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Stellt die Friedensfragen!

Grufladressen Hiroshima-Tag 1998

Erstellt am 21.07.2003 von Andreas Hermann Landl
Dieser Artikel wurde mal gelesen und am 28.02.2009 zuletzt geändert.

Hiroshima Gruppe Wien
Friedensbüro Wien / Wiener Friedensbewegung
Kölblgasse 18/1; 1030 Wien
Tel + Fax (01) 796 50 21

Hiroshima-Nagasaki Gedenken / Grußbotschaften

Stimmen für eine atomwaffenfreie Welt

Vor 53 Jahren, am 6. und 9. August 1945, wurden die ersten beiden Atombomben gegen Menschen eingesetzt.

Die Wiener Friedensbewegung gedenkt am Donnerstag, dem 6. August 1998 ab 17.00 Uhr auf dem Wiener Stephansplatz gemeinsam mit der Hiroshima-Gruppe der Opfer der Atombombenabwürfe und fordert die Abschaffung aller Atomwaffen. Um 20.30 Uhr gehen die FriedensaktivistInnen vom Stephansplatz mit Laternen zum Teich vor der Karlskirche.

Am 9. August findet um 19.00 Uhr bei der Friedenspagode, Wien 2, Hafenzufahrtsstraße eine buddhistische Lichterzeremonie statt.

Zahlreiche prominente Persönlichkeiten haben Grußbotschaften gesandt. Diese Botschaften werden bei der Aktion der Wiener Friedensbewegung und der Hiroshima-Gruppe am 6. August 1998 verlesen sowie bei den Veranstaltung am 8. August in Melk und bei der buddhistischen Lichterzeremonie am 9. August verbreitet.

Maximilian Aichern
Bischof von Linz

Die Gedenktage an die Atombombenabwürfe und ihre furchtbaren Folgen haben gerade in unserer Zeit eine erschreckende Aktualität. Die Zahl der Mächte, die Atombomben erzeugen und einsetzen können, wächst weiter. Die Atomwaffenpotentiale werden immer „perfekter“, das heißt wirksamer im Töten einer möglichst großen Zahl von Menschen.

Das II. Vatikanische Konzil hat bereits vor fast 40 Jahren eindringlich darauf hingewiesen, daß der Schrecken und die Verwerflichkeit des Krieges durch die Vermehrung wissenschaftlicher Waffen ins Unermeßliche wächst. Der Einsatz von Atomwaffen – und das hat entsprechende Konsequenzen auch für die Produktion und Hortung – überschreitet weit alle Grenzen gerechter Verteidigung. Der totale Krieg, wozu man ohne Zweifel den Atomkrieg rechnen muß, so stellt die Kirche klar fest, ist „ein Verbrechen gegen Gott und die Menschen, das eindeutig und ohne Zögern zu verwerfen ist“ (Pastoralkonstitution 80).

Wir müssen die weltweite Zusammenarbeit für den Frieden und den Abbau der alles Leben bedrohenden Waffen verstärken. Als großes Anliegen steht eine atombombenfreie Welt vor aus, in der die für die Bekämpfung des Hungers und die Schaffung von Lebenschancen für alle Weltbewohner notwendigen Finanzmittel nicht länger einem mörderischen Wahnsinn geopfert werden.

Anti Atom International

Anläßlich des Jahrestages des Atombombenabwurfs auf Hiroshima ruft Anti Atom International (AAI) in Erinnerung, daß das Wettrüsten nach wie vor andauert. Nach Angaben des Center for Defence Information (Washington D. C.) werden heuer jede Sekunde weltweit 8.271 US-Dollar für die Rüstung ausgegeben (ca. 105.000 öS). Dies ergibt tägliche Kosten von 725,3 Millionen Dollar (ca. 9 Milliarden öS)! Allein die USA haben bisher (also innerhalb der letzten 55 Jahre) für ihre Nuklearrüstung 5.580 Milliarden Dollar aufgewendet (Brookings Institute). Das entspricht bei der derzeitigen Weltbevölkerung von 5,8 Milliarden Menschen Aufwendungen von 1.000 Dollar (12.500 öS) pro BewohnerIn der Erde.

Ungeachtet des Umfassenden Atomteststopp-Abkommens, das inzwischen von 149 Ländern unterzeichnet wurde, gehen die Test zur Weiterentwicklung von Atomwaffen weiter. Die Atombombenversuche von Indien und Pakistan im Frühjahr dieses Jahres haben dies deutlich gezeigt. Schätzungen gehen davon aus, daß ein Nuklearkrieg zwischen diesen beiden Ländern 100 Millionen Tote zur Folge hätte.

Aber auch die „subkritischen“ Tests, bei denen Plutonium der Wirkung einer konventionellen Sprengung ausgesetzt wird und es zu keiner Kettenreaktion kommt, werden fortgesetzt. Die USA haben seit vergangenem Jahr drei dieser Versuche durchgeführt. Ein weiterer, mit dem Codenamen „Bagpipe“ ist noch vor dem 1. Oktober dieses Jahres geplant. Als Reaktion darauf wird Rußland noch in diesem Jahr subkritische Tests in Novaya Zemlya durchführen. Nach Angaben des stellvertretenden Ministers für Atomenergie Lev Ryabew werden diese Versuche benötigt, um den Erhaltungszustand der Waffenarsenale zu untersuchen. In Frankreich wiederum wird an neuartigen Lasereinrichtungen gebaut, die für die Primärzündung von Wasserstoffbomben eingesetzt werden sollen.

Andreas Babler
Verbandssekretär Sozialistische Jugend Österreich
Vice President International Union of Socialist Youth (IUSY)

So wie heute, wie auch letztes Jahr und die Jahre bevor, stehen Menschen an diesem Tag auf und gedenken der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Und dies ist notwendiger denn je. Beispielsweise im Fall Pakistans wird abschätzbar, wieviele Kernsprengsätze weltweit existieren. Durch eine Urankonversionsanlage sowie zwei Anreicherungsanlagen in Pakistan ist seit ca. 1987 Material für die Herstellung von 23 Kernsprengsätzen pro Jahr vorhanden.

