chronischen Hunger und weitverbreitete Armut unter der Roma-Minderheit in zukünftigen EU-Mitgliedsstaaten in Zentral- und
Osteuropa (Text von UNDP Bratislava übernommen.)

WIEN, 21. Januar — Die Länder Zentral- und Osteuropas (CEE) können nur dann erfolgreich Mitglieder der EU werden, wenn die Roma, die größte
ethnische Minderheit in der Region, durch Arbeitsplätze, Bildung und politische Beteiligung voll integriert werden, so warnt der vom
Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in Auftrag gegebene Bericht zur menschlichen Entwicklung über die Roma unter dem Titel „Die
Abhängigkeitsfalle vermeiden“, der unlängst veröffentlicht wurde.

Die internationale Gemeinschaft muss die Probleme der Roma aus einer breiteren Entwicklungsperspektive heraus betrachten und sicherstellen, dass
die Roma Zugang zu Bildung und Arbeitsplätzen haben“, meint Kalman Mizsei, Direktor für Europa und die GUS beim UNDP, der die Umfrage beaufsichtigte.

Der Bericht ist die erste grenzüberschreitende umfassende Studie über die Roma-Minderheit in fünf Ländern (Tschechische Republik, Ungarn,
Slowakische Republik, Bulgarien und Rumänien) und zeigt auf, dass die Roma zu den Ärmsten der Armen in Zentral- und Osteuropa gehören. Wenn man Maßstäbe wie

  • die Fähigkeit, Lesen und Schreiben zu können,
  • die Kindersterblichkeit oder
  • die Grundernährung anlegt,

dann leben die meisten Roma in der Region eher unter den Bedingungen eines afrikanischen Landes südlich der Sahara als unter denen eines europäischen. Wie der Bericht zeigt, muss jeder zweite Roma pro Jahr mindestens ein paar Tage hungern, sogar jeder sechste „leidet ständig Hunger“. Nur 20 % der Roma haben einen offiziellen Arbeitsplatz, weitere 20 % sind im informellen Sektor beschäftigt. Der Bericht zweifelt die in den Medien vertretene Meinung an, dass die (formelle und informelle) Arbeitslosigkeit bei Schwindel erregenden 80 % läge. Die Umfrage zeigt jedoch, dass vor allem junge Roma überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen sind und dass ihnen an vermarktbaren Fertigkeiten fehlt, um einen Arbeitsplatz zu finden.

Der Bericht möchte die Strategie zur Bewältigung von Roma-Problemen von der bisherigen Konzentration auf die Menschenrechte allein ausweiten auf die größere Herausforderung der menschlichen Entwicklung. In den UNDP-Berichten zur menschlichen Entwicklung wird seit langem schon darauf hingewiesen, dass Menschenrechte zwar eine unerlässliche Maßgabe der menschlichen Entwicklung seien, dass sie jedoch nicht als Zweck um ihrer selbst Willen betrachtet werden können. Sie müssen auch als Mittel angesehen werden, das den Menschen erweiterte Möglichkeiten gibt, für sich selbst und ihre Familie zu sorgen. Laut Umfrage des UNDP setzen fast acht von zehn Roma die Bedeutung „Respektieren der Menschenrechte“ gleich mit „einen Arbeitsplatz finden“ und „ohne Hunger leben“.

Im Bericht wird auch der Wunsch der Roma nach breiterer politischer
Beteiligung hervorgehoben – – 61 % der Roma haben bei den letzten Wahlen in
ihrem Land ihre Stimme abgegeben. Trotzdem meinen 86 % der Roma, dass ihre
Interessen auf nationaler Ebene nicht gut vertreten werden, und 76 %
glauben, dass sie auf lokaler Ebene nicht angemessen vertreten sind.

„In einer Europäischen Gemeinschaft, in der die Andersartigkeit
respektiert wird, sollten die Roma ihren Platz als gleichwertige Partner
finden, die zu Europas außergewöhnlichem Mosaik an Kulturen beitragen“, so
Mizsei.

Ohne erfolgreiche Integration und ohne einen übergreifenden
Entwicklungsrahmen, der den Integrationsprozess steuert, können die
Chancen, die der EU-Beitritt bietet, verloren gehen. Die menschlichen
Sicherheitskosten der Ausgrenzung werden in die Höhe schnellen und
potentiell zu politischem Extremismus und Rückschlägen für den
Demokratisierungsprozess sowohl im Osten als auch im Westen führen.

Man schätzt, dass zwischen 4 und 5 Millionen Roma in der Region leben –
übereinstimmende Angaben über ihre genaue Zahl gibt es nicht. Die
UNDP-Umfrage basiert auf einer repräsentativen Erhebung unter 5 034
Befragten in fünf Ländern. Auch sind nationale Umfragen für jedes einzelne
der genannten Länder verfügbar. Der Bericht liefert zum ersten Mal
vergleichbare Daten der an der Umfrage beteiligten Länder sowie Gesamtdaten
für die Region als Ganzes. Alle Dokumente können unter der neu
eingerichteten Internetseite „Roma-Infos“ unter der Adresse
http://roma.undp.sk eingesehen werden. Die Roma-Umfragen und die
Internetseite wurden von Experten des regionalen UNDP-Hilfszentrums in
Bratislava (Slowakische Republik) in Zusammenarbeit mit lokalen Experten
und Roma-Vertretern des jeweiligen Landes erstellt.

***

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) ist das weltweite
UN-Entwicklungsnetz, das sich für Veränderungen einsetzt und Ländern
Wissen, Erfahrung und Ressourcen verfügbar macht, um den Menschen bei der
Verbesserung ihrer Lebenssituation zu helfen. Wir sind in 166 Ländern vor
Ort und erarbeiten mit ihnen eigene Lösungen für globale und nationale
Entwicklungsprobleme. Bei der Schaffung von lokaler Handlungsfähigkeit
werden sie von den Mitarbeitern des UNDP und unserer Vielzahl von Partnern
unterstützt.

Für weitere Informationen:

Sandra Pralong, Regionale Medien- und Publikations-Referentin
Entwicklungsporgramm der Vereinten Nationen (UNDP); Regionalzentrum für
Europa
und die CIS-Staaten; Grosslingova 35; Bratislava; 81109 Slovakische
Republik
Tel/Telefax:(421-2) 59337-428/450
Email: sandra.pralong@undp.org
Url: www.undp.sk

Mit freundlichen Grüssen

Informationsdienst der Vereinten Nationen Wien (UNIS)
Tel.: +43 1 260 60 – 4666; Fax: +43 1 260 60 5899
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