Die Ziele dieses Aktionstages werden bestimmt durch zwei Faktoren:
Zu einen das Gedenken an die unzähligen Opfer dieser grauenvollen Tat und
zum anderen aus einem notwendigen Aufruf an die Öffentlichkeit betreffend aktueller Ereignisse sowie mancher europäischer/weltweiter Tendenzen.

So müssen wir diesen Tag auch nutzen, um unsere Grundforderungen zu artikulieren:

Nie wieder Atombombenabwürfe!
Keine Erweiterung der „ATOM-Bündnisse“ NATO und WEU!
Für eine aktive Friedenspolitik!
Für ein neutrales Österreich!

Dolores M. Bauer

Seit 1989 ist das zu Ende, was man den KALTEN KRIEG genannt hat und damit auch das sogenannte GLEICHGEWICHT DES SCHRECKENS, das über Jahrzehnte die Welt am Rand eines atomaren Holocausts hielt. Viele Menschen haben daher das Gefühl, jetzt sei das Schlimmste vorüber und verdrängen mit der Zeit der Angst auch die Leiden der Menschen in Hiroshima und Nagasaki.

Aber ist denn wirklich alles vorbei? – Nichts ist vorbei. Vielleicht ist der 50fache Overkill etwas weniger geworden, aber was besagt das schon angesichts der Tatsache, daß jeder Mensch nur einmal stirbt. Noch immer lagern die totbringenden Geschosse in den Silos, in Silos, die zumindest im Osten immer schleißiger werden und von schlecht bis gar nicht bezahltem Personal miserabel bewacht sind. Die Atomgefahr ist vielerorts quasi, wie die Wirtschaft, außer Kontrolle geraten. Aus dem GLEICHGEWICHT DES SCHRECKENS ist ein außer Kontrolle geratener Schrecken geworden, den allerdings kaum jemand zur Kenntnis nimmt, der aus dem öffentlichen Bewußtsein gestrichen worden ist. Und die beiden neuen Atommächte Indien und Pakistan mit ihrem gefährlichen Imponiergehaben sollten uns aufhorchen lassen und zu massiven Protesten ermuntern, statt daß wir uns in unserer bequemen, scheinbaren Ohnmacht suhlen, wie es zur Zeit und zwar weltweit geschieht. Der Vorhang der Lügen über die immer noch bestehende und vielleicht sogar verstärkte atomare Gefahr ist dicht gewebt. Wir sollten alles in unserer Kraft stehende tun, ihn zu zerreißen.

Univ.-Prof. Dr. Johannes Dantine
Oberkirchenrat

Die Erinnerung an das Verbrechen der ersten Verwendung atomarer Waffen darf nicht verblassen. Zur reinen Machtdemonstration wurde der Tod über Menschen gebracht, ohne daß man sich dessen bewußt war und bewußt sein wollte, welche Folgen das hat, über Generationen hinweg. Seither werden Tote in Millionen gemessen („Mega-Tote“).

Es ist erschreckend, wie rasch die atomare Drohung immer dann ins Spiel kommt, wenn Spannungen heftiger werden, gerade heute, wo die Globalisierung offenbar nicht für internationale Stabilität sorgen kann.

Darum muß weiterhin mit aller Entschiedenheit allen Versuchen, mit Menschenleben zu spielen, gewehrt werden, aber auch allen Bemühungen, nationale Machtträume über das Leben zu setzen.

Karl Drochter
Leitender Sekretär des ÖGB
Dr. Walter Sauer
Sekretär Internationales Referat

Anläßlich des Gedenktages für die Opfer des Atombombenabwurfes auf Hiroshima und Nagasaki erklärt der Österreichische Gewerkschaftsbund seine Besorgnis über die Atombombentests in Pakistan und Indien sowie die zunehmende Gefahr einer nuklearen Konfrontation in Südasien.

Die Erklärung Lateinamerikas und Afrikas zu atomwaffenfreien Zonen könnte nach Ansicht des ÖGB als Vorbild für eine analoge Regelung auch für Asien dienen. Der ÖGB appelliert jedoch auch an die Regierungen der Industrieländer – und nicht zuletzt Europas -, den Prozeß der nuklearen Abrüstung zu verstärken und auch den europäischen Kontinent zu einer nuklearfreien Zone zu erklären.

Der ÖGB appelliert an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, durch gemeinsame Anstrengungen die Gefahr jeglicher kriegerischer Konfrontation und vor allem den Einsatz von Atomwaffen zu bannen und eine atomwaffenfreie Welt zu verwirklichen.

Oberrabbiner Chaim Eisenberg
Israelitische Kultusgemeinde

Im Namen der Israelitischen Kultusgemeinde verneigen wir uns in Trauer vor den Opfern des Atombombenabwurfes auf Hiroshima und Nagasaki. Wir glauben, daß die Menschheit durch die Grausamkeit der Kriege so unsägliches Leid erlitten hat, daß es an der Zeit wäre, alle wissenschaftlichen und geistlichen Bemühungen, dem Frieden zu widmen, dem Kampf gegen Armut und Hunger und nicht der Weiterentwicklung von tödlichen Waffen.

Elfriede Hammerl

Ich wäre ja schon erleichtert, würden die Mächtigen endlich wenigstens begreifen, daß auch ihre Interessen auf dem Spiel stehen. Atomare Strahlung macht auch vor ihnen nicht halt. Vernichtungsschläge vernichten auch ihre Lebensgrundlagen. Ein Leben im Bunker, begraben unter Geld, das ihnen keine unverseuchte Natur zurückkaufen kann, kann doch auch ihnen nicht wirklich lebenswert erscheinen. Ich appelliere gar nicht groß an ihre Nächstenliebe, ich appelliere an ihren Egoismus: Geben Sie Frieden. Tun Sie es für sich, wenn Sie es schon nicht für uns alle tun wollen. Frieden geben nützt auch denen, die sich hochmütig für unverletzbar halten, weil niemand unverletzbar ist. Denn Skrupellosigkeit hebt alles mögliche auf, aber keine Naturgesetze.

Bernhard Heitz
Bischof der Altkatholischen Kirche

Zum diesjährigen Hiroshima-Tag mit dem Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki darf ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer meine Solidarität bekunden und alle bei der Veranstaltung auf dem Stephansplatz und beim Laternenmarsch vor der Karlskirche meine herzlichen Grüße übermitteln.

Wie notwendig und aktuell das Anliegen einer atomwaffenfreien Welt ist, zeigen die vielen Katastrophenmeldungen aus aller Welt, die uns darauf hinweisen, daß der Mensch niemals alle Kräfte der Natur vollkommen beherrschen kann. Erdbeben, Flutkatastrophen, Brückeneinstürze und Bergwerksunglücke, Flugzeugabstürze und Eisenbahnunglücke führen uns drastisch vor Augen, daß jederzeit mit menschlicher Unzulänglichkeit zu rechnen ist. Wieso sollte ausgerechnet der gefährlichste und giftigste Stoff, der in Hiroshima und Nagasaki so viel zerstört hat und – zugegeben – kontrolliert auch nutzbringend sein kann, von jeder Störung frei und immer voll beherrschbar sein?

Leider ist unsere Welt nicht so, wie wir sie uns wünschen, aber wir müssen doch alles unternehmen, sie für unsere Kinder und Kindeskinder belebbar und liebenswürdig zu erhalten.

Pater Karl Helmreich

Die Atombombentests in Indien und Pakistan haben wieder deutlich gemacht, daß es die Bedrohung von Hiroshima und Nagasaki latent weiter gibt – perfektioniert und vervielfacht. Freilich nicht nur in gefährlich realen Drohgebärden zweier Armutsländer. Denn es kann ja nicht so sein, daß die USA und andere reiche Staaten bestimmen, wer verantwortungsvoll genug ist, Atommacht sein zu dürfen. Der Egoismus der reichen Länder, ihrer Wirtschaftssysteme, die andere Länder, ja ganze Kontinente in immer größere Armut bringen, hat ein Interesse daran, selbst und ausschließlich solche Bedrohungspotentiale zu haben, daß die Armen keine Chance haben, ihre Interessen durchzusetzen.

Die schlimmste Art der Kriegsführung ist Ausbeutung, wirtschaftliche Unterdrückung, Verschuldung. Verteidigung scheint als Grundrecht jedes Volkes anerkannt, aber was wird verteidigt? Unrechtsverhältnisse? Der Friede hat zur Mindestvoraussetzung die Gerechtigkeit, darüberhinaus die Anerkennung der Würde jedes Menschen, die Wertschätzung jedes Menschen; welcher Nation immer.

In Österreich hat der „Grundwasserspiegel der Menschlichkeit einen gefährlichen Tiefstand erreicht“, wie Caritas-Präsident Küberl sagt. Der Umgang mit Flüchtlingen, als den Ärmsten ist zynisch und völlig unwürdig eines reichen Landes. Für mich ist also die Grundfrage: wer glaubt sich vor jemanden schützen zu müssen und warum und mit welchen Mitteln? Hier in Österreich, wo wir immer mehr Arme ausgrenzen, in der EU gegenüber den armen EU-Ländern und international.

Klar ist für mich, daß jede Investition in ein neues Waffensystem kein Dienst am Leben ist, pervers ist. Es gibt aber absolut zu ächtende Systeme, für die niemand, der den Titel Mensch verdient, Verantwortung übernehmen kann, da steht an erster Stelle jegliche Atomwaffe. Nicht zu vergessen ist hierbei, daß Atombomben schon einmal eingesetzt wurden und daß dies niemals so eindeutig und international geächtet wurde, wie heute doch Einhelligkeit in der Ächtung der Greuel der KZ’s weltweit besteht. Das Geschehen des 6. August, die Weiterentwicklung und der Besitz von Atomwaffen ist bis heute nicht als menschliche Entartung geächtet und allen Staaten gleicherweise verboten.

Ernst Hinterberger

Ich wünsche der Hiroshima-Veranstaltung größtmöglichsten Erfolg, weil ich der Meinung bin, daß solche Veranstaltungen nicht hoch genug eingeschätzt werden können.

Denn was sich vor über fünfzig Jahren und nach den Atombombenabwürfen in Hiroshima und Nagasaki abgespielt hat, halte ich für eine, wenn nicht die größte Schweinerei der bisherigen Weltgeschichte. Für mich ist ja schon jeder „konventionelle“ Krieg ein Verbrechen, weil in ihm an den Fronten zumeist Unschuldige in den Tod gehetzt werden und an den sogenannten „Heimatfronten“ Zivilisten zu Tausenden ums Leben kommen.

Die Krönung des Verbrechens ist aber die Verwendung von Massenvernichtungswaffen, die hunderttausendfachen Tod von Menschen zur Folge haben. Ich kann daher die diversen, für die Weiterentwicklung der Atombombe verantwortlichen Politiker, welchen Landes immer, nur als Verbrecher ansehen, so geachtet sie in der Welt auch sein mögen.

In die gleiche Kategorie gehören für mich auch jene Politiker, die auch nur in Gedanken erwägen, solche Waffen irgendwo einzusetzen. Diese Leute sollten, auch wenn sie sogenannte Staatslenker sind, nicht geachtet, sondern geächtet und als Auswurf aus der menschlichen Gemeinschaft ausgegrenzt werden. Bestenfalls sollte man ihnen Gelegenheit geben, sich die Schädel gegenseitig einzuschlagen, wenn sie unbedingt Blut sehen wollen.

Man müßte eigentlich nicht nur an einem Tag im Jahr, sondern unterbrochen an die Tragödien von Hiroshima und Nagasaki denken.

Mag. Werner Horn
Superintendent Evangelische Kirche A. B. Diözese Wien

Wieder gedenken wir in diesen Tagen der zahlreichen Opfer des Atombombenabwurfes auf Hiroshima und Nagasaki. Dieses grauenvolle Geschehen vor 53 Jahren hätte eigentlich dazu führen müssen, daß Atomwaffen nirgends auf der Welt mehr als „Kriegsmittel“ betrachtet werden. Daß sie dennoch zwar als zu vermeidendes, aber mögliches Mittel der Abschreckung angesehen werden, beweisen die Atombombentests in Indien und Pakistan. Noch sind wir vom Traum einer atomwaffenfreien Welt weit entfernt.

Man kann die Frage stellen: Was muß noch geschehen, damit Militärs und Völker zur Besinnung kommen und erkennen, daß Atomwaffen nicht in das Konzept militärischer Abschreckung passen. Wann endlich werden nukleare Waffen aus den Denkschemata militärischer Optionen verschwinden. Wann wird endlich erkannt werden, daß die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen nicht mit dem Gebot der Nächstenliebe und dem Geist der Bergpredigt zu vereinbaren ist. Ganz zu schweigen von den enormen Ausgaben für diese Art von Rüstung, die angesichts der Armut der Dritten Welt durch nichts zu rechtfertigen sind.

So dürfen wir in unseren Gedenken an die Opfer der Atombombe vor 53 Jahren die neuen nuklearen Gefahren nicht aus dem Blick verlieren. Setzen wir uns mit all unseren Kräften dafür ein, daß dem Wahnsinn in unserer Welt gewehrt wird und wir uns und unsere Welt nicht zu Tode rüsten.

Elfriede Jelinek

Es ist uns zu unserer Lebenszeit bereits die Erkenntnis gekommen (sie wurde uns schmerzhaft aufgezwungen, und andere haben dafür bezahlt), daß es uns möglich ist, mit Massenvernichtungswaffen uns selbst auszurotten. Diese Erkenntnis ist eine absolute, und nichts war danach wie es vorher war. Man sollte nun meinen, der erste Schritt nach diesem Absoluten wäre, es aufzunehmen, zu erkennen und als Wahrheit anzunehmen. Daß von Menschen nur mehr Schatten übrigbleiben können und sogar die Schatten noch schmelzen können. Aber es gibt schon wieder Staaten, für die das Erkennen dieser schrecklichen Wahrheit und Möglichkeit kein Mittel ist, zu erkennen, daß atomare Waffen auf keinen Fall und unter keinen Umständen und auch nicht einmal zu Versuchszwecken eingesetzt werden dürfen. Und Erkennen allein genügt nicht. Diese Wahrheit, die eine absolute ist, muß immer wieder vermittelt und weitergegeben werden. Müssen wir daher die Vorstellung aufgeben, daß Menschen erkennen können, was wahr ist? Ich glaube das nicht. Ich weiß aber mit Sicherheit, daß immer wieder gesagt werden muß, daß, da wir imstande sind zu erkennen, was wahr ist, wir auch danach zu handeln haben: Atomare Waffen sind von der Erdoberfläche zu verbannen, ein für allemal. Das sollte uns in unsere Schranken verweisen, angesichts des Entsetzens, das diese absolute Wahrheit bei uns auslösen müßte, jederzeit.

Kardinal Dr. Franz König

Der Abwurf der Atombombe hat die Welt verändert, mehr noch muß sich unser Denken verändern.

Menschliches Wissen stößt an Grenzen. Und diese Grenzen überschreiten, heißt Todesgefahr für Menschen und Umwelt.

Dipl.-Ing. Alfred Kohlbacher
Initiative für eine sozialistische Politik der SPÖ

Anläßlich des Gedenkens an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki fordert die „Initiative für eine sozialistische Politik der SPÖ“ die vollständige Vernichtung aller Atomwaffen.

Die Hoffnungen der Menschheit, daß mit dem Ende des Kalten Krieges auch der Rüstungswahn und die drohende Gefahr eines Atomkrieges ihr Ende finden würden, wurden bitter enttäuscht. Die Entwicklung neuer Waffensysteme und die Atomwaffenversuche einiger traditioneller Atommächte wurden und werden fortgeführt und die jüngsten Kernwaffenversuche Indiens und Pakistans zeigen, daß es nicht gelungen ist, die Weiterverbreitung von Atomwaffen zu verhindern. Der Umstand, daß auch bei den letzten Verhandlungen über Kernwaffenabrüstung in Genf keinerlei Fortschritte erzielt wurden und daß einige Mächte offensichtlich nicht bereit sind, ihre Kernwaffenarsenale zu eliminieren, wird von der „Initiative für eine sozialistische Politik“ bedauert, letzteres entschieden verurteilt.

Wir begrüßen die Acht-Staaten-Initiative für Kernwaffenabrüstung und appellieren an die Bundesregierung, sich dieser Initiative vollinhaltlich anzuschließen.

Erwin Lanc
Bundesminister a. D.

Hiroshima und Nagasaki sind Mahnung von der infernalischen Symbiose von technologischen Fortschritt und militärischen enthemmten Umgang mit dem Massenmord.

Heute ist längst erwiesen, daß es zum Sieg über Japan nicht dieser Massenvernichtung bedurft hätte. Wer das Atomoligopol sät, erntet neue Atommächte.

Ebensowenig macht heute eine Mitgliedschaft Österreichs in einem Militärpakt, der mangels Feind längst überholt ist, Sinn.

Das neutrale Österreich hat im Rahmen der UNO seit 1960 mehr internationale Solidarität geübt, als Mitglieder von Militärpaktsystemen.

Die Bürger und Bürgerinnen dieses Landes sind zu schade, um – wie in beiden Weltkriegen – für fremde Interessen zu sterben.

Schach jenen österreichischen Politikern, die aus Geltungssucht das Leben derer aufs Spiel zu setzen bereit sind, deren Gesundheit sie zu behüten hätten.

Friedenspolitik statt Atom- und Militärpolitik.

Traude Novy
Diözesanleiterin der
Katholischen Frauenbewegung Wien

Die atomare Bedrohung ist durch die Atombombenversuche von Indien und Pakistan wieder deutlich ins Bewußtsein gerückt. Die Brüchigkeit der Abschreckungstheorie zeigt sich hier deutlich. Aber auch die ungeheuren Waffenarsenale der etablierten Atommächte offenbaren ein Bedrohungspotential, das nach dem Ende des „Kalten Krieges“ und durch den Verfall der Kontrollmechanismen in Rußland sich noch verstärkt hat. Als Christin fordere ich den Einsatz aller Verantwortungsträger für die Schaffung einer atomwaffenfreien Welt. Ich fordere aber auch die österreichische Bundesregierung auf, friedensfördernd zu wirken durch Vermittlung in schwellenden Konflikten und durch solidarischen Einsatz für demokratische und gerechtere Gesellschafts- und Wirtschaftsbeziehungen. Ziel muß es sein, Kriege vorwiegend durch Vermittlung und nicht durch Abschreckung zu verhindern. Wer Solidarität in einem Militärbündnis fordert, glaubt nicht an die Realität der friedensstiftenden Kräfte der Menschheit, sondern er hat bereits vor den destruktiven Machthabern kapituliert.

Andreas Okopenko
Schriftsteller

Viel von meiner Besorgnis gilt heute den Folgen des EU-Beitritts. In raffinierter Salami-Taktik wird Scheibchen für Scheibchen vom Neutralitätsgedanken weggeschnitten. Nicht mehr aufzuhalten scheint der Beitritt Österreichs zur NATO, der nicht nur die völlige Eingliederung Österreichs in die Front des amerikanischen Weltpolizistentums im Kampf gegen die Auflehnung der Armutsländern mit sich bringen wird, sondern auch die Stationierung von erst taktischen, dann strategischen Atomwaffen in Österreich und den Ausbau unseres Landes zur neuen Raketen-„Ostmark“ der neoliberalen Festung Europa. Verhindern wir den Alptraum, daß Österreich 53 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki in Begriff ist, ein Rädchen in der Maschinerie zu werden, die weitere Städte zu Atomzielscheiben entwürdigt.

OMEGA Oesterreichische MedizinerInnen gegen Gewalt und Atomgefahren / Österr. Sektion des IPPNW

Die Österreichischen MedizinerInnen gegen Gewalt und Atomgefahren (OMEGA) nehmen seit Jahren an den Gedenkveranstaltungen für Hiroshima und Nagasaki teil.

Die Drohung mit und der Besitz von Atomwaffen ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Wenn es gelingt, daß sich alle Kernwaffenstaaten in einem Vertrag verpflichten auf die Drohung eines Einsatzes dieser Arsenale zu verzichten, wäre der Besitz von Atomwaffen strategisch wertlos.

Die jüngsten Testexplosionen in Indien und Pakistan haben die Gefahr eines neuerlichen Wettrüsten bei Nuklearwaffen gezeigt. Diese Entwicklung wurde aber auch die Weigerung der Nukleargroßmächte auf spürbare Abrüstung ihrer Arsenale begünstigt. OMEGA bemüht sich daher mit seinen Schwesterorganisationen in aller Welt um eine internationale Initiative für die Ausweitung der atomwaffenfreien Zonen, insbesondere in Europa, und um die Erstellung eines Plans, bis zum Jahr 2000 verbindliche Konzepte und Verträge für den weltweiten Abbau und die Vernichtung aller Atomwaffen vorzulegen.

OMEGA fordert daher die österreichische Bundesregierung auf, diese Anliegen offensiv zu vertreten und unser Land als Kern einer europäischen atomwaffenfreien Zone zu deklarieren. Diese Forderung schließt mit ein, daß unser Land keinem Militärbündnis beitritt, welches Atomwaffen besitzt.

Dr. Peter Riedl
Generalsekretär
Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft

Anläßlich des Hiroshima-Tages 1998 am 6. August 1998 in Wien teilt die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft allen Teilnehmern mit, daß sie das Anliegen der Friedensbewegung unterstützt und daß den österreichischen Buddhisten der Friede in der Welt ganz besonders am Herzen liegt.

Am Wiener Handelskai steht seit über 10 Jahren die Wiener Friedenspagode, die von dem japanischen buddhistischen Orden Nipponzan Miohoji erbaut wurde. Dieser Orden baut in der ganzen Welt Friedenspagoden, um so ein sichtbares Zeichen zu setzen und dem Anliegen der Friedensbewegung und einer atomwaffenfreien Welt zu dienen.

Die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft möchte aber auch darauf hinweisen, daß Friedensdemonstrationen nur eine Sache sind, um dem Frieden zu dienen. Die andere und viel schwierigere Sache ist es, im eigenen Herzen Frieden zu stiften. Es ist noch relativ leicht gegen etwas zu demonstrieren, was so weit weg ist, wie die Atombombentests in Indien und Pakistan. Es ist aber relativ schwer, den eigenen Haß, die eigene Gier und die eigene Verblendung in sich selbst zu erkennen.

All dies: nämlich Gier, Haß und Verblendung haben wir aber alle in uns – geht man nach der Erkenntnis des Gauthama Buddha. Wir haben das alle so lange in uns, bis wir es in einem schwierigen Erkenntnisweg der Achtsamkeit, Meditation und Innenschau in uns selbst erkannt, angenommen und überwunden haben. Dieser Weg der Arbeit an uns selber, dieser Weg der Erkenntnis, des Annehmens und der Überwindung der eigenen Gier und des eigenen Hasses wird wohl für die meisten für uns eine schwierige, lebenslange Aufgabe sein. Will man aber dem Frieden wirklich dauerhaft und wirkungsvoll dienen, wird man an dieser schweren und bedeutungsvollen Aufgabe nicht vorbeigehen können und so wünscht die Buddhistische Religionsgesellschaft Österreichs allen Teilnehmern auch zu dieser Aufgabe ein gutes Gelingen.

Dr. Eva Rossmann

Ich glaube nicht an den Frieden. Zumindest nicht an den Wonne-Waschtrog-und-Eierkuchen-Frieden. Ich glaube, daß wir Streitkultur brauchen. Eine Kultur, die Auseinandersetzung möglich macht, ohne daß dreingeschlagen und diffamiert wird.

Eine Kultur, in der Argumente gelten und nicht das Beharren auf der eigenen Macht. Das geht weit über den Einsatz von Waffen, oder gar Atomwaffen hinaus. Das würde bedeuten, Frauen mit ebensolchen Respekt zu behandeln wie Männer. Das würde bedeuten, in der Politik den Fakten und den Visionen mehr Wert zu geben, als billigem Stimmenfang.

Da fängt es an. Und damit, wieder die Menschen im Mittelpunkt zu sehen. Denn das Erschreckendste an den Massenvernichtungswaffen ist die Abstraktion. Da geht es um Macht- und Wirtschaftsinteressen. Menschen werden zu Massen zusammengedacht und Opfer können so ganz abstrakt als notwendig betrauert werden.

Mich erschreckt viel weniger, daß Verrückte sich eine Atomrakete verschaffen könnten. Ich halte alle für verrückt, die Atomwaffen haben, zulassen, weiterentwickeln. Ver-rückt, weil sie glauben, selbst nicht gefährdet zu sein. Weil sie nicht erkennen, daß auch die zusammengeschmolzenen Klumpen in Hiroshima einmal Menschen waren und der stinkende Fellrest daneben auch ihr gehätschelter Hund sein könnte.

Abschreckung durch Atomwaffen? Schrecken haben wir genug. Keine noch so leistungsstarke Atomrakete wird die Probleme der Arbeitslosigkeit, des Hungers in großen Teilen der Welt und der anderen Folgen eines grenzenlosen Kapitalismus lösen können. Es ist Zeit, nicht mit dem großen Tod zu drohen, sondern am gemeinsamen Überleben zu arbeiten.

Hans Sallmutter
Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten

Anläßlich des Hiroshima-Gedenktages am 6. August möchte ich im Namen der Gewerkschaft der Privatangestellten und ihrer Mitglieder Eurer Veranstaltung und der Wiener Friedensbewegung meine Solidarität und Unterstützung entgegenbringen. Die jüngsten Atombombentests in Pakistan und Indien haben wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, für eine atomwaffenfreie Welt zu kämpfen.

Ich wünsche Euch eine gelungene und denkwürdige Veranstaltung zum Hiroshima-Tag!

Richard Schadauer
Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie

Das schreckliche Ereignis in Hiroshima und Nagasaki führte nicht zum Umdenken der politisch Verantwortlichen in dieser Welt. Weiterhin wird die Erpressung mit der Ermordung von Hunderttausenden als politisches Druckmittel von unverantwortlichen Politikern in Ost, West und Süd angewendet. Schon der Besitz von atomaren Waffen ist menschenrechtlich gesehen eine verbrecherische Haltung.

Wir alle sind aufgerufen, uns dieser Entwicklung entgegenzustellen sowie die politisch Verantwortlichen an den Pranger zu stellen. Unser Protest darf nicht bei der Trauer über die Toten enden, sondern muß seine Fortsetzung in unserem politischen Handeln finden.

Die Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie fordert daher eine internationale Ächtung aller Atomwaffen. Die Schaffung einer Rechtsgrundlage, die den Besitz, die Herstellung, aber auch die Entwicklung neuer atomarer Waffen als Vorbereitung zum Völkermord bewertet. Diese Rechtsgrundlage muß den Ausgang bilden, um politisch Verantwortliche, aber auch daran beteiligte Wissenschaftler und Unternehmen, zur Verantwortung ziehen zu können.

Irmgard Schmidleithner
Vizepräsidentin des ÖGB, ÖGB-Frauenvorsitzende

Jährlich gedenken wir der Opfer von Hiroshima und Nagasaki. Wie dramatisch und unmenschlich die Folgen des Atombombenabwurfs waren beziehungsweise sind, verdeutlicht die Tatsache, daß 1996 noch 5076 Menschen in Hiroshima an den Spätfolgen des Atombombenabwurfs starben. Insgesamt beträgt die Zahl der Opfer 202.118. Allein in den ersten Monaten nach dem Angriff sollen bis Ende 1945 140.000 Menschen an den Folgen der radioaktiven Strahlung umgekommen sein.

Die Gefahr eines Atomkriegs ist auch heute nicht gebannt. In Europa mag zwar nach der Entspannung zwischen Ost und West und dem Fall des Eisernen Vorhangs die Angst vor einer Nuklear-Katastrophe abgenommen haben. Aber viele von uns haben die Angst nur verdrängt. Tatsache ist, daß die Bedrohung durch Nuklearwaffen akuter denn je zuvor ist.

Erst im Mai dieses Jahres haben sich Indien und Pakistan ebenfalls zu Atommächten erklärt. Es ist erschreckend, daß diese bettelarmen Länder ihr Geld in milliardenschwere Atombomben investieren anstatt Armut zu bekämpfen. Von den 959 Millionen Indern lebt mehr als ein Drittel unter der Armutsgrenze, der soziale und wirtschaftliche Aufschwung gilt noch lange nicht für alle.

Es ist unfaßbar, daß man für nukleare Rüstung seit 1945 ACHT TRILLIONEN US-DOLLAR ausgegeben hat. Mit diesem unvorstellbaren Betrag könnte Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Hunger, Krankheit verhindert werden und somit der Nährboden für Faschismus und Krieg „trockengelegt“ werden.

Als Pazifistin trete ich aber nicht nur für die Abschaffung der nuklearen Waffen ein, sondern für die Abschaffung aller Waffen.

Menschenwürdiges Leben in Frieden für alle in dieser einen Welt darf nicht weiter eine Vision sein.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, nehmen wir den heutigen Tag daher zum Anlaß gemeinsam mit friedlichen Mitteln und voller Kraft uns für die Realisierung einer Vision einzusetzen. Getreu dem Motto von Violet OAKLEY:

„Pazifist zu sein, bedeutet den Frieden zu verwirklichen und nicht passiv zu sein.“

Kardinal Dr. Christoph Schönborn
Erzbischof von Wien

Die Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki haben die Welt verändert. Diese beiden Namen stehen für den bedauernswerten Höhepunkt der todbringenden, militärischen Gewalt und Zerstörung mit verheerenden Langzeitfolgen.

An solchen Gedenktagen gilt im besonderen unser Gebet und Mitgefühl den tausenden Opfern und jenen, die noch immer an den Langzeitfolgen leiden. Es ist aber ebenso unsere Pflicht zu fragen, ob wir Menschen aus dieser katastrophalen Zäsur unserer Menschheitsgeschichte gelernt haben oder zu lernen bereit waren.

Bis heute lebt die Menschheit in der Angst vor der atomaren Gefahr. Die Zuspitzung durch den Kalten Krieg ist zwar überwunden, doch die atomare Rüstung existiert nach wie vor. Aktuelle Ereignisse führen uns erschreckend vor Augen, wie bombenfähiges Material außerhalb der Kontrolle der Rüstungsgiganten nahezu unberechenbar zum Einsatz gebracht werden kann. Die Kirche wird nicht müde werden, die atomare Bedrohung zu verurteilen. Der Rüstungswettlauf ist eine der schrecklichsten Wunden unserer Welt, denn es trifft direkt und indirekt die Armen.

Wir müssen uns mit ganzer Kraft auf die Botschaft Christi besinnen, die eine Botschaft der Gerechtigkeit und des Friedens ist. Deutlich wird dies in der Bergpredigt: „… selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben; … selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden; … selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden …“

Diese Botschaft soll uns ermuntern, den einzelnen, aber auch die Verantwortlichen in den Regierungen und einschlägigen Gremien. Hier ist jeder in seiner Verantwortung angesprochen. Papst Johannes Paul II. ruft uns alle, auch Wissenschaft und Forschung, unermüdlich auf, dem Leben zu dienen und sich am Primat des Sittlichen zu orientieren, alles zu unterlassen, was den Menschen einem unkalkulierbaren Risiko und einer todbringenden Gefahr aussetzt. Mit ihm tun dies viele Persönlichkeiten, Gruppen und Bewegungen, denen unser Dank gilt. Sie schärfen unser Bewußtsein, erinnern uns immer wieder an die Gefahren und appellieren an die Verantwortlichen. Dabei werden mit Recht auch die nuklearen, wie auch die chemischen und bakteriologischen Waffen und deren experimentelle Vorbereitung angesprochen.

Es ist unüberhörbar und unübersehbar, daß von diesen Gruppen auch immer deutlich die sogenannte „friedliche Nutzung“ der Hochtechnologien in Frage gestellt wird, die sehr oft ihre militärischen Wurzeln hat. Diese Technologien werden heute als Werkzeug zum Wohl der Menschheit vervollkommnet und eingesetzt. Trotzdem bergen nukleare Techniken und oft auch chemische und biologische Experimente bis hin zu den aktuellen biotechnischen und genetischen Manipulationen Risken und Unwägbarkeiten in sich, deren Langzeitfolgen im Falle eines unvorhergesehenen Faktors oder gar einer Katastrophe nicht absehbar sind.

Im besonderen trifft dies alles auf die Kernenergie zu. Sie ist eine Technik, die eine fast völlige Fehlerlosigkeit voraussetzt. Da zu unserem Menschsein auch das „Fehlermachen“ gehört, zählt die Atomenergie zu den risikoreichsten Techniken. Hinzu kommt, daß bis heute die Endlagerung des radioaktiven Abfalls nicht gelöst ist. In zunehmenden Maße sind moderne und neue Techniken auf ihre Zukunftsfähigkeit und ökologische, soziale und ethische Vertretbarkeit zu hinterfragen. Allzu oft versperren kurzfristige ökonomische Interessen die verträglichen alternativen Wege.

Uns Christen kommt eine besondere Verantwortung zu, denn hier droht dem Menschen und der ganzen Schöpfung Gefahr, dessen Teil er ist. Er sieht sich in seiner Verantwortung bekräftigt, wenn er den Prioritäten der Bergpredigt folgt.

Kaplan Franz Sieder
Vorsitzender Christinnen und Christen für die Friedensbewegung

Wir begehen heuer das Gedenkjahr zu 50 Jahre Menschenrechte. Vor 50 Jahren wurden in New York die Menschenrechte von den Vereinten Nationen für die ganze Welt feierlich proklamiert. Dieses weltweite Bekenntnis zu den Menschenrechten war ein großer humaner Fortschritt in unserem Jahrhundert. Ich frage mich aber, ob es nicht auch zu den Menschenrechten gehören sollte, daß wir nicht ständig durch die atomare Gefahr bedroht und in Schach gehalten werden. Ist es nicht eine Heuchelei und Verlogenheit auf der einen Seite die Menschenrechte von anderen Staaten einzufordern, selbst aber die Bereitschaft zu haben, mit Atombomben Millionen von Menschen zu töten. Die NATO hat in ihren Grundsätzen die Bereitschaft, im Ernstfall die Nuklearwaffen auch für einen Ernstfall einzusetzen. Diese Bereitschaft ist die Bereitschaft zum millionenfachen Mord. Ein solches abscheuliches und zutiefst unmoralisches Ansinnen ist für mich schon Grund genug ein entschiedener Gegner der NATO zu sein. Ich würde auch hier von den offiziellen Vertretern meiner Kirche klarere Worte und ein entschiedeneres NEIN zu NATO erwarten. Die Österreichische Volkspartei, die sich so lautstark für einen österreichischen Beitritt zur NATO einsetzt, müßte gerade in diesem Punkt ihre Christlichkeit neu überprüfen. In diesem Jahr war die Welt entsetzt über die Atombombenversuche in Indien und Pakistan. Mich hat noch mehr entsetzt, daß das Volk von Pakistan über diese Versuche gejubelt hat. Ich verurteile alle Atombombenversuche zutiefst, aber ich möchte auch hier sagen, daß ich die Verurteilung dieser Versuche von den übrigen Nuklearstaaten unserer Welt als Verlogenheit empfinde. Solange sie nicht klar signalisieren, daß sie einen Ausstieg aus den Atomwaffen suchen, haben sie nicht das Recht, auf andere mit dem Finger zu zeigen.

Für mich gehört Hiroshima und Nagasaki zu den traurigsten Kapiteln in der Geschichte der Menschheit. Präsident Truman gehört für mich zu den größten Verbrechern dieses Jahrhunderts. Er hat sich nicht gescheut, nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima, der mehr als hunderttausend Menschen das Leben gekostet hat, den Befehl für die zweite Atombombe auf Nagasaki zu geben. Solche Befehle sind zutiefst menschenverachtend und jene, die sie gegeben haben, müssen auch vor der Geschichte an den Pranger gestellt werden, um die Verbrechen nicht zu verharmlosen. Im Namen des Glaubens verurteile ich jene, die verantwortlich waren für die atomaren Morde in Hiroshima und Nagasaki und im Namen des Glaubens verurteile ich alle jene, die heute nicht klüger geworden sind und noch immer die Bereitschaft zu einem atomaren Erstschlag in sich tragen. Alle atomaren Arsenale gehören weder kontrolliert noch reduziert, sondern vernichtet.

DSA Waltraud Stiefsohn
Vorsitzende KPÖ-Wien

Die beiden ersten Atombomben vor 53 Jahren sind für uns heute, und nicht nur an diesem Datum, Gedenken und Aufforderung: Gedenken an die dieser Machtdemonstration zum Opfer gefallenen Menschen und zugleich Aufforderung an uns, alle fortschrittlichen und demokratischen Kräfte zu mobilisieren, die Bedrohung durch die immer noch vorhandenen Atomwaffenarsenale endgültig aus der Welt zu schaffen.

Die aktuelle Diskussion über eine künftige Gestaltung europäischer Sicherheit zeigt eines sehr deutlich: die politischen Eliten wollen das Transatlantische Bündnis, die NATO, als ein sogenanntes gesamteuropäisches Sicherheitssystem fix etablieren, und diese NATO hat bislang nicht auf den Einsatz von Atomwaffen verzichtet. Im Gegenteil, der Einsatz wird in der geltenden Doktrin ausdrücklich fortgeschrieben.

In Österreich sind VertreterInnen der Regierungskoalition, insbesondere der ÖVP, aber auch FPÖ und LIF, dafür, daß unser Land einem Militärbündnis – sei’s NATO oder WEU – beitreten soll. Das bedeutete, daß wir, neben der Beistandspflicht, die Atomwaffendoktrin der Allianz übernehmen müßten und im äußersten Fall auch diese Waffen in Österreich stationiert werden könnten.

Gegen diese verhängnisvolle Politik unterstützen wir Initiativen in ihrem Einsatz gegen den Beitritt Österreichs zu einem Militärbündnis und treten für die Neutralität und eine aktive Neutralitätspolitik Österreichs ein. Wir treten ein für Abrüstung und Entmilitarisierung, für die Vernichtung aller Atomwaffen und gegen alle Atomwaffentests. Wir begrüßen auch internationale Bewegungen, wie z.B. für neutrale und atomwaffenfreie Zonen in Europa. Die Forderung nach einer konsequenten Friedenspolitik, nach Abrüstung für Entwicklung und soziale Gerechtigkeit ist aktueller denn je.

Arthur West

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Verstoß der menschengefertigten nuklearen Hölle auf Hiroshima und Nagasaki sehen wir uns von ihr in neuen Dimensionen bedroht.

Atomare Vernichtungswaffen wurden perfektioniert und gehortet, die Anzahl ihrer Erzeuger ist neuerlich gestiegen, die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten unkontrollierbarer denn je: Denn wer wüßte zu bestimmen, in welchem Stadium welcher Überlegungen welcher politischer und wirtschaftlicher Machthaber der Einsatz nuklearer Waffen zum Instrumentarium des jeweiligen Krisenmanagements gehören könnte?

Weltweit wie die Bedrohung – und nicht minder virulent als sie! – gilt es daher die Bewegung GEGEN sie zu entfalten. Und weltweit trägt jedes Quentchen Virulenz dazu bei. Auch das unsere.

Lassen wir uns nicht beirren von unserer derzeitigen Schwäche: Sie fußt NICHT auf unserer Chancenlosigkeit, sondern auf unserem zeitweiligen Kleinmut; und der ist überwindbar.

In unserer Zeit der Globalisierung nicht nur der Gefahr, sondern auch der unvorstellbaren Profite ebenso wie des nicht minder unvorstellbaren Elends darf und wird auch das Ringen um Ächtung und Vernichtung aller, aber auch wirklich aller nuklearen Waffensysteme letztlich nicht unglobalisierbar bleiben.

Aus ganzen Herzen grüße ich alle, die sich darum bemühen.

 

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